7. September 2022
23/2022
Mainz. Den wichtigen Beitrag, den Architektur und Städtebau zur Erreichung von Klimaneutralität leisten müssen, aber auch Möglichkeiten der Klimaanpassung stellten Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen, Landtagspräsident Hendrik Hering und Kammerpräsident Joachim Rind in den Mittelpunkt ihrer Reden zum diesjährigen politischen Sommerfest der Architektenkammer am 7. September in Mainz.
Gut 400 Gäste hatten sich nach zweijähriger Pause für den Abend im Zentrum Baukultur im Mainzer Brückenturm angemeldet: Zahlreiche Landtagsabgeordnete, Kabinettsmitglieder, Gäste aus Verwaltung, aus der Architekten- und Bauwirtschaft, aus Kammern und Verbänden, von den Hochschulen und den Medien waren dabei.
„Bauen hat einen unglaublich großen Hebel beim Klimaschutz“, hob Präsident Joachim Rind in seiner Begrüßungsrede hervor. „Aufs Baukonto geht mehr als die Hälfte unseres Abfalls und rund 40 Prozent der Treibhausgasemissionen. Wir müssen also anders bauen - am besten weniger Neues, suffizienter und in echten Stoffkreisläufen. Dazu brauchen wir den öffentlichen Bauherren als Vorreiter und vor allem eine neue Baugesetzgebung, die Umbau und Bestandserhalt privilegiert.“ Aus Perspektive des Berufsstandes sei wichtig: „Überzogene Standards müssen endlich fallen. Unser Perfektionismus verhindert oft Verbesserungen im Bestand oder führt gleich zu Abriss und Neubau, weil Sanierung als unwirtschaftlich gilt. Das ist nicht mehr zeitgemäß.“
Auch die rheinland-pfälzische Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen nahm in ihrer Rede zu aktuellen Bauthemen Stellung und hob die gute Zusammenarbeit mit der Architektenkammer hervor. „Der staatliche Hochbau nimmt eine Vorbildfunktion beim klimaeffizienten Bauen ein. Nachhaltigkeit und Klimaneutralität sind daher wesentliche Ziele bei der Sanierung im Bestand oder beim Neubau. Neben dem staatlichen Hochbau nimmt Wohnraum einen wichtigen Platz im Bausektor ein. Aus diesem Grund stärken wir unsere soziale Wohnraumförderung in Rheinland-Pfalz durch ein neues Sonderprogramm zum klimagerechten sozialen Wohnungsbau. Der Umbau unserer Gebäudeinfrastruktur hin zu mehr Klimaneutralität fordert alle Beteiligten des Baubereichs, besonders auch die Mitglieder der Architektenkammer. Interdisziplinäre gute Zusammenarbeit ist hier essenziell, um die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen.“
Zuvor hatte Landtagspräsident Hendrik Hering in seiner Rede darauf verwiesen, dass die Bauwirtschaft einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten könne. Dabei gehe es nicht allein um technische Fragen, sondern darum, wie die Gesellschaft in Zukunft miteinander leben möchte. So bedeute klimagerechtes Planen und Bauen in Ballungszentren etwas Anderes als im ländlichen Raum. Das politische Sommerfest der Architektenkammer sei ein wichtiger Termin, um die dringenden politischen Fragen der kommenden Monate in den Blick zu nehmen. Dazu gehöre auch, die gestiegenen Energiepreise und weitere Folgen des Kriegs in der Ukraine zu thematisieren. „In der augenblicklichen Situation ist der Staat, sind Bund und Länder verpflichtet, den Bürgerinnen und Bürgern beizustehen“, betonte Landtagspräsident Hering.
Das politische Sommerfest der Architektenkammer Rheinland-Pfalz stellt traditionell baupolitische Fragen in den Mittelpunkt des Gedankenaustausches mit den Abgeordneten des rheinland-pfälzischen Landtags, dem Kabinett, kommunalen Verantwortungsträgern und der Baufamilie, insbesondere den Architektinnen bzw. Architekten, Stadtplanerinnen und -planern, Innenarchitektinnen und -architekten und Landschaftsarchitektinnen und -architekten des Landes. Joachim Rind eröffnete als im Februar 2022 neu gewählter Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz erstmals das politische Sommerfest.
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Die Förderung der Baukultur, des Bauwesens, der Landschaftspflege und der städtebaulichen Entwicklung gehören zum gesetzlichen Auftrag der Architektenkammer Rheinland-Pfalz. Die Architektenkammer wurde 1950 als Körperschaft des öffentlichen Rechts gegründet, ihr gehören alle Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner des Landes an, unabhängig davon, ob sie ihren Beruf freischaffend, angestellt oder beamtet ausüben. Um ihrem Auftrag, der Förderung der Baukultur des Landes, gerecht zu werden, ist es Ziel der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, Architektur, Innenarchitektur, Städtebau und Landschaftsarchitektur durch Veranstaltungen, Ausstellungen, Preise und Publikationen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Zu den zentralen Veranstaltungen zählt beispielsweise der jährlich am letzten Juni-Wochenende stattfindende "Tag der Architektur". Gesetzliche Grundlage der Kammerarbeit ist das Architektengesetz Rheinland-Pfalz.
1993 hat die Architektenkammer Rheinland-Pfalz die "Stiftung Baukultur Rheinland-Pfalz" gegründet, die gemeinsam mit dem Ministerium der Finanzen und der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz sowie der Kammer selbst Trägerin des Zentrums Baukultur im Brückenturm in Mainz ist.
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