17. März 2025

Umbau: Erneuerung statt Abriss?

Joachim Becker
Joachim Becker
Foto: Kirsten Bucher, Frankfurt

Im Umbau und in der Umnutzung liegen große Potentiale Gebäude weiterzuentwickeln, so Vizepräsident Joachim Becker.

Die allermeisten Häuser in unserem Land sind gebaut. Wir schenken ihnen oft kaum Aufmerksamkeit. Die gebaute Umwelt ist einfach und selbstverständlich da. Der Anteil der Neubauten am gesamten Gebäudebestand liegt laut der Deutschen Energieagentur DENA bei knapp ein bis zwei Prozent pro Jahr. Dies bedeutet, dass jährlich nur ein kleiner Teil des gesamten Gebäudebestandes durch Neubauten ergänzt wird. Ein weiterer geringer Anteil wird im Bestand ertüchtigt. Hier liegt ein Riesenpotential für nachhaltiges Bauen.

Nach dem Ansatz der Bau- und Immobilienindustriewirtschaft sind Gebäude nach rund 40 bis 60 Jahren abgeschrieben. Dabei kann eine Lebensdauer von ca. 100 Jahren erwartet werden. Selbst nach dieser Zeit stehen erstaunlich viele Gebäude noch gut da. Diese Gebäude und ihre Qualität zu erhalten, zu modernisieren und zukunftsfähig zu machen, ist eine lohnende Herausforderung. Im Bestand stecken oft unterschätzte Werte, die besonders in der Lage und in ihrer soliden Substanz zu finden sind. Im Umbau und in der Umnutzung liegen die Potentiale Gebäude weiterzuentwickeln. Scheunen werden zu Lofts, Dachböden zu weiteren Wohnungen umgebaut. Leergefallene Fabrikgebäude mutieren zu attraktiven Wohnungen.

Zur Landesgartenschau 2027 in Neustadt ist kürzlich ein nachhaltiges Projekt angestoßen worden: In Zusammenarbeit mit Studierenden des Fachbereichs Architektur der Universität Kaiserslautern soll aus einer bestehenden Halle am südwestlichen Rand des Landesgartenschaugeländes die neue Geschäftsstelle der Landesgartenschaugesellschaft werden. Ziel ist ein nutzungsneutraler Grundriss aus reversiblen Holzbauelementen, die nach der Landesgartenschau für eine neue Nutzung umgebaut oder ergänzt werden können.

Denn Abriss und Neubau sind teuer. Die Materialien sind wie Abfall zu entsorgen. Für den Neubau müssen Rohstoffe gewonnen werden, Produkte hergestellt, über weite Strecken transportiert und vor Ort eingebaut werden. Ein gigantischer Aufwand der einen riesigen CO2-Fußabdruck hinterlässt. Wie gering kann im Vergleich dazu der Fußabdruck einer durchdachten Umbaumaßnahme sein!

Chancen für Nachhaltigkeit und Innovation nutzen!

Begleitet werden müssen diese Ziele mit rechtlichen Anpassungen. Erleichterungen für Abweichungen sind dazu notwendig. Ebenso wäre es hilfreich, wenn Anforderungen aus der Entstehungszeit des Gebäudes weiterhin gültig wären, sofern diese den Schutzzielen der Bauordnung nicht entgegenstehen.

Umbauten sind eine große Chance für nachhaltiges Bauen. Die lange Nutzung bestehender Ressourcen spart CO2, reduziert den Materialverbrauch. Zudem entstehen durch intelligente Konzepte lebenswerte, moderne Räume. Diese Aufgabe erfordert Weitsicht, Kreativität und eine präzise Planung. Die vorgefundenen Strukturen setzen planerisch Fakten. Damit innovativ umzugehen und mit Phantasie qualitätsvoll Neues zu schaffen, ist die Aufgabe.