Ist es schwierig in den USA einen Job als Architekt zu bekommen?
Zu dem Zeitpunkt war die Marktlage in Los Angeles recht gut, wobei ich das nicht flächendeckend auf die ganze USA übertragen würde. Die Metropolenregion von L.A. hat 18 Mio. Einwohner, es gibt sehr viel Platz, sehr viel Geld, interessante Klienten und sehr starke internationale Beziehungen. Viele Planungen, die dort gemacht werden, sind für ein internationales Klientel.
Haben sich die internationale Währungs- und die Immobilienkrise in den USA stark auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt?
Sehr stark. Besonders Büros mit großen, internationalen Projekten haben die Auswirkungen zu spüren bekommen. Manche Büros haben ihre Mitarbeiterzahl halbiert. Am wenigsten waren Büros betroffen, die kleinere Projekte im privaten oder akademisch-institutionellen Sektor bearbeiten.
Ist die Lage inzwischen wieder besser?
Viele Büros sind geschrumpft, haben sich eventuell auch gesund geschrumpft. Aber auch in der Zeit der Entlassungen wurden immer wieder Mitarbeiter für bestimmte Positionen, oder mit besonderen Kenntnissen gesucht, oder solche, die neue Inspiration ins Büro bringen. Die Büros haben die Krise zum Teil genutzt um sich neu zu definieren. Viele Architekten haben die Gelegenheit ergriffen, sich zu Schnittstellen der Architektur umzuorientieren, zum Teil auch Dinge zu machen, die sie schon immer machen wollten. Es gab junge Architekten, die kurzfrstig einen Limonaden-Stand aufgemacht oder T-Shirts bedruckt haben.
Sie haben gesagt, auch in der Krise wurden immer wieder neue Mitarbeiter gesucht, die neue Ideen in ein Büro bringen. Was können deutsche Architekten in diesem Sinne amerikanischen Büros bieten?
Deutsche Architekten sind gefragt aufgrund ihrer Zuverlässigkeit, ihrer Genauigkeit und ihrer technisch-konstruktiven Ausbildung. Man muss aber auch eine gewisse Flexibilität mitbringen und umschalten können auf den amerikanischen Markt.
… in Bezug auf die Arbeitsweise oder die Architektursprache?
Beides. Ich habe den amerikanischen Markt als schnelllebiger und serviceorientierter empfunden, und besonders an der Westküste gibt es eine größere Bandbreite architektonischer Ausdrucksformen. Es gibt viele visionäre und illusionäre Ideen, die die Architekturdiskussion anregen. Ich denke aber auch, dass deutsche Architektur, so wie sie ist, bereits ein Exportschlager sein kann. Die Qualität der Ausführung in den USA ist oft nicht so hoch wie hier. In Europa sind die Standards, auch bedingt durch die klimatischen Bedingungen, höher. Deutsche Architekten könnten meiner Meinung nach insgesamt ihre Kompetenz im Umweltschutz und in der Technik weltweit besser vermarkten. Eine Möglichkeit wäre, Länder und Städte oder Büros über zukunftsweisende, innovative Techniken zu beraten und die Ausführung zu begleiten.
Also deutsche Büros, die in den Staaten eine Zweigstelle eröffnen?
Das kann ich mir gut vorstellen. Ich denke, das gilt sogar weltweit. Ich glaube, dass sich deutsche Qualität gut exportieren lässt und dass Deutschland viele innovative Techniken erarbeitet, aber dann davor zurückschreckt, diese auch weltweit anzubieten.
Nach neun Jahren sind Sie jetzt nach Deutschland zurückgekehrt. Ist der große amerikanische Traum irgendwann einfach ausgeträumt?
Bei mir war es eine Mischung aus den Folgen der Wirtschaftskrise und aus familiären Gründen, die zu dieser Entscheidung geführt haben. Die Frage, ob man nicht doch wieder zurück gehen will, stellt sich wohl jeder, der im Ausland lebt. Bei mir war die kritische Masse nun erreicht. Ich habe Los Angeles durchaus mit schwerem Herzen verlassen, freue mich nun aber auch, wieder hier zu sein.
Wenn Sie jetzt zurückblicken, würden Sie es dann nach einmal genauso machen und nach dem Studium in die USA gehen?
Die Jahre in L.A. waren eine unglaubliche Bereicherung, es hat unglaublich viel Spaß gemacht und es war sehr, sehr spannend. Das wollte ich nicht missen. Es gab durchaus auch Momente, die sehr schwierig waren. Ich würde es aber auf jeden Fall wieder machen.
Vielen Dank für das Gespräch und einen guten Start in Deutschland.
Das Interview führte Kerstin Mindermann, Mitarbeiterin der Architektenkammer und Freie Journalistin