18. Juni 2019

Ortsgespräch im Weingut Kreutzenberger

Die Straßenansicht des Baus im Stil der Klassischen Moderne
Das Weingut wurde 1929 von Otto Prott geplant und gebaut. Bauherr war Winzer Emil Kreutzenberger.
Foto: Markus Kohz, Mainz

Passend zum Bauhausjubiläum wählten die Architektenkammer und die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz für das Ortsgespräch am 21. Mai ein Gebäude im Stil der neuen Sachlichkeit aus.

Generaldirektor Thomas Metz und Kammerpräsident Gerold Reker begrüßten rund 90 Architekten, Denkmalschützer und Interessierte. Anschließend führte ein Rundgang zum Hauptgebäude (1929) und dem ab 2004 errichteten Kelterhaus.
Der schnörkellose, strenge Flachdachbau mit markanter Rundung und geschwungenen Fensterbändern ist ein Entwurf des Grünstadter Planers Otto Prott. In dessen Werk führte Dr. Georg Peter Karn (GDKE) ein: „Als Prott den Auftrag erhielt, war er noch jung, erst Mitte zwanzig, genau wie sein Freund und Auftraggeber Emil Kreutzenberger."

Architekt Prof. Heribert Hamann aus Oppenheim erläuterte den Entwurf des Neubaus mit Kelterhaus und Dachterrasse. Zwar griff er die schlichte, klare Architektur des Haupthauses auf, wollte aber bewusst keine Verbindung zwischen Haus und Anbau - aus Respekt vor dem ikonischen Hauptgebäude. Die Führung durch die teils unterirdisch liegenden Wirtschaftsräume übernahm Jochen Kreutzenberger selbst.

Die anschließende Gesprächsrunde mit Thomas Metz, Heribert Hammann, Jochen Kreutzenberger und Manfred Geis moderierte der Journalist Dr. Wolfgang Bachmann. Geis, Vorsitzender im Ausschuss für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, erklärte, dass Weinbauer früher ihre Trauben an große Winzer ablieferten und Marketing eher selten war. Doch Emil Kreutzenberger sei auch hier seiner Zeit voraus gewesen. Auch der junge Kreutzenberger habe Talent für Marketing. Seit 1995 ziert eine Abbildung des avantgardistischen Weinguts die Etiketten.

Thomas Metz erläuterte die Bedeutung des Zeugniswertes und erklärte, welche Rolle die Klassische Moderne und die Nachkriegsmodere für die Denkmalpflege spielen und wo es Probleme gibt: „Um ein Denkmal wirklich bewerten zu können, sollte der zeitliche Abstand von mindestens einer Generation dazwischenliegen,“ so Metz.

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