Drei Vorträge richteten mit ganz unterschiedlichen Perspektiven den Blick in die Zukunft: die über die Grenzen des einzelnen Gebäudes hinausgehende Frage nach Energieeffizienz stellte Dr. Armand Bütz. Bo Christiansen verstand lokale und regionale Identität im grenzüberschreitenden interregionalen Zusammenhang, in dem die alten Nationalstrukturen an Bedeutung verlieren, und Professor Kunibert Wachten dachte darüber nach, ob Events wie Bauausstellungen zur Lösung von Zukunftsproblemen beispielsweise in der Regionalentwicklung beitragen können.
20. Dezember 2011
Heute baut morgen - Der 9. Architektentag
Die energieeffiziente Stadt
Dr. Armand Dütz berichtete über die Forschungsinitiative „EnEff:Stadt“ des Bundeswirtschaftsministeriums, die sich mit der Steigerung der Energieeffizienz städtischer Siedlungsräume beschäftigt. Neben der energetischen Optimierung einzelner Gebäude berge eine solche ganzheitliche Betrachtung großes Einsparpotenzial.
Im Rahmen des Programms werden Bewertungskriterien und Planungshilfsmittel für Kommunen erarbeitet, Fallbeispiele sowie Pilotprojekte gefördert und auf Grundlage der Ergebnisse Leitfäden für die Kommunalpolitik verfasst. Dütz stellte eine Auswahl der inzwischen angelaufenen 15 Modellprojekte mit verschiedenen Siedlungs- und Versorgungsstrukturen vor. Die ersten Ergebnisse werden in den nächsten Jahren erwartet.
Regionalität als Zukunftskonzept
Dass prosperierende Regionen auch über nationale Grenzen hinaus geschaffen werden können, zeigte Bo Christiansen von Guiding Architects aus Kopenhagen in seinem mitreißenden Vortrag. Er stellte die Øresundregion vor, die Südschweden und Ostdänemark umfasst. Durch die Eröffnung der Øresundbrücke im Jahr 2000 wurde die Region zu einer der dynamischsten in ganz Europa, rund ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts von Dänemark und Schweden wird hier inzwischen erwirtschaftet.
Der Lebensstandard in der Region ist hoch und die Sozialsysteme sind umfassend. Die Region beheimatet die größte Konzentration von hochausgebildeten Menschen in Nordeuropa, so Christiansen. Dies lockt auch Unternehmen an. Gebaut wird entsprechend: viel und innovativ. Einige herausragende Beispiele stellte Christiansen in seiner Präsentation vor. Seine These: Regionalität ist nicht rückwärtsgewandt, sondern kann weltoffen und im vereinten Europa selbstverständlich nationale Grenzen überschreitend, wegweisend sein.
IBA Rheinland-Pfalz
Kann eine Internationale Bauausstellung (IBA) helfen, Lösungen für die baustrukturellen Herausforderungen in Rheinland-Pfalz zu finden? Dieser Frage ging Professor Kunibert Wachten von der RWTH Aachen nach.
Obwohl der Name anderes vermuten lässt, sei eine IBA ein deutsches Instrument der Stadt- und Regionalplanung, wenn auch eines mit internationaler Ausstrahlung. Jede Bauausstellung definiere eigenständig ihre Zielsetzung, ihren Anspruch und ihr Programm. Vorgegebene Regeln oder Auswahlmechanismen eines übergeordneten Gremiums gebe es nicht. Was alle Bauausstellungen aber eint, so Wachten, sei die Suche nach modellhaften Lösungen für drängende Fragestellungen der Baukultur, des Wohnens und der Stadt- und Regionalentwicklung, die mit alltäglichen Instrumentarien nicht zu lösen sind.
Voraussetzung für eine erfolgreiche IBA sei daher ein befristeter Ausnahmezustand, bei dem die alltäglichen Rahmensetzungen, Handlungsmuster und Kräfteverhältnisse aufgehoben würden. Nur so könne ein innovatives Klima für experimentelle Lösungsansätze entstehen. Entsprechend unabdingbar ist nach Wachtens Auffassung der politische Wille. Neben dem erforderlichen Budget müssten die politisch Verantwortlichen auch den Mut zur Ergebnisoffenheit aufbringen. Wenn diese Voraussetzungen gegeben seien, könne eine IBA in Rheinland-Pfalz, die sich mit der Frage „Wie kann die Entleerung der Dörfer gestoppt werden?“, durchaus erfolgreich sein.
Archivbeitrag vom 20. Dezember 2011