Der Präsident der Bundesarchitektenkammer (BAK), Professor Sigurd Trommer, Bonn/Berlin, berichtete der Vertreterversammlung über die aktuelle Arbeit der BAK. Er ging der Frage nach, warum Architekten und Stadtplaner sowie der Berufsstand von der Gesellschaft nicht so positiv wahrgenommen werden, wie es ihrer gesellschaftlichen Relevanz und Leistung entspräche. Dabei sah er große Chancen für einen Wandel. Besonders in unserer heutigen Zeit, mit der beinahe uneingeschränkten Mobilität der Menschen, könnten nur noch die Städte und die Wohnungen, die Lebensqualität böten, die Menschen für sich begeistern und an sich binden, ein Gefühl von Heimat und Zuhause vermitteln. Dies sind die Kompetenzen von Architekten, Innen- und Landschaftsarchitekten und Stadtplanern. Der Berufsstand müsse diese als Dienstleister entsprechend vermitteln und kommunizieren, Architekten sich breit gesellschaftlich engagieren, Foren nutzen, in ihrem direkten Lebensumfeld, in der Politik sowie ehrenamtlich.
Plätze von und für Architekten
Anschließend zeichnete der Chefredakteur des Deutschen Architektenblattes, Roland Stimpel, die verzerrte Entwicklung des „Architektenbildes“ in der Öffentlichkeit nach. Er ging auf die gängigsten Klischees von Architekten ein: angefangen vom Weltbaumeister über den eigenwilligen Ästhet, über den Dogmatiker und den Alltagsverächter, bis zum Glamour-Star und der Vorstellung, Architekten gehörten zu einem elitären Zirkel, über den sie auf undurchsichtige Weise Aufträge sowie unangemessen hohe Honorare erhielten. Dem entgegen ständen die positiven Klischees, des pfiffigen Kreativen, des alles Könners und des Machers vom Bau, sowie die viel zu wenig im gesellschaftlichen Bewusstsein verankerten positiven Eigenschaften, wie die des komplexen Denkers, des Kommunikators und des „Kümmerers“. All diese positiven Assoziationen gelte es verstärkt zu kommunizieren..
Energie in die Sanierung investieren
Zuvor hatten am Vormittag der Vorstand sowie die Ausschüsse über ihre Arbeit in den vergangenen sechs Monaten berichtet. Eingehend wurde über die Chancen des energieeffizienten Bauens, insbesondere im Bestand diskutiert. Dies ist seit Jahren bereits ein großer Markt für Architekten, der in Zukunft noch weiter an Bedeutung zunehmen wird. Derzeit entfallen rund ein Prozent der Baumaßnahmen im Bestand auf Energiesparmaßnahmen, politisch gewollt ist eine Steigerung auf mindestens drei Prozent in den kommenden Jahren. Um die Kompetenz der Architekten auf diesem Gebiet, vor allem in der notwendigen Kombination mit einer ganzheitlichen Betrachtungsweise des Gebäudes sowie der Gestaltung, stärker zu kommunizieren, wurde die Auslobung eines Preises angeregt.
Wettbewerbe gegen die Konzentration
Intensiv wurde ebenfalls über die zunehmend konzentrationsfördernde Wirkung von Wettbewerben und VOF-Verfahren diskutiert. Durch die stetig steigenden Zugangsvoraussetzungen erhalten immer weniger kleine und junge Büros die Möglichkeit, an Verfahren teilzunehmen und auf diesem Weg Aufträge zu generieren. Die Landesgeschäftsstelle sowie der entsprechende Ausschuss beschäftigen sich seit längerem mit dieser Problematik: In Zusammenarbeit mit den Partnerkammern in Hessen und dem Saarland wurde ein gemeinsames Positionspapier erarbeitet, dies bildet die Grundlage für Gespräche mit der Landesregierung, ebenso wie mit dem LBB. Auch bei Beratungsgesprächen mit Auslobern wirbt die Kammer intensiv für angemessene Zugangsvoraussetzungen. Die Kopplung mit Losverfahren, um der Besorgnis der Auslober vor zu vielen Teilnehmern zu begegnen, hat in jüngerer Zeit zu ersten Erfolgen geführt. Beschlossen wurde zudem, dass sich die Architektenkammer für den Erhalt des ehemaligen Wohnhauses von Max Slevogt in Neukastel/Pfalz gegenüber der Landesregierung einsetzen wird.
Die Vertreterversammlung fand auf der Bundesgartenschau in Koblenz, in der Galerie Rheinbastion der Festung Ehrenbreitstein statt und endete im BUGA-Pavillon der Architektenkammer mit angeregten Gesprächen außerhalb der offiziellen Tagesordnung. Die nächste Sitzung ist für den 11. November in der Landesgeschäftsstelle in Mainz terminiert; dies wird die letzte in der aktuellen Zusammensetzung sein. Bei der Kammerwahl im Herbst werden die neuen Mitglieder ermittelt, die ab 2012 die Leitlinien der Architektenkammer Rheinland-Pfalz bestimmen werden.