Winzerhäuser - WeinKulturgut Longen-Schlöder

Longuich (2012)

Kirchenweg 9, 54340 Longuich

  • Architekt Entwurf, Leitdetails, künstlerische Oberleitung und Innenarchitektur: Matteo Thun, Mailand. MEHR
  • Genehmigungs- und Ausführungsplanung, Vergabe, Koordination der Planungsbeteiligten und Bauleitung sowie Beratung Architekten: Stein Hemmes Wirtz, Kasel. MEHR
  • Landschaftsarchitekt: Dipl.-Ing. (FH) Johannes Cox, Hanke. Kappes + Kollegen GmbH, Sulzbach. MEHR
  • Mitarbeiterin: Dipl.-Ing. (FH) Tanja Manderscheid
  • Bauherren: Sabine und Markus Longen, Longuich. MEHR


Im Weinkulturgut Longen-Schlöder ist es beispielhaft gelungen, einen Bautyp aus der Weinwirtschaft in eine neue Funktion zu transformieren. Die regionaltypische Bauweise und Materialität der Winzerhäuser bietet in zeitgemäßer Überformung des Traditionellen Raum für eine frische, innovative Gastgeberidee. Die Gäste des WeinKulturgutes Longen-Schlöder können hier die Weinbaukultur und die Natur der Mosellandschaft mit allen Sinnen genießen.
Aus der Jurybewertung

Die Gästezimmer des Weinkulturgutes sind als Winzerhäuser locker in einen Obstgarten eingestreut. Einzelhäuser, Doppelhäuser und einen Sechserblock fügen sich zwischen Obstbäumen und ortstypischen Gehölzen ganz selbstverständlich ein.

Jedem der Häuschen ist eine eigene kleine Terrasse zugeordnet, an die sich ein privater Garten anschließt. Diese Gärten sind thematisch differenziert: Bauerngarten, Rosengarten, Schattengarten und so fort. Sie lehnen sich in ihrer Grundform an den klassischen Küchen- und Kräutergarten an.

Innen zeigen sich die Häuser einheitlich, die Doppelzimmer verfügen in einer offenen, klaren Grundrissgestaltung über einen Wohn- und Schlafbereich sowie ein Badezimmer. Dies ist durch eine Glasschiebetür und ein festes Glaselement mit dem Zimmer verbunden. Auch die Eingangstür des Winzerhauses ist aus Glas. Licht fällt von außen nur durch die Tür und ein kleines Fenster ein. Ansonsten wurden die Wände ganz bewusst nicht durchbrochen. Die überschaubaren Häuschen vermitteln so Massivität.

Im Innern der Häuschen dominieren Holz und rote Stoffe. Sie sorgen bei aller Sparsamkeit und Offenheit für eine warme und komfortable Atmosphäre. Eichenholz wurde für die Fenster und Klappläden, für Terrassen, Bodenbeläge und die eigens gestalteten Möbel verwendet. Der Eichenfußboden verlängert sich aus dem Innenraum hinaus auf die private Terrassenfläche.

Neben dem heimischen Holz dominiert außen der Schiefer als Reminiszenz an die Weinterrassen des Moseltals. Das Schiefermauerwerk verblendet die tragende Holzkonstruktion, die neben einem hohen Vorfertigungsgrad auch Energieeffizienz und eine schnelle, witterungsunabhängige Bauzeit ermöglichten. Schiefer und Eiche machen die Gestaltung zeitlos, handwerklich anspruchsvoll und dauerhaft haltbar.

Der Gast findet im Obstgarten, verbunden durch idyllische Wege, kleine Weinlauben zur selbständigen Nutzung.

„Die Annehmlichkeit des Wohnens in den Winzerhäuser entsteht nicht aus einer Flut unnötiger Accessoires in den Zimmern, sondern erwächst aus dem Gefühl des Gastes, dass hier alles speziell für ihn gebaut und eingerichtet wurde, dass er hier seinen eigenen Platz gefunden hat.“
Sabine Longen

 

Das Weinkulturgut Longen-Schlöder bewirtschaftet als Familienbetrieb in Longuich etwa 5 Hektar Anbaufläche. Erzeugt werden trockene, harmonische Rebsortenweine und Winzersekte sowie Edelbrände und Liköre. Außerdem gehören handgeschöpfte Schokolade, Rieslingsenf und Bücher zum vinophilen Angebot. Zu den Weißweinsorten Riesling, Weißburgunder, Chardonnay und Sauvignon Blanc kommen die roten Sorten Blauer Spätburgunder, Domina, Cabernet Sauvignon und Merlot.

Neben den Gästehäusern betreibt die Familie das Weinrestaurant „Vineria“ mit Weinterrasse für 90 Gäste und eine Vinothek mit 60 Plätzen. Alle Weine befinden sich in der Vinothek im Ausschank. Die Vermarktung des Weines erfolgt ab Hof und im Direktversand zu den Kunden. Weinproben sind für bis zu 100 Gäste möglich. Die Winzer bieten auch Weinerlebnisführungen und Weinseminare an. Der Tagungsraum verfügt mit eigener Terrasse über bis zu 50 Sitzplätze.

1999 hatte Markus Longen den elterlichen Betrieb übernommen, in den Jahren 2000 bis 2002 wurden das Kelterhaus, die Lagerhalle, das Weinrestaurant und die Vinothek neu gebaut. Die Winzerhäuser sind seit Juli 2012 durch die Gäste in Benutzung. Im Mittelpunkt der Investitionen stehen Lebensfreude und Genuss, von Rebflächen und Obstbäumen umgeben, sollen der Wein, die Weinkulturlandschaft und das Weingut erlebbar werden. Statt Fernsehen und medialer Vollversorgung gibt es in den Winzerhäusern einen unverwechselbaren Ausblick auf Weinreben und Weinberge.

Die Winzerfamilie möchte als „neues Gesicht der Mosel“ wahrgenommen werden. Fern von verkitschter Romantik stehen die eigentlichen Stärken der Mosellandschaft im Vordergrund des ganzheitlichen Gasterlebnisses. Dazu zählt auch der Nachhaltigkeitsgedanke, dem Matteo Thun seine Winzerhäuser nach dem Prinzip „dreimal Null“ untergeordnet hat: Auf Transportwege für Baumaterials, CO2-Ausstoß und Müll soll so weit wie möglich verzichtet werden. Der heimische Schiefer kommt aus dem 15 Kilometer entfernten Korlingen, das Holz aus dem Hunsrück und damit aus rund 50 Kilometer Entfernung.