A & B stehen nicht nur vorne im Alphabet, auch bei den Mitgliedern der Kammer zeichnet sich immer deutlicher ein grundlegender Wandel ab: Angestellte und beamtete Architektinnen, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplanerinnen bilden schon heute die Mehrheit. Zwar ist dieser Vorsprung noch schmal, doch die Eintragungszahlen der vergangenen Jahre sprechen eine deutliche Sprache: Selbständig ein Architekturbüro zu führen, hat an Attraktivität verloren. Berufseinsteiger bleiben häufig als Arbeitnehmer in freien Büros, in Unternehmen, bei Banken und Versicherungen oder in Behörden. Den Wunsch, bald selbst ein Büro zu führen, haben sie nicht.
Die gute Nachricht für die Kammer dabei: Damit wandelt sich die Kammermitgliedschaft von einer schlichten Notwendigkeit zu einer bewusst getroffenen Entscheidung. Und offenbar gibt es sehr gute Gründe dafür, denn der offensichtliche Nutzen der Bauvorlageberechtigung wiegt bei den meisten angestellten und beamteten Mitgliedern doch wesentlich weniger schwer als bei Freischaffenden. Wer sich als Angestellter oder Beamter für die Kammermitgliedschaft interessiert, hat viele andere gute Gründe: das Versorgungswerk, die geschützte Berufsbezeichnung, die Möglichkeit, sich im Rahmen der Kammer für seinen Berufsstand zu engagieren und und und. Dennoch wird sich vermutlich mit der Mitgliederstruktur auch die Kammer ändern.
Deshalb nahm der Vorstand bei seiner Klausur am 8. und 9. Februar 2019 dies als eines von zwei großen Themen in den Blick. Es ging um die Frage, welchen Einfluss die Mitgliederstruktur auf Fragen der Berufspolitik hat. Und es ging darum, wie die Kammer mit ihrer Arbeit einer sich wandelnden Berufsrealität ihrer Mitglieder gerecht werden kann. Nicht nur, aber auch die Öffentlichkeitsarbeit stand hier auf dem Prüfstand. Wichtiger noch als die Vermittlung war allerdings die Frage nach dem, was zu vermitteln ist - also die Frage nach konzeptionellen Neuerungen.
Erste Ergebnisse zielen auf eine verstärkte Ansprache der angestellten und beamteten Mitglieder ab, die beispielsweise in den Gremien - angefangen von der Vertreterversammlung bis zum Vorstand, aber auch in informelleren Kreisen wie den KammergruppenTeams noch deutlich unterrepräsentiert sind. Ehrenamt, so das Fazit der Klausur, muss keine Chefsache bleiben - weder in den Büros noch im Amt. Gerade das Engagement und die Sichtweise von Berufseinsteigern wären sehr willkommen...
Von den Babyboomern zu den Millenials
Ein zweiter Themenkreis, der unmittelbar an den die Diskussion des ersten anschloss, war der Generationenwechsel: Die Generation der Babyboomer, also der bis zum Pillenknick um 1970 Geborenen, befindet sich bereits in der zweiten Phase ihres Berufslebens. Um 2030, also in kaum zehn Jahren, treten sie mehrheitlich ihre Altersrente an. Damit verabschiedet sich eine "Generation der vielen" - wie die Referentin des Impulsvortrages, Prof. Rump, sie charakterisierte - und die Generationen X, Y und Z bestimmen den Berufsalltag. Gemeinsam haben die ab 1970, 1985 und 2000 Geborenen, dass sie die "Wenigen" sind: ohne oder mit nur einem Geschwister umsorgt aufgewachsen, stets gewohnt, das "knappe Gut" zu sein, treten sie sehr viel selbstbewusster als ihre Eltern ins Berufsleben ein. Angesichts einer sehr guten konjunkturellen Situation und des damit verbundenen Fachkräftemangels können sich diejenigen, die wirklich Fachkräfte sind, das auch erlauben.