LANZ.WEIN
Nonnenhorn (2012)
Sonnbichlstraße 8, 88149 Nonnenhorn
- Architekten: Robanus Architekten, Dipl.-Ing. Stefan Robanus und Dipl.-Ing. Eva Robanus, Stuttgart.
- Tragwerksplanung: Karl Romer, Tragwerksplanung, Wasserburg
- Bauherren: LANZ.WEIN, Ingeborg Lanz, Benjamin Lanz, Johannes Haug, Nonnenhorn. MEHR
Bei der Umnutzung einer alten Scheune zur Vinothek im Weingut LANZ.WEINn in Nonnenhorn beeindruckt neben der sauberen Durcharbeitung der Holz-Glas-Fassade die Wand aus Stampflehm den Besucher. Das gleichermaßen innovative, wie haptische Material, entnommen aus dem Weinberg und damit unmittelbar an das zu verkostende und zu verkaufende Produkt angebunden - stellt die Frage nach den Grenzen der Materialität als Gestaltungsmittel. Die farblichen Schichtungen des Stampfprozesses und die natürliche Rissbildung werden zum hintergründigen Dekor und Rückgrat der Vinothek.
Aus der Jurybewertung
LANZ.WEIN ist ein ökologischer produzierender Wein- und Obstbaubetrieb in Nonnenhorn am Bodensee. Die Architekten Eva und Stefan Robanus erhielten die Aufgabe, als Grundlage zum weiteren Ausbau der Weinsparte im Betrieb eine Probierstube, ein Weinlager und Kellereibereiche zu ergänzen. Dazu wurden das bestehende Wirtschaftsgebäude und ein Verbindungsbau von dort zum Wohnhaus neu strukturiert. Das Wirtschaftsgebäude wurde zur Sonnbichlstraße hin geöffnet. Hier präsentiert sich hinter einer glatten, lichtgrauen Holzfassade mit präzise eingelassen Metall-Glas-Elementen die neue Probierstube. An die Probierstube schließen sich Weinlager und -produktion an. Diese Funktionen wurden durch den Einbau einer platzsparenden Verbindungstreppe in zwei Ebenen übereinander angeordnet.
Sowohl für die Besucher der Weinstube, als auch für die Passanten sind die Lagerbereiche durch die neu eingebauten Glaselemente zur Probierstube und an der Westfassade zur Sonnbichlstraße einsehbar. Der Blick auf das Lager und den Wein will dazu einladen, ihn in der Probierstube zu verkosten und gleich ein paar Flaschen mitzunehmen. Verbunden mit der Umstrukturierung des Wirtschaftsgebäudes konnten auch das bestehende Obstlager und die zu diesem Betriebsteil gehörenden Arbeitsräume teils neu angeordnet und insgesamt optimiert werden. So wird beispielsweise die Abwärme der Kälteanlagen zum Beheizen der Verkostungsräumlichkeiten genutzt.
Im bereits bestehenden Verbindungsbau zwischen Wohnhaus und neu geordnetem Wirtschaftsgebäude wurden die Garderobe und die Toiletten für die Probierstube, sowie ein Büro untergebracht. Dabei nimmt sich die Gestaltung des Verbindungsbaus mit einer einfachen Putzfassade und einem Flachdach gegenüber dem historischen Wohnhaus und dem bestehenden Wirtschaftsgebäude stark zurück.
Als Blickpunkt und Signal für die neue Gestaltung tritt lediglich die neue Holzfassade mit ihren großzügigen Verglasungen etwas prominenter auf, jedoch ohne die gewachsene Form des Wirtschaftsgebäudes und seine schön verwitterte Holzfassade zu beeinträchtigen.
Im Innern der Probierstube hat die Winzerfamilie direkt aus den Böden des Weinberges das Material für eine Stampflehmwand entnommen. Der Lehm - als natürlicher Baustoff eng mit dem Wein und seinem Wachstum verbunden - ergänzt die übrigen Materialien Holz, Glas und Stein wirkungsvoll. Die ökologische Philosophie des Betriebes macht er sinnlich erfahrbar.
In die Wand eingelassen, dienen Wandnischen als Ausstellungsvitrinen für die Weine. In kalkulierter Zufälligkeit konnte der gestampfte Lehm im Trocknungsprozess reißen. Seine Schichtung und das Craquelé seiner Risse bleiben das einzig dekorative Element, das sich Winzer und Architekten in der sonst schlichten, ruhigen Probierstube erlauben wollten.
„…Angenehmes Arbeiten im zweistöckigen Weinkeller durch die Schwerkraftnutzung. Die natürliche Raumtemperatur ist sehr gut für das Produkt, von Besuchern erleben wir durchweg positive Feedbacks.“
Das Gros der von LANZ.WEIN bewirtschaften 13,5 Hektar dient dem biologisch organischen Obstanbau. Auf nur zwei Hektar Weinbau werden jährlich rund 13.000 Flaschen produziert. Sie werden überwiegend direkt vom Hof und an die regionale Gastronomie vermarktet. Seit 1836 befindet sich der Betrieb im Familienbesitz, 1994 hatte die Erbengemeinschaft den Wein- und Obsthof übernommen. Im Weinbereich werden die Rebsorten Cabernet Blanc, Johanniter, Solaris, Muscaris, Cabertin und Pinotin zu überwiegend trockenen Weinen und Bränden ausgebaut. Dabei reifen die Weißweine in Edelstahltanks, die Rotweine in Holzfässern.
Die neue Probierstube mit Servicezeile und einem Barelement werden für Weinproben und kleine Festlichkeiten genutzt. Die 25 Sitzplätze können bei Frontalveranstaltungen auf bis zu 50 erweitert werden.
LANZ.WEIN setzt konsequent auf die Weiterentwicklung des ökologischen An- und Ausbauprinzips am bayerischen Bodensee. Angebaut werden vielversprechende Sorten, die eine hohe Anforderung an die ökologische Wirtschaftsweise zulassen. Der minimale, puristische Weinausbau sorgt für charakterstarke Weine.