15. Februar 2013

Debatte um die Zukunft des Mainzer Rathauses

Mit verschiedenen Veranstaltungen versuchen mehrere Institutionen die Debatte um das Mainzer Rathaus zu versachlichen. Darunter auch die Mainzer Architekten, gemeinsam mit der Architektenkammer.

Seit Jahren steht das Mainzer Rathaus im Fokus einer öffentlichen Debatte, die sich in den letzten Monaten zusehens zugespitzt hat. Auslöser ist die notwendige Gesamtsanierung des 1973 nach Entwürfen des dänischen Architekten Arne Jacobsen errichteten Gebäudes. Während die Gegner einer Sanierung die erforderlichen Kosten und die Monumentalität des Gebäudes kritisieren, weisen die Befürworter auf die Qualitäten und die architekturgeschichtliche Bedeutung des mittlerweile denkmalgeschützten Baus hin.

Die Mainzer Architekten setzen sich bereits seit längerem für die Erhaltung des Denkmals ein. Unter dem Motto „Denk mal modern“ organisierten sie 2011 im Rahmen der „woche der baukultur“ mehrere Veranstaltungen zur Thematik und Ende 2012 schaltete sich die Kammergruppe mit einer Pressemitteilung in die Debatte ein. Anfänglich schienen die Befürworter einer Abrisslösung Oberhand zu gewinnen, durch intensive Diskussionen entstand allerdings mehr und mehr Verständnis und Respekt für das Monument der 1970er Jahre.

Am 31. Januar hatten die Mainzer Architekten zusammen mit der Landesdenkmalpflege und der Architektenkammer erneut zu einer Vortragsveranstaltung ins Zentrum Baukultur eingeladen. Hauptredner Professor Alexander Reichel wies in seinem Beitrag nach, dass eine Sanierung wirtschaftlich wie nachhaltig sinnvoll sei. Reichel beschäftigt sich seit Jahren mit ganzheitlichen Effizienzberechnungen, bei denen der Energieverbrauch eines Gebäudes fürs Heizen und Kühlen nur ein Einflussfaktor von vielen ist. Zur vollständigen Betrachtung gehören auch die mit dem Material verbaute „graue“ Energie, die für den Abbruch benötigten Ressourcen, der hohe Energieeinsatz für den Neubau und weitere Umweltbelastungen. Bei der Veranstaltung wies Reichel darauf hin, dass Untersuchungen zu Konstruktion, Materialien und Alterung von Gebäuden belegt hätten, dass die Oberfläche von Gebäuden zwar nach 30 Jahren überholt werden müsse, der Rohbau aber frühestens nach 100 Jahren. Nicht die Zeit sei das eigentliche Kriterium, sondern die einem Gebäude innewohnenden räumlichen Qualitäten.

Bürgerinformation der Stadt Mainz

Eine Woche zuvor, am 25. Januar, hatte die Stadt Mainz bereits zu einer Bürgerinformation in den Ratssaal des Mainzer Rathauses eingeladen. An diesem Abend wurde vor allem die Bedeutung des Mainzer Rathauses aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Nach der Begrüßung durch die Beigeordnete der Stadt, Marianne Grosse, führte Professor Dr. Werner Durth in die Thematik ein. Er gab einen Rückblick über die Geschichte der Stadt Mainz und den Rathausbau und zog Vergleiche zu anderen Städten und ihren Rathäusern. Landeskonservator Dr. Joachim Glatz informierte anschließend über die zu beachtenden denkmalpflegerischen Aspekte beim Mainzer Rathaus. Auch bei dieser Veranstaltung meldeten sich die Mainzer Architekten, diesmal im Schulterschluss von Kammergruppe, BDA, AIV und Werkbund, in einer Stellungnahme zu Wort. Abschließend diskutierten die zahlreichen anwesenden Bürger das Für und Wider einer Sanierung. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr.-Ing. Michael R. Frank.

Eine zweite Bürgerinformation findet am 15. März 2013 um 18 Uhr ebenfalls im Ratssaal des Mainzer Rathauses statt. An diesem Abend wird es um die finanziellen Aspekte gehen: Architekt Martin Dörnemann von der Mainzer Aufbaugesellschaft MAG wird eine Bestandsdiagnose und eine Machbarkeitsstudie vorstellen, Bürgermeister Günter Beck ein Finanzierungsmodell aufzeigen und Dr.-Ing. Michael R. Frank die Grundzüge der Projektentwicklung darstellen. Schließlich werden die beiden Mitarbeiter der Stadt, Christian Rausch und Angelika Spautz, von ihrem Alltag im Rathaus Mainz berichten.

   

Archivbeitrag vom 15. Februar 2013