Kammer unterstützt beim Wiederaufbau des Ahrtals
Mitte Juli 2022 jährt sich die Flutkatastrophe im Ahrtal zum ersten Mal. Wir blicken zurück auf die vielfältigen Beratungs- und Informationsangebote sowie Veranstaltungen, mit denen sich die Architektenkammer seit dem Sommer 2021 engagiert. So erstellen Architektinnen und Architekten seit Oktober 2021 die Gutachten für die Beantragung von Fördergeldern bei der ISB. Weiterhin beraten sie an den Infopunkten im Ahrtal, die unmittelbar nach der Flut eingerichtet wurden oder kommen für eine bautechnische Erstberatung zu den Betroffenen nach Hause. Neben der individuellen Hilfe sind vor allem übergeordnete Planungen erforderlich: sowohl für die Infrastruktur, als auch für die innerorts von der Flut gerissenen Lücken. Auch hier engagiert sich die Architektenschaft, indem sie in verschiedenen Gremien und runden Tischen beratend vertreten ist.
Damit der Wiederaufbau in hoher gestalterischer Qualität gelingen kann, empfiehlt sie Instrumente wie Wettbewerbe oder einen mobilen Gestaltungsbeirat einzusetzen. Hierzu ist sie gut vernetzt und leistet ständig Aufklärungs- und Informationsarbeit. Und auch das klappt am besten gemeinsam.
Infobündnis „Wir sind dAHR“
Mehr als 50.000 Sichtkontakte, über 4.100 Seitenaufrufe und 620 Follower alleine auf Facebook, das ist die Bilanz des Bündnisses für den Wiederaufbau nach nur wenigen Wochen. Vielleicht ist es die Authentizität des Videoformates oder aber die direkte Ansprache aus dem Tal, die das Social-Media-Angebot von „Wir sind dAHR“ so erfolgreich machen. Doch das ist längst nicht alles, was das Informationsbündnis zu bieten hat. Betroffene erhalten hier von den öffentlichen Stellen Antworten auf ihre individuellen Fragen; zudem sind die Inhalte stets an den Bedarfen der privaten Hausbesitzer:innen orientiert.
Dass der Zusammenschluss aus Helferstab, Architektenkammer Rheinland-Pfalz, Handwerkskammer Koblenz, Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz und Aufsichts- und Genehmigungsdirektion (ADD) Rheinland-Pfalz nicht nur viele Follower gewinnen würde, sondern auch neue Bündnispartner wie den Malteser Hilfsdienst oder die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, damit hatte zu Anfang niemand gerechnet. Eine optimale Ausgangslage, um weitere Pläne zu schmieden. So ist neben den Social-Media-Kanälen Facebook, Instagram und Twitter und der begleitenden Pressearbeit kürzlich ein eigener YouTube-Kanal online gegangen MEHR. Zudem soll es künftig eine Bündnis-Homepage geben. Eingerichtet wurde die Informationsplattform, um Betroffene der Flutkatastrophe sachlich und verlässlich mit Informationen zum Wiederaufbau zu versorgen.
Wissen bündeln
Zunächst aber werden die kreativen Köpfe vom Helfer-Stab als federführender Organisation des Bündnisses an einer gemeinsamen Broschüre arbeiten, um Betroffenen Wissen gebündelt zur Verfügung zu stellen. Auch die Architektenkammer Rheinland-Pfalz wird Input liefern: Neben Informationen zu den Beratungsangeboten der Architektinnen und Architekten im Ahrtal sowie zur Schadensbewertung werden die Inhalte des kürzlich erschienenen Flyers „Heizölschäden nach Hochwasser. Feststellen & Handeln“ miteinfließen, für den der Schadstoffexperten Dr. Stefan Tewinkel vom Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e.V. gewonnen werden konnte. Der Flyer liefert fundiertes Wissen und informiert über dringende Schritte, die im Schadensfall zu ergreifen sind.
Baufachliche Erstberatung im Ahrtal
Foto: Kristina Schäfer, Mainz
Die bautechnische Vor-Ort-Beratung ist für alle Betroffenen kostenlos.
Foto: Kristina Schäfer, Mainz
Die Architekten an den Infopunkten beantworten Frage zum hochwasserangepassten bauen und sanieren.
