27. Juli 2011

Vorhang!

Kammerpräsident Stefan Musil dankte Dr. Coridaß für sein beinahe drei Jahrzente währendes Engagement für die Architektenschaft.  Im Namen des Vorstandes überreichte er ihm ein Buch, mit der Dokumentation der gemeinsamen Zeit.
Kammerpräsident Stefan Musil dankte Dr. Coridaß für sein beinahe drei Jahrzente währendes Engagement für die Architektenschaft. Im Namen des Vorstandes überreichte er ihm ein Buch, mit der Dokumentation der gemeinsamen Zeit.
Foto: Kristina Schäfer, Mainz

Unweigerlich fällt der Vorhang am Theater nach jedem Stück. Für die Architektenschaft in Rheinland-Pfalz geht nun auch ein beinahe drei Jahrzehnte währendes Stück zu Ende.

Unweigerlich fällt der Vorhang am Theater nach jedem Stück. Wenn es mitreißend und bewegend, erkenntnisfördernd, Fragen aufwerfend und unterhaltsam war, wenn es den Blick des Publikums auf Zentrales fokussiert oder ins Neue, Weite geöffnet hat, wenn es leidenschaftlich und ein bisschen unbequem, im Detail aber präzise und klug war, dann möchte mancher sich am Fußball ein Beispiel nehmen und in die Verlängerung gehen. Aber Theater ist nicht Fußball.

Für die Architektenschaft in Rheinland-Pfalz geht nun unweigerlich ein beinahe drei Jahrzehnte währendes Stück zu Ende, das uns Alle weit getragen hat. Der Regisseur hat mit Weitblick und Sinn für die großen Linien des Berufsstandes Fragen aufgeworfen und Entwicklungen vorgezeichnet. Er hat seinen Autoren Gehör verschafft, sie Publikum und Kritikern nahegebracht und für die Intendanz den gewünschten Erfolg auf dem Spielplan beharrlich erarbeitet. Und nun, um mit Marcel Reich-Ranicki zu fragen: "Der Vorhang fällt und alle Fragen offen?"

Zwar bleiben einige Erzählstränge ungelöst, nicht alle Fragen sind beantwortet und mancher fein gesponnene Bezug wird wohl erst später - in der Rezeption der Inszenierung - voll zur Geltung kommen, doch viele Fragen sind nicht nur richtig gestellt, sondern auch beantwortet, manche - wie die nach dem Erhalt der HOAI - sogar zum wiederholten Mal. Und so soll es sein, am Theater - ein gutes Stück lässt Raum zum Anknüpfen und Weiterdenken.

Wie alles begann...

Seine Regiearbeit begonnen hat Dr. Michael Coridaß 1983 als Geschäftsführer der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, als Dr. Erwin Morlock aus Ludwigshafen Präsident, Reinhard Voss, Koblenz, und Günther Franz, Mainz, Vizepräsidenten waren. Die zweite Vertreterversammlung der Architektenkammer Rheinland-Pfalz stand noch am Anfang ihrer fünfjährigen Legislaturperiode. Er kam als promovierter Volkswirt aus einem dem Planen Bauen ursächlich verbundenen Gebiet: dem der Bausparkassen. Dort hatte er seine berufliche Laufbahn fünf Jahre zuvor in der Bonner Bundesgeschäftsstelle als Referent für Werbung, Außendienst und Schulung begonnen. Und auch seine Promotion "Förderungspolitik zur Bildung breitgestreuten Wohnvermögens" ist dem Themenfeld schon verpflichtet gewesen.

...und weiter ging...

Bei aller Dynamik der Entwicklung, die die Architektenkammer Rheinland-Pfalz dann über die nächsten fast 30 Jahre unter seiner Leitung nahm, werden Linien sichtbar: Gut 15 Jahre später, begann die rheinland-pfälzische Kammer als die erste bundesweit mit einer Gemeinschaftswerbekampagne, nachdem der Bereich Öffentlichkeitsarbeit kontinuierlich ausgebaut und entwickelt worden war. Beinahe zeitgleich wurde das Fort- und Weiterbildungsangebot der Kammer zunächst mit einigen wenigen Seminaren auf den Weg gebracht. Ergänzt um die Pflichtfortbildung der Absolventen vor der Kammereintragung ist dieses Angebot aktuell auf an die 100 Veranstaltungen pro Jahr gewachsen.

1992 - Günther Franz hatte eben seine zweite Wahlperiode als Präsident angetreten - übernahm Dr. Coridaß den Vorsitz der Geschäftsführerkonferenz der Länderarchitektenkammern und der Bundeskammer. Im Jahr darauf wurde die Stiftung Baukultur Rheinland-Pfalz von der Architektenkammer gegründet. Er übernahm auch hier ehrenamtlich die Geschäftsführung. Zehn Jahre später konnte die Stiftung Baukultur gemeinsam mit dem als ressort­übergreifende Initiative seitens der Lan­des­re­gie­rung unter der Federführung des Fi­nanz­minis­teriums gegründeten Dialog Baukul­tur ihr Engagement verbreitern und ihm schließlich mit dem zb:zentrumbaukultur rheinland-pfalz einen Ort geben.

1993, im Jahr der Stiftungsgründung, wurde Dr. Coridaß zum Mitglied im Beirat für Umweltaufklärung beim Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz berufen. Womit eine weitere Konstante im steten Wandel ihren Auftritt hat: Nachhaltigkeit und Energieeffizienz waren damals - quasi avant la lettre - sein Anliegen und werden ihn auch auf einer neuen Bühne begleiten.

1995 wurde er zum Hauptgeschäftsführer der in der Zwischenzeit sehr ansehnlich gewachsenen Kammer und zum Mitglied im Beirat der Verwaltungsmodernisierungskommission Rheinland-Pfalz in der Staatskanzlei berufen. Berufspolitisch war das Spannungsfeld möglicher Deregulierung und des notwendigen gesetzlichen Rahmens ohnehin zu einem wichtigen Aktionsfeld geworden. 1997 wurde er Mitglied im Beirat der VHV Vereinigte Hannoversche Versicherungs AG für die Berufsgruppe der Architekten. 2000 übernahm er kommissarisch die Geschäftsführung der ZAID Zertifizierungsstelle für Architektur- und Ingenieurbüros Deutschland. 2005 wurde er Mitglied der Vertreterversammlung der Verwaltungsberufsgenossenschaft in Hamburg. Neben all dem ist Dr. Coridaß seit 1990 ehrenamtlicher Richter am Finanzgericht Neustadt und war 2003/2004 Präsident des Rotary Clubs in Mainz. Folgerichtig, wurde er 2009 mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland geehrt.

...und wieder anfängt.

Als Vorsitzender der Stiftung Mainzer Theaterkultur und als Aufsichtsratsvorsitzender der UrStrom BürgerEnergiegenossenschaft Mainz eG i.G. wendet sich unser Regisseur, Hauptgeschäftsführer Dr. Michael Coridaß, ab dem 1. September neuen Inszenierungen und gleich zwei neuen Bühnen zu. Uns bleibt als Abschied der Applaus, ein vielstimmiges Bravo und ein Toi-toi-toi für die kommende Spielzeit.

Stefan Musil, Präsident

    

Archivbeitrag vom 27. Juli 2011