19. April 2021

Selbstverwaltung erfordert Engagement

Hauptgeschäftsführerin Dr. Elena Wiezorek über die Leistungen und Aufgaben der Architektenkammer Rheinland-Pfalz

Kammern sind öffentlich-rechtliche Körperschaften. Sie vertreten die Interessen ihrer Mitglieder mit Blick auf das Gemeinwohl. Als Vertreter ihrer Mitglieder unterliegen sie keinen parteipolitischen Einflüssen. Vielmehr sind sie häufig kritische, immer dialogbereite und vor allem beratende Partner von Politik und Verwaltung.

Denn Kammern sind Selbstverwaltungseinheiten des Berufsstandes, im Fall der Architektenkammer der Fachbereiche Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung. Aus dieser gesetzlich unterfütterten, demokratisch legitimierten Verfasstheit speist sich das Gewicht der Kammerarbeit. In Rheinland-Pfalz wählen die insgesamt rund 5.800 Mitglieder ihre 48 Vertreterinnen und Vertreter in das „Parlament“ der Kammer, die Vertreterversammlung. Zusätzlich wirken weitere Mitglieder des Berufsstandes in Gremien der Kammern und kammerbezogenen Netzwerken mit, so dass rund 100 Personen ehrenamtlich im Einsatz sind.

Kammeraufgaben

Durch den Gesetzgeber ist der Architektenkammer mit § 13 des Architektengesetzes ein Katalog von Aufgaben übertragen worden, die sich in drei Gruppen einteilen lassen:

  • Ordnungspolitische, hoheitliche Aufgaben: Die Führung der Architektenliste und Überwachung der Berufsordnung bedeuten unter anderem, dass die Kammer den Schutz der Berufsbezeichnungen gewährleistet und den erforderlichen Versicherungsschutz der Mitglieder überwacht.
  • Dienstleistungsangebote an Mitglieder: Zur Anpassung an Marktentwicklungen bietet die Kammer ein breites Spektrum an Informations- und Fortbildungsmöglichkeiten an. Hinzu kommen im Dienste des Verbraucherschutzes Angebote zur Schlichtung bei Streitfällen.
  • Interessensvertretung für den Berufsstand: Aktuelle berufspolitische Herausforderungen sind unter anderem das Vorantreiben der Digitalisierung bei Bewilligungs- und Bauprozessen, klimagerechtes Planen und Bauen sowie der Erhalt und die Anpassung der HOAI. Anhand dieser unvollständigen Themennennung wird auch deutlich, dass das Handeln der Europäischen Union für die Rahmenbedingungen der Berufsausübung immer mehr an Bedeutung gewinnt. Entsprechend eng vernetzt erfolgt die Interessensvertretung der Länderkammern in Abstimmung mit der Bundesarchitektenkammer.

Einsatz für mehr Baukultur

Baukultur ist ein Gemeinschaftsgut. Entsprechend häufig droht sie unter die Räder von Einzelinteressen zu geraten. Die Kammer setzt sich intensiv für mehr Baukultur im Land ein und vergisst dabei nie, auf das Potenzial und die Belange der Architektenschaft aufmerksam zu machen. Sie verdeutlicht die Leistungsfähigkeit des Berufsstandes anhand gesellschaftlich relevanter Fragestellungen wie der hohen Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum, der Bewältigung der Energiewende oder auch kulturell bedeutsamer Ereignisse wie dem Reformationsjubiläum. Mit der Etablierung des Zentrum Baukultur wurde ein Ort des Austausches der Architektenschaft mit Politik und anderen gesellschaftlichen Interessensgruppen geschaffen, an dem eine Vielzahl an berufsrelevantes Themen diskutiert werden.

Die Aufgaben werden nicht weniger

Die aktuellen Ereignisse lassen nicht erwarten, dass die zukünftigen Herausforderungen für den Berufsstand geringer werden. Die Corona-Pandemie verdeutlicht die globale Vernetzung des Wirtschaftslebens und den erheblichen Nachholbedarf bei der Digitalisierung unserer Lebenswelt. Beides wird auch die Berufswelt der Planerinnen und Planer massiv verändern. Und diesen Wandel sollten wir aktiv gestalten. Eine starke Interessensvertretung ist daher mehr denn je erforderlich. Und dies kann nur durch engagierte Vertretung aus der Mitgliedschaft gewährleistet werden. Auf Ihre Mitwirkung kommt es an – stellen Sie sich zur Wahl und engagieren Sie sich in Ihrer Kammer.

Beatrice Karg

Ich engagiere mich in der Architektenkammer, weil es mir wichtig ist, neben den vielen freischaffenden Architekten dort auch die Arbeitswelt und Sichtweise einer angestellten Stadtplanerin abzubilden, zumal ich bei meiner Tätigkeit im öffentlichen Dienst ganz andere berufliche Rahmenbedingungen und Pflichten habe.

Martin Riker

Für die Architektenkammer setze ich mich ein, damit auch die Innenarchitektinnen und Innenarchitekten eine Stimme in der Kammer haben. Weiter habe ich mich in der Kammer vor allem für Netzwerke stark gemacht, denn in der Vernetzung liegt die Zukunft für kleinere Büros. Jetzt gibt es die Netzwerk-Plattformen auf der Kammerseite, also nutzen Sie die Synergien. Über die Achitektenkammer als starke Gemeinschaft können wir uns in Gesellschaft und Politik viel besser einbringen und unsere Interessen vertreten.

Michael Manns

Mit meinem Engagement in der Architektenkammer kann ich dazu beitragen, dass die Bedeutung unseres Berufsstands weiter gestärkt und auch in der Öffentlichkeit hochgehalten wird. Die Kammer fördert den Zusammenhalt unserer Fachbereiche und bietet die Möglichkeit, sich mit Kolleginnen und Kollegen zu vernetzen und auszutauschen.

Boris Olschewski

Seit meiner Aufnahme in die Architektenkammer im Frühjahr 2001 habe ich erfahren, wie anregend und hilfreich Kontakte zu anderen Kollegen sein können, beispielweise im eingerichteten „Erfahrungsaustausch der Landschaftsarchitekten“. Ich schätze die fachbereichübergreifende Kommunikation, die Formulierung von gemeinsamen Zielen zu wichtigen Themen wie Baukultur, städtebaulichen Herausforderungen oder HOAI und nicht zuletzt die gemeinsame Interessenvertretung in der Öffentlichkeit. Darüber hinaus ist die Kammer eine Institution, die Fortbildungsmöglichkeiten bietet, und die Qualität innerhalb des Berufsstandes sichert und wahrt.