Sehr geehrter Herr Rieger, Sie sind Geschäftsführer im Büro sander.hofrichter architekten in Ludwigshafen. Wie wird man als Architekt Geschäftsführer?
Unser Architekturbüro ist ein über Jahrzehnte gewachsenes Unternehmen und heute mit 140 Mitarbeitern deutschlandweit aktiv. Durch das beständige Wachstum der letzten Jahre und die sehr erfolgreiche Entwicklung des Büros war die Umwandlung in eine neue Gesellschaftsform überfällig - deshalb haben wir 2014 die sander.hofrichter architekten GmbH gegründet. Zur Führung eines so großen Architekturbüros ist auch die Anpassung der Unternehmensstruktur notwendig. Ich hatte als langjähriger Mitarbeiter die Chance, hier meine Erfahrungen und Fähigkeiten in die neue Unternehmensführung einzubringen.
Was macht für Sie den Reiz der Aufgabe aus?
Die Vielfältigkeit meiner Tätigkeiten ist besonders reizvoll, wobei das Kerngeschäft der Architektur der Antrieb für mich ist. Wir bearbeiten sehr komplexe Projekte mit hohem Anspruch, die ein präzises Management erfordern. Dazu kommen weitere organisatorische, kaufmännische und personelle Aufgaben, was eine sehr spannende Mischung ergibt. Durch meine Position in der Geschäftsführung habe ich die Möglichkeit, die Projekte und die Zukunft des Büros aktiv mitzugestalten und zu lenken. Außerdem hat es mir schon immer Spaß gemacht, in einem großen Team tätig zu sein. Ich verstehe mich nicht als Einzelkämpfer.
Was sind die Nachteile?
In der Anfangsphase kommen als Geschäftsführer viele neue Themen zusammen, in die man sich einfinden und einarbeiten muss, das bringt eine zusätzliche Arbeitsbelastung und auch eine größere Verantwortung mit sich. Außerdem kommen auch Aufgabengebiete dazu, die etwas unkreativer als die Projektarbeit sind. Man stolpert aber in diese Position nicht einfach hinein, ich habe in den letzten Jahren kontinuierlich immer mehr Verantwortung im Unternehmen übernommen und konnte in diese Aufgaben hineinwachsen.
Reicht es aus, ein guter Architekt zu sein, um Geschäftsführer zu werden?
Nein, es muss natürlich auch ein betriebswirtschaftliches Verständnis da sein. Eigentlich muss man Architekt, Betriebswirt, Jurist, Psychologe und noch einiges mehr in einer Person sein. Da wir mehrere Geschäftsführer sind, ist es jedoch möglich, eigene Schwerpunkte auszubilden. Beispielsweise haben wir auch eine Geschäftsführerin, die den kaufmännischen Bereich abdeckt. Dem ursprünglichen Bild des Architekten als Generalisten kommt die Tätigkeit als Geschäftsführer aber sehr nah.
Sie sind in der Geschäftsführung zuständig für den Bereich Krankenhausbau und öffentliche Bauten. Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus? Kommen Sie selbst auch noch zum Planen?
Einen typischen Arbeitsalltag gibt es nicht, da durch die unterschiedlichen Projekte ständige Abwechslung da ist. Ich strukturiere aber meinen Tag immer so, dass ich ein Zeitfenster für die Projektarbeit und ein Zeitfenster für die bürointernen und strategischen Themen habe. Glücklicherweise bleibt dabei auch noch etwas Zeit zum Planen, aber in der Tat weniger als früher. Mir war jedoch immer besonders wichtig, dass die Arbeit Spaß macht und das hat sich in der neuen Rolle als Geschäftsführer nicht verändert.
Vielen Dank für das Gespräch.
Archivbeitrag vom 5. Februar 2015