"Obwohl die Kriegszerstörung der Städte Jahrzente zurückliegen, bleibt das Thema ’Baulückenfüllung’ aktuell. Mit Betonfertigteilen, verzinkten Stahlteilen, Industrieparkett und Holzverschalungen ausgerechnet ein Wohnhaus mitten im Mainz zu bauen, macht deutlich, wie selbstverständlich zeitgenössische Baustoffe inzwischen aktzeptiert werden. (...) Einen zeitgemäßen Ausdruck im Weitergebauten nicht zu vergessen, aber auch nicht auf-Teufel-komm-raus zu inszenieren, kennzeichnet einen vielversprechenden Weg in der Gegenwartsarchitektur," so das Statement von Ursula Baus, Autorin der "Entwicklungslinien" zum Wohn- und Geschäftshaus des Büros kercher und schnura architektur, Mainz.

Die Jury war dieser Ansicht: "Die Bebauung der Lücke überzeugt durch ein schlüssiges Konzept, in dem komplexe, innerstädtische Randbedingungen mit einem zeitgemäßen Erscheinungsbild in Einklang gebracht sind. Konkret: In diesem Konzept sind ein denkmalgeschützter Gewölbekeller, räumliche Ansprüche in den Wohngeschossen und historische Reminiszenzen ausgewogen berücksichtigt. Die Zusammenarbeit von Bauherr und Architekten ist offensichtlich so harmonisch verlaufen, dass eine zeitgenössische, durchaus puristische Formensprache konsequent für den ganzen Baulückentypus durchgehalten werden konnte. Die offenen Wohnungsgrundrisse führten zu einer großzügigen Atmosphäre in der vergleichsweise engen Baulücke.

Das Haus ist zudem funktional mit einer vielfältig nutzbaren Dachterrasse ergänzt. Die Raumhöhe des im Krieg zerstörten Vorgängergebäudes - immerhin drei Meter - wurde übernommen und prägt die angenehme Proportionierung der Fassade, in der auch die ursprüngliche Größe der Erker beziehungsweise Balkone übernommen ist. Konstruktiv innovativ wurde das Treppenhaus ausschließlich mit Betonfertigteilen gebaut, wobei die Podeste schallgedämmt mit der Wand „verzapft“ sind. (...) Der Bauherr, der als Hobbywinzer den Gewölbekeller nutzt, sorgte nicht zuletzt mit seiner unkonventionellen Aufgeschlossenheit für diese überzeugend zeitgemäße Baulückenfüllung."

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