Domäne Avelsbach
Staatliche Weinbaudomäne Trier (2011)
Domäne Avelsbach 2, 54296 Trier
- Planung: LBB - Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung, Niederlassung Trier. MEHR
Niederlassungsleiter: Dipl.-Ing. Manfred Förster - Entwurf: Architektin Dipl-Ing. Brigitte Coen, Architetk Dipl.-Ing. (FH) Rolf Kuhn
- Ausführungsplanung: Frieß + Moster, Freie Architekten Neustadt. MEHR
- Objektüberwachung: Stein Hemmes Wirtz Architekten, Kasel. MEHR
- Statik: Dipl.-Ing. (FH) Dieter Lohner, Trier. MEHR
- Prüfstatik: Dipl.-Ing. Horst Barthel, Merzig
- Klimasimulation: Dipl.-Ing. (FH) Josef Rittgen, Trier. MEHR
- Ingenieurbauwerke und Vermessung: Dipl.-Ing. Herbert Schmitz, Trier
- Baugrunduntersuchung Grundbaulabor: Trier Dipl.-Ing. E. Lehmann Ingenieurgesellschaft mbH, Trier. MEHR
- Mitarbeiter: Architekt Dipl.-Ing. (FH) Klaus Marx, Dipl.-Ing. (FH) Georg Hans, Marius Czudaj, Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Haag und Dipl.-Ing. (FH) Manfred Konz
Bauherr: LBB - Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung, Mainz. MEHR
Hervorzuheben, ist der integrative Ansatz, den die Planer bei der Erweiterung einer historischen Weinbaudomäne an der traditionsreichen Mosel verfolgen. Ihr Anliegen, die Einfügung eines großen Gebäudevolumens in die Landschaft realisiert sich in der zurückhaltenden regional inspirierten Materialwahl der Fassade. Die Gabionen greifen die Anmutung der traditionell geschichteten Weinbergmauern auf, setzen sie jedoch interpretierend und mit industrieller, statt handwerklicher Ausführung um. Die Zeitschichten der Entstehung bleiben so ablesbar.
Aus der Jurybewertung
Weniger das Marketing, als Überlegungen zur besseren Wirtschaftlichkeit führten das Land Rheinland-Pfalz, dem die um 1900 gebaute Weinbergdomäne Avelsbach gehört, zum Bau des neuen Wirtschaftsgebäudes. Die bestehende Domäne selbst wurde ohne Unterbrechung und ohne gravierende Um- und Ergänzungsbauten weinwirtschaftlich seit ihrer Entstehungszeit genutzt. In den späten 90er Jahren hat man sie umfangreich saniert. Dennoch waren die unterschiedlichen Produktionsschritte der staatlichen Weinbaudomäne in um Trier auf mehrere Standorte verteilt, was einer rationellen Arbeitsorganisation nicht zuträglich war. Nun sollten andere Standorte aufgegeben und Produktion und Weinverkauf in Avelsbach konzentriert werden.
Denkmal- und landschaftspflegerische Auflagen sowie Überlegungen zur Klimatechnik in den Kellerei- und Produktionsräumen führten zur Entscheidung, den dreifach gegliederten und 45 Meter langen Betonbau teils in den Hang einzugraben. Nur die südliche Fassade aus mit rotbunter Grauwacke gefüllten Gabionen präsentiert sich dem Besucher. Die Gabionen zitieren die alte Form der Weinbergsmauern, ohne deren aufwändige und handwerklich sehr anspruchsvolle Technik zu imitieren.
Bei der Auswahl dieses Fassadenmaterials war Ziel, durch die große Masse des Werkstoffes Temperaturveränderungen und im Inneren für ein schwankungsarmes, optimales Kellerklima zu sorgen. Unterstützt wird diese passive Klimatisierung sowohl im Tanklager als auch im Gärbereich durch modernste Kellereitechnik, die exakte Steuerungsprozesse und die gezielte Temperierung der Fässer erlaubt.
Das Lesegut wird rückseitig unmittelbar aus dem Weinberg in Stapelwannen zur Traubenannahme geliefert und dort von Hand sortiert. Ohne technische Unterstützung fallen die Trauben in die großen Keltern. Der Most gelangt von dort ins Tanklager.
Große Industrietore öffnen das Gebäude nach außen. Sie sind durch markante Einfassungen aus Betonfertigteilen akzentuiert und spielen so als „Dekor“ an die historische Detailausbildung der nahe gelegenen Weinbergdomäne Avelsbach an.
Das staatliche Weingut Avelsbach. Dasselbe liegt in einem reizenden Seitental der Mosel, 4 km von Trier entfernt. Die Gesamtfläche beträgt 100,7735 ha. Hiervon sind Ackerland, Wiesen und Wald 64,9821 ha; mit Reben sind bepflanzt 35,7914 ha … Die Domäne besitzt eine Verwalterwohnung, ein Kellereigebäude mit Gärkeller für 182 Fuder, ausserdem eine eigene Arbeiterkolonie mit 19 Werkwohnungen für Aufseher und Arbeiter, eine Schule und Lehrerwohnung.
Bereits 1895 begannen die Planungen zur Errichtung von Weinbaudomänen an Saar und Mosel durch die Preußische Regierung als Musterbetrieb mit Leitbildfunktion. Es galt, rationelle Methoden im Weinbau und in der Kellerwirtschaft einzuführen. 1901 war Baubeginn für die Domäne Avelsbach. In den folgenden Jahren kamen ein Zentralkeller in Trier und eine kleine Werkssiedlung hinzu. 1977 wurde Avelsbach mit der Lehr- und Versuchsanstalt Trier fusioniert. Danach erfolgte die Umbenennung in Staatliche Weinbaudomäne Trier. Seit 2011 wird die Domäne als Wirtschaftsbetrieb des Landes weitergeführt. Mit dem Neubau des Wirtschaftsgebäudes wurde der alte Zentralkeller in der Trierer Innenstadt aufgegeben.
Auf rund 30 Hektar Rebfläche, zu mehr als 70 Prozent in Steillage mit Schieferverwitterung wird zum weit überwiegenden Teil Riesling angebaut, auf lediglich 15 Prozent der Anbaufläche wachsen außerdem Grau- und Weißburgunder, Auxerrois und Müller-Thurgau sowie aus dem roten Spektrum Spätburgunder und Regent. Viel Wert wird auf umweltschonende Methoden gelegt. Neben dem Wein baut die Domäne flaschenvergorenen Sekt aus. Pro Jahr werden durchschnittlich 170.00 Liter erzeugt.
Wichtiges Anliegen der Domäne ist die Erhaltung genetischer Vielfalt des Rieslings. So werden gezielt Varietäten von Rieslingreben, die an der Mosel vor der Flurbereinigung 1985 angebaut wurden, weiter gezogen. Daneben stehen unterschiedliche Demonstrationsbewirtschaftungen wie offene Brachen, standortgerechte Bepflanzungen mit Bäumen und Sträuchern, Insektenhotel sowie die Beweidung mit Ziegen und Pferden.