24. Februar 2022
02/2022
Mainz muss Verantwortung für sein kulturelles Erbe und für die Zukunft zu Zeiten des Klimawandels übernehmen. Die anstehende Rathaussanierung kann beides schaffen. Edda Kurz, Vizepräsidentin der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, und Thomas Dang, der im Kammervorstand Rheinhessen vertritt, nehmen Stellung zur Rathausdiskussion.
„Wir müssen in Sachen Rathaus einmal mehr mit Missverständnissen und Verkürzungen aufräumen“, sagt Architektin Edda Kurz und stellt klar „Die Denkmaleigenschaft des Mainzer Rathauses entsteht aus der Sache an sich. So will es das Denkmalschutzgesetz in Rheinland-Pfalz. Der Mainzer Stadtrat hat zum Zeitpunkt der Unterschutzstellung des ikonischen Jacobsen-Baus und mit seinem Votum für die Sanierung also nicht willkürlich, sondern gesetzeskonform gehandelt.“
Seither hat sich vieles verändert, ergänzt Thomas Dang „Doch die Sanierung ist mehr denn je geboten. Wer jetzt noch zum Abriss aufruft, versteht die Zeichen der Zeit nicht. Je nach Bauweise stecken bis zu 50 Prozent aller Gebäudeemissionen in der Substanz. Abriss und Neubau sind vor dem Hintergrund der dringend nötigen CO2-Einsparung, von Bauschuttvermeidung, bei aktueller Ressourcenknappheit und brüchigen Lieferketten keine Option. Bei Abriss und Neubau würden wertvolle und schwindende Ressourcen verschwendet.“ Am Beispiel der Fassadenplatten erläutern beide: Auch das Gebot zum Recycling ist Stand der Technik und Gesetzeslage. Aus gutem Grund: Bauschutt macht in Deutschland die Hälfte des gesamten Abfallaufkommens aus.
Dass das Mainzer Rathaus besser und vermutlich wesentlich kostengünstiger schon vor rund zehn Jahren saniert worden wäre, daran bestehen keine Zweifel. Doch auch die Kostensituation spricht für die Sanierung: Baupreissteigerungen und immens gestiegene Materialkosten treffen den immer wieder vorgeschlagenen Neubau mindestens ebenso wie die Sanierung.
Seit Beginn der Diskussion unverändert bleibt die Verantwortung der Stadt für ihr kulturelles Erbe aus allen Epochen, auch aus der jüngsten. Mit dem Mainzer Tafelsilber sorgsam umzugehen, es zu erhalten und zu pflegen, muss eine Selbstverständlichkeit sein. Dass sich Stadtrat und Oberbürgermeister dazu und zu einem transparenten Umgang mit allen Informationen rund um die Sanierung bekennen, sei richtig, so Edda Kurz und Thomas Dang.
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