Der gesamte Architektentag wurde digital aufgezeichnet, all diejenigen, die nicht dabei sein konnten, und alle, die eine Passage gerne noch einmal hören möchten, finden hier einen Programmablauf mit Texten und Mitschnitten.
Die Auseinandersetzung mit der "Herausforderung Mittelrheintal", so Günther Franz, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, in seiner Begrüßung, "will wenige Tage nach der offiziellen Aufnahme in das kulturelle Erbe der Menschheit vor allem unser gemeinsames Bewusstsein für die damit verbundenen Chancen, Verpflichtungen und Ansprüche schärfen." Denn die Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO müsse Anstoß und Anreiz sein "zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der kulturellen Eigenart und wirtschaftlichen Lebensfähigkeit der Region." Die Architekten des Landes werden ihren Beitrag zur Lösung der anstehenden Probleme leisten.
Franz regte vor den gut 270 Besuchern des Architektentages auf der MS Rhenus an, die Aktivitäten und Fördermaßnahmen zur Entwicklung des Tals in einer Projektgesellschaft nach dem Vorbild der IBA Emscher Park im Ruhrgebiet zu bündeln. Staatssekretär Karl Peter Bruch, der in seinem Begrüßungsbeitrag die Hintergründe und Vorgeschichte des Anerkennungsprozesses zum UNESCO Welterbe skizzierte, griff diesen Vorschlag auf und stellte die Gründung einer solchen Projektgesellschaft in Aussicht.
Die Binger Oberbürgermeisterin Birgit Collin-Langen betonte in ihrem Grußwort die Bedeutung einer Weiterentwicklung des Mittelrheintales. Prof. Dr. Rainer Winkel, TU Dresden, zeigte die Umbrüche in der demographischen und wirtschaftlichen Entwicklung im Bezug auf das Mittelrheintal auf. Planen und Bauen, so seine These, wird sich in den kommenden Jahren stark am Bestehenden orientieren: Umnutzung, Sanierung, Nachverdichtung und auch Rückbau seien Aufgaben, auf die sich Kommunen und Planer konzentrieren müssten.
So versteht sich der Architektentag auch als Beitrag im Rahmen der im März dieses Jahres von Landesregierung und Architektenkammer gestarteten Initiative "Dialog Baukultur". Gemeinsam mit dem Innenministerium bereitet die Architektenkammer gerade Workshops vor, die beispielhaft Lösungsszenarien für Ortsentwicklung, Objektsanierung und Landschaftsraum im Tal erarbeiten werden.
Die Stärken und Schwächen der touristischen Infrastruktur beleuchtete Prof. Dr. Ursula Frietzsche, FH Worms: Der einmalige Naturraum, die Orientierung am Wasser, die großartige Konzentration von Burgen und der mythenbeladene Weltruhm zählen im oberen Mittelrheintal zu den Stärken der Tourismuswirtschaft. "Rückläufige Besucherzahlen trotz des Themenjahrs zur Rheinromantik, den zunehmenden Attraktivitätsverlust durch mangelnde Investitionstätigkeit, z.T. fehlende Servicementalität, unkoordinierte Vermarktung und einen abnehmenden Bekanntheitsgrad der Destination" benannte sie als Schwächen, die einer nachhaltigen Stärkung des Tourismus (noch) im Wege stehen.