Frau Burbach und Frau Köhler, Sie haben an der Hochschule Mainz studiert? Wie war der erste Kontakt mit der Kammer?
Burbach: Während des Studiums gab es nur wenig bewusste Schnittstellen mit der Kammer. Mit Beginn der Berufstätigkeit änderte sich das: Themen wie Kammermitgliedschaft, Versorgungswerk und Netzwerke traten in den Vordergrund. Dabei erleichterte mir insbesondere der „kammer-start“ den Zugang zur Kammer.
Köhler: Der „kammer-start“ war eine tolle Gelegenheit, um mit Kammervertreter:innen und Mitarbeiter:innen der Geschäftsstelle ins Gespräch zu kommen und sich über alles Wissenswerte rund um die Kammereintragung zu informieren.
Wie fällt ihr Fazit zum Nachwuchsarchitekt:innentag aus? Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?
Köhler: Der Nachwuchsarchitekt:innentag war der erste seiner Art, eine Art Auftakt, der Impulse zum Nachdenken und für Veränderungen gesetzt hat. Meine Erwartung, dass verschiedenste Menschen zum Diskutieren zusammenkommen und ein reger Austausch entsteht, wurde erfüllt und ich freue mich auf eine Wiederholung.
Burbach: Es war spannend zu sehen, wie sich im Laufe der Workshops das „Silo“-Denken von Berufseinsteiger:innen, Kammern, Lehrenden und Studierenden immer mehr auflöste. Erfahrung traf auf neue Ideen, Kontinuität auf Wandel. Der Austausch zeigte, dass alle profitieren, wenn wir gemeinsam an der Gestaltung unserer Zukunft als Architekt:innen arbeiten. Der erste Nachwuchsarchitekt:innentag war ein wichtiger Startschuss, auf den hoffentlich weitere Formate folgen werden.
Dang: Es wurde ein wichtiger Grundstein für einen gemeinsamen Dialog gelegt. Zunächst diskutierten die vier „Silos“ untereinander, bevor die Gruppen durchmischt wurden. Dabei ploppten viele spannende Themen auf, die weiter zu diskutieren sind.
Herr Dang, wie kann der Nachwuchs frühzeitig an die Kammer herangeführt werden?
Dang: Mit der kürzlich eingeführten Juniormitgliedschaft. Sie ermöglicht dem Nachwuchs, in den Kammergremien mitzuarbeiten und so aktiv die Berufspolitik mitzugestalten. Und natürlich über die Kammergruppen, wo sich Kolleg:innen aus einer Region austauschen und verschiedene Aktionen und Projekte zur Stärkung der regionalen Baukultur ins Leben rufen.
Welche Chancen bietet die Juniormitgliedschaft, gerade für den Berufseinstieg?
Burbach: Als Brückenschlag zwischen Studienabschluss und Kammermitgliedschaft sind mit ihr bereits viele Vorteile der späteren Kammermitgliedschaft verknüpft, zumal die frühe Einbindung in das große Netzwerk der Architekt:innen den Berufseinstieg erleichtert.
Was erhoffen Sie sich von der Juniormitgliedschaft?
Burbach: Eine stärkere Durchmischung der Kammer: Neue Denkansätze und Methoden aus der Lehre treffen auf langjährige Praxiserfahrungen. Das schafft Mehrwert! Zudem könnte die Juniormitgliedschaft eine Chance sein, die oftmals von Studierenden und Absolvent:innen empfundene „Kammerferne“ zu verringern.
Wie können Hochschulen, Büros und insbesondere die Kammer den Berufsstart begleiten?
Köhler: In meinen Augen agieren Hochschulen, Büros und Kammern zu sehr als einzelne Player. Durch einen stärkeren Austausch können Synergien entstehen, die wiederum für uns Berufseinsteiger:innen von Vorteil sind.
Wie kann die Kammer noch jünger werden?
Burbach: Durch noch aktiveres Zugehen auf Studierende und Berufseinsteiger:innen. Ihren Ideen, aber auch Sorgen Gehör schenken, beispielsweise in Form einer Interessenvertretung oder Netzwerkgruppe. Gleichzeitig müssen die Eintragungskriterien anhand der aktuellen Ausbildungs-, Lehr- und Abschlusskriterien immer wieder auf den Prüfstand gestellt und bestenfalls bundeslandübergreifend und interdisziplinär neu gedacht werden.
Köhler: Durch mehr Präsenz in den Hochschulen und der Öffentlichkeit. Ich denke, junge Menschen sind heutzutage aktiver denn je. Das politische und gesellschaftliche Verantwortungsbewusstsein ist groß. Das sollten die Kammern nutzen, um junge Menschen zu akquirieren.
Dang: Dem kann ich mich nur anschließen. Wir müssen die Themen aufgreifen, die die Jungen beschäftigen. Zugleich bringt der Nachwuchs mit seinen Denk- und Sichtweisen frischen Wind in die Kammer.
Das Interview führte Lena Pröhl.