Auf Initiative der Architektenkammer sind seit der Flut im letzten Jahr im Rahmen des Wiederaufbaus für die Betroffenen kostenlose bautechnische Vor-Ort-Beratungen durch Architekturbüros eingerichtet worden. Zahlreiche Büros führen darüber hinaus Schadensbegutachtungen durch, während die Kammer Fachforen und Informationsveranstaltungen anbietet und die Vernetzung der Akteure vor Ort unterstützt.
Vizepräsidentin Edda Kurz und Kammergruppensprecher Carsten Herges, die die Kammer vertraten, berichteten, dass sich das Tätigkeitsfeld der Architekten zunehmend verlagert: Von der Einzelmaßnahme, dem einzelnen Haus oder Wohnkomplex hin zum Gesamtbild einer Region. Ortsprägende Gebäude und Bauten beeinflussen beim Wiederaufbau das Ortsbild und die Region nachhaltig. Die Architektenkammer ist im regen Austausch mit Behörden, kommunal Verantwortlichen und anderen Akteuren und hat die Idee von "mobilen Gestaltungsbeiräten" eingebracht, die beratend in den Orten tätig werden könnten.
Es wird insbesondere für die nächsten Monate spannend werden, welche Auswirkungen vorliegende Tourismuskonzeptionen und Ideen auf die Dorf- oder Ortsentwicklung haben werden, wie mögliche Tourismuskonzepte inhaltlich gestaltet sein werden und welche Besuchergruppen angesprochen werden sollen.
Im Gespräch mit betroffenen Bürgerinnen und Bürger zeige sich, dass die Sorge vor weiteren möglichen Überschwemmungen groß ist, so Herges. Es ginge nicht nur darum, den Wiederaufbau hochwasserresilient und nachhaltig zu gestalten, sondern dem Fluss mehr Raum zu geben. Dieses Bewusstsein habe sich vor Ort intensiv eingeprägt. Das Informationsbedürfnis der Menschen ist groß. Es ist eine Herausforderung, die vielen Informationen zu adressieren und fortlaufend im Austausch zu bleiben, um so für eine gleichgute Informationslage zu sorgen.
Ein weiterer Themenkomplex waren die Auswirkungen der Ukraine-Krise auf die Bauwirtschaft, insbesondere auf den Wiederaufbau im Kreis. Der Baupreisindex sei nach wie vor steigend. Die starke Nachfrage im Kreis führe zu massiven Preiserhöhungen. Davon Betroffene können durch Verwendungsnachweise einen Nachweis über die Kostensteigerung erbringen und erhalten dieses Geld nachträglich zurück (Antragsverfahren ISB). Letzter Themenkomplex war die Bauleitplanung sowie mögliche Erleichterungen für den Wiederaufbau. Aus Zeitgründen konnte dieser Bereich nur angerissen werden, daher wird das Gespräch fortgesetzt. Die Landtagsabgeordnete Susanne Müller dankte Herges und Kurz für das Engagement der Architektenkammer beim Wiederaufbau und die gute Kooperation und Unterstützung der Betroffenen in der Region und versprach, die Informationen aus dem Gespräch für die weitere Arbeit in der Enquete-Kommission mitzunehmen.