Doch nicht die bautechnischen Probleme standen zur Debatte, sondern Fragen nach Umnutzung, Weiternutzung oder gar Abriss. Nach dem Impuls von Pfarrer Theo Welsch und meinem Grußwort startete die Veranstaltung mit dem anschaulichen Bildervortrag „Abrissbirne oder Altenheim, Kolumbarium oder Kletterhalle: Chancen und Grenzen bei der Umnutzung von Kirchen“ von Dr. Martin Bredenbeck, Geschäftsführer Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz. Religionspsychologische Interpretationen zur Kirche als „geheiligtem“ Raum boten Dr. Marius Linnenborn und Dr. Andreas Poschmann vom Deutschen Liturgischen Institut, bevor der Förderverein Trier Heiligkreuz e.V. seine Arbeit vorstellte. Unter der Überschrift „Kirchenräume – Lebensräume. Anders Wohnen“ präsentierten Jan H. Eitel und Dr. Martin Koch von der vierviertel Projektentwicklungs GmbH verschiedenste Maßnahmen zur Revitalisierung aufgegebener Kirchengebäude. Zum Abschluss erläuterte Prof. Alois Peitz, Architekt und Diözesanbaumeister im Ruhestand, Beweggründe für den Umbau von Kirchen und skizzierte zugleich Visionen einer Kirche der Zukunft.
Das brachte mich zum Nachdenken über Fragen der Vermögenssituation und der Verantwortung der Kirche für ihre Mitglieder und die Gesellschaft. Aber auch wie die Wiedergewinnung von (uneingeschränktem) Vertrauen in eine Institution gelingen kann, die zurzeit nicht wirklich überzeugend dafür steht, dringende gesellschaftliche Fragen zu beantworten, sondern vielmehr die Sanierung ihrer innerinstitutionellen Beschädigungen im Blick hat. Insofern ist die Architekturdebatte über die Nachnutzung oder Umnutzung, über die Denkmalpflege und die Kunsthistorie akademisch-
ästhetischer Luxus. Solange nicht vorrangig die Menschen, die die Kirche bilden, im Blick sind, lenken die Diskussionen über Kirchenumbau nur vom Wesenskern der Zukunft von Kirche ab.
Archivbeitrag vom 10. Dezember 2019