Foto: Kristina Schäfer, Mainz
Die Berater an den Infopunkten zeigen Möglichkeiten für eine Modernisierung auf und beantworten Fragen rund um den gesamten Bau- oder Sanierungsprozess.
Foto: Kristina Schäfer, Mainz
Logo: Informationsbündnis Wiederaufbau
Reden wir über Hochwasser... Der Saal zur Veranstaltung füllt sich so langsam.
Foto: Kristina Schäfer, Mainz
Zirka 70 Interessierte sind der Einladung nach Dümpelfeld gefolgt.
Foto: Kristina Schäfer, Mainz
Die zweite Veranstaltung zum hochwasserangepassten Bauen fand im Gemeindehaus DüNaLü in Dümpelfeld statt.
Foto: Kristina Schäfer, Mainz
Neuer Flyer zu Heizölschäden der Architektenkammer Rheinland-Pfalz
Foto: Kristina Schäfer, Mainz
Joachim Rind, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz führte gemeinsam mit Bianca Klein, Referentin im Ministerium der Finanzen Rheinland-Pfalz, durch den Abend in Dümpelfeld.
Foto: Kristina Schäfer, Mainz
Talkrunde mit Vertretern des Infobündnisses "Wir sind dAHR" zum Wiederaufbau im Ahrtal.
Foto: Melanie Schulz, Mainz
Die alte Eisenbahnbrücke in Dümpelfeld ist vom Abriss bedroht.
Foto: Kristina Schäfer, Mainz
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Reden wir über Hochwasserschutz
Auch darüber hinaus setzt die Architektenkammer auf gute Zusammenarbeit. Neben der Mitorganisation eines „Tatorts Altbau“ im Sommer 2021 zum Thema „Nach der Flut“ konnte sie gemeinsam mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord und dem Ministerium der Finanzen ein Veranstaltungsformat zum hochwasserangepassten Bauen entwickeln: „Reden wir über Hochwasserschutz“ fand nach Dernau im März nun Anfang Juli bereits zum zweiten Mal statt, diesmal in Dümpelfeld. Weitere Auflagen talaufwärts sind geplant.
Auf allen Kanälen
Doch zurück zum Bündnis, das es zuletzt auch ins Fernsehen geschafft hat: In der von Katrin Wolf vom Regionalsender TV Mittelrhein moderierten Talkrunde wurde anlässlich des Jahrestags der Flutkatastrophe der Wiederaufbau an der Ahr in den Fokus genommen. Angeregt hatten die Gesprächsrunde Hans-Jörg Assenmacher und Wolfgang Treis von der Initiative Region Koblenz-Mittelrhein e.V., wobei letzterer auch als Präsident der SGD Nord teilnahm. Ebenfalls dabei waren die Gründungsmitglieder von „Wir sind dAHR“. Sie wurden vertreten von Missy Motown, Geschäftsführerin des Helfer-Stabs, Dr. Ulrich Link, Vorstand der ISB, Begoña Herrmann, Vizepräsidentin der ADD und Ralf Hellrich, Hauptgeschäftsführer der HWK Koblenz.
Für die Architektenkammer Rheinland-Pfalz nahm ihr Präsident Joachim Rind an der Talkrunde teil. Er führte aus, dass es auch nach einem Jahr nicht nur um bautechnische Beratung gehe, sondern darum, den Menschen nach einer Katastrophe zu helfen und wieder Mut zu machen. Neben der individuellen Hilfe sei es wichtig, das gesamte Ahrtal in den Blick zu nehmen: „Dazu gehört es inne zu halten und in Ruhe zu überlegen, was machen wir. Insbesondere Infrastrukturmaßnahmen, der Straßenbau, der Brückenbau sind ein großes Thema. Wir tauschen uns darüber aus mit der ADD, der SGD Nord und vielen weiteren Stellen. Hier gilt es eine Balance zu finden zwischen Qualität und Schnelligkeit.“ Der Kammerpräsident warnte abschließend: „Aus der Schnelligkeit heraus sollten jedoch keine Konzepte umgesetzt werden, die in drei bis fünf Jahren bereut werden.“