Kammerpräsident Gerold Reker und Hauptgeschäftsführerin Dr. Elena Wiezorek stellten wie üblich den Absolventen und Berufsstartern die Architektenkammer, ihre Aufgaben und Arbeitsweise, sowie die Vorstandsmitglieder und die Mitarbeiter der Landesgeschäftsstelle vor. Reker wies darauf hin, dass alle Architekten, Stadtplaner, Innen- und Landschaftsarchitekten eine Solidargemeinschaft bilden und gemeinschaftlich für das Bild des Berufsstandes in der Öffentlichkeit verantwortlich sind.
29. Mai 2015
Mehr Austausch | kammerstart 2015
Anschließend ging es unter dem Motto „Mehr Austausch“ um die Möglichkeiten und Chancen einer beruflichen Tätigkeit im Ausland. Zwei Architekten, die diesen Schritt gegangen sind, berichteten über ihre Erfahrungen. Architekt Ulrich Blum studierte nach seinem Diplom an der FH Konstanz noch an der AA in London und arbeitete anschließend für OMA Asia, Gehry Technologies und Zaha Hadid Architects Hongkong. Derzeit ist er Projektleiter bei Zaha Hadid Architects in London. Auf die Frage, wie man es schafft, bei einem der international renommierten Büros zu arbeiten, antwortete er: „Da rutscht man so rein“. Viele Studenten an der AA arbeiteten bei diesen Büros und man vermittelte sich gegenseitig. Sein Resümee zum Berufsstart fiel entsprechend aus: „Es ist nicht so schwer dahin zu kommen, wo man hin will, wenn man es nur versucht“. Wer genau hinhörte merkte aber auch, dass es nicht ohne Engagement geht: „natürlich muss man von Anfang an effizient arbeiten“, Löhne, „die natürlich viel zu gering waren“ und Arbeitszeiten „rund um die Uhr und an sieben Tagen die Woche“ gehörten dazu. Sein Rat an die Absolventen lautete entsprechend: Anstatt direkt nach dem Abschluss ins Ausland zu gehen, zunächst zwei Jahre in Deutschland arbeiten und sich als Architekt eintragen lassen. Mit dem Titel könne man dann „besser verhandeln“ und schneller Karriere machen.
Der in Argentinien geborene Architekt Norberto A. Gergaut ist den entgegengesetzten Weg gegangen. Er hat in Buenos Aires studiert und zehn Jahre dort als selbstständiger Architekt gearbeitet, bevor er 2002 nach Deutschland kam. In seinem Vortrag verglich er das Planen und Bauen in den beiden Ländern - auf der einen Seite ein Land voller Kontraste, auf der anderen eines voller Ordnung, so Gergaut. Beide hätten aber durchaus auch Ähnlichkeiten. Zunächst stellte er das Bauen in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, die durch eine Rasterstruktur geprägt wird, anhand bedeutender historischer und eigener Bauten vor. Sein Berufsleben startete er mit der Erkenntnis: Auch kleine Aufträge können zu größeren führen. Sein beruflicher Neustart in Deutschland war zunächst mit den üblichen Herausforderungen verbunden: neue Sprache, neue Fachbegriffe, anderes Klima, andere Baustoffe, Normen und Vorschriften, aber auch andere Ansprüche und Ziele von Bauherren sowie andere gesellschaftliche Normen. Abgesehen davon, zeigte sein Vortrag aber auch, dass er architektonisch nahtlos an seine Arbeit in Argentinien anknüpfen konnte.
Nach den Vorträgen gab es wieder die Möglichkeit, in lockerer Atmosphäre mit den Vorstandsmitgliedern und Mitarbeitern der Geschäftsstelle zu sprechen und mehr über die Kammerarbeit und -eintragung zu erfahren. Zudem wurde in Kurzvorträgen und Einzelgesprächen alles Wissenswerte über die Architektenversorgung, die Förderung bei Existenzgründungen, die Berufshaftpflicht- und Krankenversicherung sowie das Baureferendariat durch Vertreter der entsprechenden Institutionen vermittelt. Für gute Stimmung sorgte in diesem Jahr das Jazz-Trio „The Diplomats“ aus Mainz.