Mainz, Speyer und Worms haben sich Anfang 2020 mit ihrer gemeinsamen jüdischen Geschichte und ihren SchUM-Stätten bei der UNESCO um die Anerkennung als Weltkulturerbe beworben. In diesem Rahmen soll der Alte Jüdische Friedhof „Auf dem Judensand“ in Mainz gestalterisch aufgewertet werden und einen Besucherpavillon erhalten. Die Landeshauptstadt hatte hierfür einen landschaftsplanerischen und architektonischen Wettbewerb ausgelobt. Besonderes Augenmerk lag auf der internen Erschließung sowie der optischen Außendarstellung. Beim ausgelobten Realisierungswettbewerb mit Ideenteil vergab das Preisgericht drei Preise und zwei Anerkennungen.
26. November 2020
Alter Friedhof Judensand in Mainz
1. Preis
Der erste Preis ging an SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten GmbH (Berlin) mit Holzer Kobler Architekten GmbH (Zürich). Besonders angetan war die Jury von der umlaufenden Eibenhecke, welche die historische Einfriedung des Friedhofes aufnehme. Die Hecke erzeuge ein einheitliches Erscheinungsbild und ermögliche dank gezielter Öffnungen eine Sichtverbindung und damit eine Auseinandersetzung mit dem Ort, so die Preisrichter. Dabei setzten die in Stahlrahmen eingefassten Öffnungen geschickt bestimmte Orte auf dem Friedhof in Szene. Entlang der Mombacher Straße biete die 1,50 Meter hohe Hecke Einblicke in das Gelände des Besucherfriedhofs, umgekehrt verdecke sie vom Besucherfriedhof aus betrachtet den Straßenverkehr. Das Areal des Besucherzentrums werde durch einen großzügigen, ebenerdigen Platz gebildet, der sich an den bestehenden Mauern orientiere. Der Besucherpavillon werde als kompakter, klarer Baukörper präsentiert, mit einem nach Norden gerichteten Außenbereich, der auch während der Schließzeiten einen Ausblick auf den Besucherfriedhof ermögliche. Das nachhaltige Konzept einer grünen Einfriedung mit Sichtlücken mache aus dem Friedhof eine historische Stätte der Entdeckung, so das Fazit der Jury.
2. Preis
Dem zweitplatzierten Entwurf der Ferdinand Heide Architekt Planungsgesellschaft mbH (Frankfurt) mit Die LandschaftsArchitekten Bittkau-Bartfelder PartG mbB (Wiesbaden) gelinge eine umfassende Erschließung in Verbindung mit einer markanten, transparenten Umzäunung des Friedhofgeländes, lobte das Preisgericht. Das Besucherzentrum sei geschickt platziert und als Gelenk in die umfassende Spange integriert. Dank seiner klaren, zurückhaltenden Architektur füge es sich zudem wohltuend ein. Überarbeitungsbedarf sah die Jury jedoch bei der Wegeführung im Bereich zwischen Paul-Denis-Straße und Fritz-Kohl-Straße.
3. Preis
Mit einem dritten Preis wurde der Entwurf der Koeber Landschaftsarchitektur GmbH mit VON M GmbH (beide Stuttgart) bedacht. Zentrales Planungs- und Gestaltungselement ist die Symbolik des Kreises als Zeichen des endlosen Kreislaufes des Lebens: Das Besucherzentrum – ein Rundbau mit spiralförmiger Aussichtsrampenkonstruktion – schaffe eine große, visuelle Erlebbarkeit. Der Gebäudezugang sei jedoch zu überarbeiten, ebenso das Einfriedungskonzept, so das Preisgerichtsurteil.
Anerkennungen
Die Jury würdigte die Arbeiten von wbp Landschaftsarchitekten GmbH (Bochum) mit Hille Tesch Architekten + Stadtplaner PartGmbH (Ingelheim) sowie Topotek 1 GmbH (Berlin) mit ARGE merz merz gmbh&co.kg (Stuttgart) und Topotek 1 Architektur GmbH (Zürich) mit Anerkennungen.