Frau Schreiber, Sie haben Architektur studiert und nach Ihrem Diplom ein Volontariat in einer Public Relations (PR) Agentur begonnen. Was hat Sie zu diesem Wechsel veranlasst?
Ich habe schon während meines Studiums bei der Architektenkammer Rheinland-Pfalz in der Öffentlichkeitsabteilung gejobbt, das hat mir immer Spaß gemacht. Ausschlaggebend war aber mein Praxissemester. Ich habe ein halbes Jahr in einem Architekturbüro in Berlin gearbeitet, das hat mich abgeschreckt. Die Mitarbeiter waren ständig angespannt und waren unzufrieden. Viele Überstunden: Die macht jeder. Dass man nicht viel Geld verdient war mir schon klar. Ich war aber von der Arbeit demotiviert. Dieses Büro hatte große Projekte, die sich über mehrere Jahre hinzogen und man hat kein Ende gesehen. Vielleicht war ich zu diesem Zeitpunkt auch noch zu unerfahren? Nach diesem Praktikum war für mich jedenfalls klar, dass ich nicht in einem Architekturbüro arbeiten will.
Was haben Sie dann gemacht?
Ich habe erstmal über Alternativen nachgedacht. Dabei bin ich darauf gekommen, dass ich mir gut vorstellen könnte in der Redaktion einer Architekturzeitschrift zu arbeiten. Um das auszuprobieren habe ich ein Praktikum beim Design Report gemacht; leider nur einen Monat lang, da ich nur wenig Zeit während des Studiums hatte. Vielleicht wäre es besser gewesen, ein Urlaubssemester zu nehmen, aber ich wollte nicht unnütz mein Studium hinauszögern.
Konnten Sie in der Redaktion richtig mitarbeiten?
Naja, ich durfte auf jeden Fall viel schreiben, zwar nur kleinere Beiträge, aber das hat gut geklappt und das hat sehr viel Spaß gemacht. Danach war für mich klar: Das will ich machen.
Sie haben dann aber in der PR-Branche gearbeitet?
Ja, kurz nach meinem Diplom habe ich eine Anzeige gelesen: Agentur sucht Beraterin für Bau-PR. Die Beschreibung klang so gut, dass ich dachte: Das ist es! Ich habe mich beworben und die Agentur hat mich zwar nicht als PR-Beraterin eingestellt, die Chefin hat mir aber ein Volontariat angeboten.
Was macht man als PR-Volontärin?
Eigentlich ist das noch einmal eine Ausbildung in der Öffentlichkeitsarbeit. Aber die meisten Volontäre machen von Anfang an die selbe Arbeit wie ein PR-Berater - learning by doing. Ich habe direkt drei Kunden von meiner Vorgängerin übernommen, später habe ich dann für fünf Firmen die Pressearbeit gemacht, das heißt Texte über die Produkte der Kunden Unternehmensmeldungen, Personalmeldungen und Reportagen schreiben und diese den Redaktionen anbieten. Im Gegensatz zur Werbung informieren wir ja die Medien über neue Produkte und schalten keine Anzeigen.
Das heißt, Sie sind direkt ins kalte Wasser gesprungen und haben von Anfang an selbstständig eigene Kunden betreut?
Ja und nein: Offiziell schon, aber natürlich hat meine Chefin auf alles noch einen Blick geworfen und auch alle Texte Korrektur gelesen.
War es einfach die Arbeit zu machen oder mussten Sie am Anfang viel lernen?
Vor allem haben mir Marketing-Kenntnisse gefehlt. Die Öffentlichkeitsarbeit muss natürlich auf die Werbestrategien und die neuen Produktlinien der Unternehmen abgestimmt sein und auf aktuelle Veränderungen im Unternehmen schnell reagieren. Meine Chefin hat mir im Laufe der Zeit sehr viel über Marketing erklärt. Einmal in der Woche gab es eine Unterrichtsstunde für mich und zwei weitere Kollegen, die auch neu angefangen hatten.
Hat Ihnen die Arbeit Spaß gemacht?
Ja, schon. Wir haben leider keine Events oder Veranstaltungen organisiert. Die Agentur hat nur die klassische PR-Arbeit angeboten, das heißt, wir haben ausschließlich Pressetexte geschrieben. Das war mir vorher nicht klar. Schwer fand ich auch, mich in die Kunden reinzudenken, immer auf dem Laufenden zu bleiben, vielleicht sogar vorauszuahnen, was der Kunde brauchen wird.
Wie wichtig ist Fachwissen über die Branche des Kunden, also in Ihrem Fall über Architektur?
Für die Kunden, die ich betreut habe, hätte man kein Architektur-Fachwissen gebraucht. Im Gegenteil, manchmal war es sogar hinderlich. Durch das Studium hat man einen gewissen Geschmack und Stil entwickelt, manche Produkte entsprechen dem aber gar nicht, trotzdem muss man das Produkte im Pressetext erklären. Das fiel mir manchmal schon schwer.
