01. April 2022

Reden wir über Hochwasserschutz!

23. März in Dernau
Ortsbürgermeister Alfred Sebastian
Foto: Dr. Elena Wiezorek, Mainz

Reden wir über Hochwasserschutz! Unter diesem Motto stand am 23. März 2022 die Veranstaltung im Zirkuszelt in Dernau, die auf eine Initiative der Ortsgemeinde Dernau zurückging. Zur Kooperationsveranstaltung eingeladen hatten das Ministerium der Finanzen, die Architektenkammer Rheinland-Pfalz sowie die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord. Rund 120 interessierte Bürgerinnen und Bürger nahmen daran teil.

 

Ziel war es, Antworten auf die wichtigen Fragen des Hochwasser angepassten Bauens und der Ortsbildpflege zu geben. Dies leiste einen Beitrag, um den betroffenen Bewohnern ein Stück verlorengegangene Heimat zurückzugeben, betonte Alfred Sebastian, der Ortsbürgermeister von Dernau.

Wie kann Hochwasser angepasst gebaut werden und welche rechtlichen Vorgaben sind dabei zu beachten? Werden sich die Ortsbilder der Dörfer an der Ahr verändern und wie kann sich die Baukultur im Ahrtal weiterentwickeln? In vier Vorträgen informierten eine Expertin und drei Experten zum Thema.

Joachim Gerke, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz der SGD Nord, erläuterte in seinem Vortrag, welche wasserrechtlichen Rahmenbedingungen im Überschwemmungsgebiet nun gelten und welche Möglichkeiten es gibt, dort Hochwasser angepasst zu bauen.

Der Architekt Hans-Jürgen Stein vom Büro Stein, Hemmes, Wirtz aus Kasel stellte mit dem Hotel Riesling-Quartier in Kröv an der Mosel ein Beispiel aus der Praxis vor, bei dem die wasserrechtlichen Vorgaben baulich umgesetzt wurden und das sich mit seiner regionaltypischen  Bauweise sensibel in das Ortsbild von Kröv einfügt. Ein Beispiel, dass aus Sicht der Experten auch an der Ahr Schule machen könnte.

Marc Derichsweiler, stellvertretender Abteilungsleiter der Bauabteilung im Ministerium der Finanzen, erläuterte in seinem Vortrag die Fragen, die sich rund um das Thema der Baugenehmigungen ergeben können.

Die Architektin und Vizepräsidentin der Architektenkammer, Edda Kurz, gab mit ihrem Vortrag „Dem Tal sein Gesicht zurückgeben“ einen wichtigen Impuls zur regionaltypischen Baukultur. Sie plädierte für eine sensible Weiterentwicklung des baukulturellen Erbes und machte anhand von best practice Beispielen konkrete Vorschläge zu Bauformen, Baumaterialien, Fensterformaten und Farbgestaltung der Fassaden.

Im Anschluss an die Vorträge standen diese und weitere Fachexpertinnen und -experten an verschiedenen Thementischen den Betroffenen aus Dernau, Mayschoß und Rech für weitere Fragen zur Verfügung. Viele Bürgerinnen und Bürger machten von dieser Möglichkeit regen Gebrauch. Neben dem Expertenteam der SGD Nord und den Architektinnen und Architekten aus den Info Points, war auch die AG Historisches Ahrtal e.V. vertreten, die sich auf das Thema der Sanierung von Fachwerkhäusern spezialisiert hat.

Auch die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz - ISB war vor Ort und beantwortete zudem Fragen rund um das Thema Förderanträge.

Reden wir über…

Unter dem Motto „Reden wir über…“ hat das Finanz- und Bauministerium die Plakatserie erarbeitet, die in Dernau erstmals vorgestellt wurde. Sie ruft dazu auf, den Wiederaufbau als Beitrag auch zur baukulturellen Heilung eines durch die Flutkatastrophe hart betroffenen Kultur- und Lebensraums zu begreifen, der buchstäblich sein Gesicht wiederfinden, es teils neu erfinden muss.

Jede bauliche Einzelentscheidung, ob privat oder öffentlich, so die Initiatoren, ist ein einzelner Puzzlestein in diesem Prozess. Jeder und jede trägt damit auch Verantwortung für sein Ahrtal. Reden wir drüber…

Die Plakatserie kann für öffentliche Einrichtungen kostenlos bei der Geschäftsstelle Baukultur Rheinland-Pfalz bestellt werden.