Vor wenigen Wochen wurde das Ergebnis der Konjunkturumfrage der Architektenkammern für 2024 veröffentlicht. Adressaten der Befragung waren die selbstständig tätigen Kammermitglieder bis 70 Jahre. Die Befragung erfolgte in der dritten Kalenderwoche online. Gegenstand waren die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und der damit verbundenen Energiekrise, steigende Preise, Engpässe bei Personal und Produkten, sowie die wirtschaftliche Situation in Architektur- und Planungsbüros.
Im Vergleich zum letzten Jahr hat sich die Lage bundesweit verschlechtert. Besonders Innenarchitektinnen und Innenarchitekten leiden unter der Konjunktur. Im Gegensatz dazu sind Landschaftsarchitekturbüros gut ausgelastet. Wie in den vergangenen Jahren liegt Rheinland-Pfalz in allen Geschäftsbereichen jeweils im Mittelfeld der Bundesländer.
Differenziert nach Bürogrößen erwarten kleinere Büros mit bis zu fünf Mitarbeitenden vermehrt Schwierigkeiten. Sie befürchten, dass steigende Baukosten aufgrund höherer Preise für Baumaterialien und hohe Zinsen die Herausforderung für die nächsten Jahre sein werden und zu einem Auftragsrückgang führen.
Die Zeichen stehen auf Krise
Die Hälfte aller Befragten erwartet für das kommende Jahr eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. Private Auftraggeber halten sich vor allem mit Neubauten zurück. Insgesamt fehlen die Investitionen im Wohnungsbau.
Bürokratie als Hindernis
Kolleginnen und Kollegen klagen neben dem durch hohe Zinsen und hohe Materialkosten schlechten wirtschaftlichen Umfeld über die überbordende Bürokratie. Die Anforderungen werden hier immer anspruchsvoller. Im Verfahren werden zunehmend Fachbehörden beteiligt. Diese zu bündeln und mit entscheidungsbefugten Sachbearbeitern zu besetzen, beschleunigt solche Verfahren. Auch eine durchgängige digitale Bearbeitung von Anträgen verkürzt die Prozesse.
Normen, Vorschriften, Anforderungen an Standards und Nachhaltigkeitsaspekte müssen einfacher werden. Eine praxisorientierte Überprüfung mit dem Ziel einer Vereinheitlichung und Reduzierung drängt sich auf. Widersprüche in Normen und Vorschriften sind regelmäßig bei Modernisierung von Bestandsbauten ein vorprogrammierter Konflikt.
Verständnis für solche Vorgaben zu entwickeln, die aufwendig abzuarbeiten sind, fällt schwer. Hier sind Vereinfachungen dringend geboten. Vorgaben müssen zusammengefasst und Wege aufgezeigt werden, wie diese mit vernünftigem Aufwand zu bearbeiten sind. Wir brauchen eine praxisorientierte Überprüfung von Normen und Vorschriften mit dem Ziel, das Bauen einfacher, schneller und bezahlbarer zu machen.
Eine Orientierung am gesunden Menschenverstand oder zumindest am erfahrenen Architekten- und Ingenieurverstand hilft hier weiter. Macht es einfacher und nicht noch komplizierter.