Wie lange dauert ein PR-Volontariat?
Maximal zwei Jahre, genau festgelegt ist das nicht, die Berufsbezeichnung PR-Berater ist nicht geschützt. Mein Volontariat hat ein Jahr gedauert. Dazu gehörte auch eine siebentägige Fortbildung beim Deutschen Institut für Public Relations.
Ist es auch möglich direkt als PR-Berater anzufangen, ohne vorher ein Volontariat zu machen?
Ja, das geht schon. Bei uns in der Agentur gab es zwei Kollegen, die diesen Einstieg geschafft haben: Einer hatte zuvor bereits mehrere Jahre als Architekt gearbeitet und die andere hatte ebenfalls Architektur studiert, aber auch schon als freie Journalistin viel geschrieben, sie war als Praktikantin lange bei der Detail und bei der AIT.
Wie viel verdient man als PR-Berater?
Ich glaube, das ist ähnlich wie bei den Architekten, am Anfang so zwischen 2.100 und 2.300 Euro, bei den großen Unternehmen kann das auch mehr sein. Als Volontärin verdient man natürlich viel weniger. Aber ich hatte Glück: Ich habe ein bisschen mehr bekommen, da ich den Kunden gegenüber als fertige PR-Beraterin aufgetreten bin. Einige Volontäre, die ich kennen gelernt habe, verdienten zwischen 1.000 - 1.200 Euro.
Was würden Sie jemanden raten, der ebenfalls Architektur studiert hat und sich nun überlegt in die PR-Branche zu wechseln? Was sollte er an Fertigkeiten und Kenntnissen mitbringen und worauf sollte er achten?
Man sollte schon texten können. Man muss in der Lage sein zu recherchieren und man sollte sich auf unterschiedliche Kunden und Produkte einstellen können - auch wenn sie einem persönlich nicht gefallen. Es sollte außerdem jedem bewusst sein, dass er nicht nur für schöne Fachzeitschriften schreibt, dass Texte je nach Medium ganz unterschiedlich geschrieben werden - das war mir beispielsweise vorher überhaupt nicht klar - und man sollte sich genau überlegen, ob man in einer Agentur arbeiten möchte oder lieber in einem Unternehmen. Wichtig ist noch, ob nur Pressemeldungen geschrieben werden oder ob die Mitarbeiter auch Veranstaltungen organisieren.
Waren Sie zufrieden mit Ihrer Agentur?
Es ist immer schwieriger in einer Agentur als PR-Berater zu arbeiten, als direkt in einem Unternehmen. Dort ist man Kollege und in der Agentur Dienstleister, außerdem bekommt man im Unternehmen Informationen viel schneller mit. Darum hätte ich versucht, wenn ich in der Öffentlichkeitsarbeit geblieben wäre, in die PR-Abteilung eines großen Unternehmens zu wechseln. Mein Traum war es, in der PR-Abteilung eines großen Architekturbüros zu arbeiten, beispielsweise bei Gerkan, Marg und Partner.
Den Traum haben Sie jetzt aufgegeben?
Ja, ich bin jetzt wieder als Planerin tätig, allerdings nicht in einem Architekturbüro sondern bei einem Hörakustik-Unternehmen: Ich entwerfe deutschlandweit die Filialen unserer Firma. Den Job habe ich überraschend angeboten bekommen und bin jetzt sehr glücklich damit.
Bereuen Sie im Nachhinein Ihren Ausflug in die PR?
Nein, ich habe in der Zeit viel gelernt.
Was zum Beispiel?
Ich habe inzwischen einige Marketing-Kenntnisse und ich weiß, wie man einem Kunden gegenüber auftritt. Außerdem habe ich gelernt aktiv zuzuhören, zwischen den Zeilen das Wichtige heraus zu hören. Das hilft mir auch bei meiner jetzigen Arbeit.
Wären Sie nach Ihrem Volontariat in der Agentur übernommen worden, wenn Sie gewollt hätten?
Ja, ich denke schon.
Gab es viele Bewerber auf Ihre frei werdende Stelle?
Knapp 100 Bewerber …
… und alle hatten Architektur studiert?
Nein, darauf hat die Agentur zum Schluss gar nicht mehr geachtet, Hauptsache die Bewerber hatten überhaupt studiert und bereits möglichst viel geschrieben.
Macht es überhaupt Sinn, sich als Architekt auf eine PR-Stelle zu bewerben?
Ja, sicher. Die ganze PR-Branche besteht aus vielen Quer-Einsteigern, da haben auch Architekten eine Chance, besonders natürlich wenn PR-Berater für die Bau-Branche gesucht werden.
Stellenangebote:
www.newsroom.de
Weitere Informationen:
www.dprg.de - Deutsche Public Relations Gesellschaft
www.dipr.de - Deutschen Institut für Public Relations