04. Oktober 2021
Retrospektive zu Friedhelm Worm
Das Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein arbeite über das Jahr mit vielen Kooperationspartnern zusammen, um Kultur in aller Breite anbieten zu können, sagte Professor Dr. Andreas Schmauder in seinem Grußwort. Seit 2018 ist er Direktor des Landesmuseum Koblenz und Leiter des Kulturzentrums Festung Ehrenbreitstein. Das Schaufenster Baukultur sei ein engagierter und verlässlicher Partner, der seit vielen Jahren für attraktive Ausstellungen und Begegnungen auf der Festung sorge. Dafür dankte Schmauder stellvertretend dem Vorstandsvorsitzenden Joachim Rind und lobte das große ehrenamtliche Engagement des Initiative.
Bernhard von Oppeln, Sprecher der Kammergruppe Koblenz, übernahm die Einführung in die Ausstellung, die Worms Werk anhand von 36 chronologisch geordneten Arbeiten präsentiert. Das Schaufenster Baukultur bespiele damit ein sehr lokales Thema, denn Friedhelm Worm sei ein Architekt der „ersten Stunde“, der nach Ende seiner Tätigkeit im Stadtplanungsamt 1953 bis in die 1970er Jahre in Koblenz und Umgebung umfänglich gewirkt hatte. „Die Arbeiten von Worm, die jetzt noch im Stadtraum sichtbar sind, sprechen von einer unglaublichen Qualität, eine ganz klare, zurück genommene, feine Architektur“, so von Oppeln. Das sei auch das Plädoyer der Architekten, für ein qualitatives Bauen, für Architekturwettbewerbe und damit für das Suchen nach der besten Lösung, um Nachhaltigkeit in der Architektur zu erzielen.
„Diszipliniert, zurückhaltend, vornehm, ein echter Gentleman“ sei Friedhelm Worm gewesen, sagte der Koblenzer Günter Naujack, Architekt und Zeitzeuge. Naujack zeichnete in seiner Eröffnungsrede ein wertvolles und eindrückliches Bild von Koblenz im Nachkriegsdeutschland, das weit über die Themen Stadtplanung und Architektur hinausging. 1945 habe Koblenz zu 80 Prozent in Trümmern gelegen und der Wohnungsstand sei dramatisch gewesen. Es sei vor allem eine Zeit der Improvisation gewesen, so Naujack. Die französische Besatzung habe die Stadtplanung unter dem Idealismus „wie es einmal sein könnte“ geprägt. Vor allem sei es darum gegangen, was erhalten oder neu gebaut werde. Naujack bedauerte, was vom Erhaltenen noch Mitte der 1950er beseitigt wurde. Um die Ziele der Stadtplanung zu verdeutlichen, las Naujack aus einer Stellungnahme von Baurat Berg von 1949 vor, bei der Friedhelm Worm mitgewirkt hatte: „Bei einem solchen Ausmaß der Zerstörung liegt es nah, die gesamte Stadt nach einem modernen Stadtbild völlig neu zu formen. Andererseits verbietet es die Not nach dem verlorenen Krieg, kostspielige Bauprojekte (…) aufzustellen.“ Für die künftige Stadtentwicklung von Koblenz wünschte sich Naujack, dass im Zwiespalt zwischen baulicher Verdichtung und Grünflächen ein vernünftiges Maß gewahrt werde.
Die Ausstellung ist noch bis Ende 2021 im Schaufenster Baukultur zu sehen: www.schaufenster-baukultur-koblenz.de
Einladungskarte zur Ausstellungseröffnung am 21. September 2021 PDF MEHR