Gleich zu Beginn der Veranstaltung stellt Finanz- und Bauminister Dr. Carsten Kühl fest, dass es auch künftig eines eingreifenden und regulierenden Staates bedürfe, auch wenn der Wohnungsbestand in Deutschland mittlerweile auf einem sehr hohen Niveau sei. Ökologische Aspekte, der Mangel an altersgerechtem Wohnraum und bezahlbares Wohneigentum insbesondere für junge Familien seien die heutigen Herausforderungen.
Matthias Günther vom Eduard-Pestel-Institut in Hannover lieferte die Zahlen und Statistiken für die thematische Auseinandersetzung. Er wies darauf hin, dass die Altersgruppe der über 80-jährigen sich verdoppeln, die Altersstruktur über Zuwanderung aber kaum zu verändern sei, außer man begrenze diese auf Menschen unter 25 Jahre. Er zeigte auf, dass die Wohnfläche gemessen am Einkommen sinke und gleichzeitig die Zahl der Haushalte mit einem Nettoeinkommen unter 1.500 Euro im Monat zunehme. Als Konsequenz forderte Günther einen neuen sozialen Wohnungsbau. Die derzeitige Förderung in diesem Bereich fließe fast ausschließlich in Sozialleistungen.
Architekt Professor Ulli Meisel vom ILS-Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung plädierte anschließend für eine quartiersbezogene Stadtentwicklung unter Berücksichtigung aller relevanten Fachdisziplinen: Architektur, Sozialwissenschaften, Betriebswirtschaft, Kulturgeographie, Natur- und Erziehungswissenschaften. Zudem sprach er sich dafür aus, anstelle von Bestandssanierungen die Option Abriss und Neubau öfter zu bedenken. Ingrid Vogler vom Bundesverband der deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen in Berlin wies darauf hin, dass energetische Sanierungen sich derzeit nicht rentierten, da die für die Refinanzierung erforderlichen Mieterhöhungen am Markt in der Regel nicht zu erzielen seien.
In der anschließenden Diskussionsrunde debattierte Moderator Gerhard Hohmann mit Dr. Carsten Kühl, Finanz- und Bauminister in Rheinland-Pfalz, Gerold Reker, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, Christoph Henn, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft rheinland-pfälzischer Wohnungsunternehmen und Prof. Dr.-Ing. Matthias Middel, Geschäftsführer BetonMarketing West GmbH über die politisch geforderten energetischen Sanierungen, ihre Umsetzungsbedingungen und Amortisationszeiten. Reker und Henn wiesen in diesem Rahmen auch darauf hin, dass der Wohnwert nicht allein auf wirtschaftlichen Fakten beruhe. Baukultur und das soziale Umfeld müssten ebenfalls brücksichtigt werden.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurden drei beispielhafte Projekte vorgestellt: Architekt Kilian Schmitz-Hübsch aus Bingen präsentierte den Umbau eines Wohnhauses in Remagen, der Geschäftsführer der Bauhilfe Pirmasens GmbH zeigte das Projekt „PS: patio!“, das gemeinsamen Lebensraum für mehrere Generationen in der Stadt schafft, und der Geschäftsführer der MGMT Immobilien GmbH, Dr. Michael Gilles, stellte den „Wohnpark Stadtgarten“ in Wirges vor, in dem barrierefreie Wohnungen entstanden.
Veranstaltet wurde das „Forum Zukunft Bauen“ vom Finanzministerium Rheinland-Pfalz, Dialog Baukultur, Arbeitsgemeinschaft rheinland-pfälzischer Wohnungsunternehmen, Beton Marketing West GmbH und der Architektenkammer Rheinland-Pfalz.