Weinwelt in historische Stadtvilla (2016)
Auszeichnung im Rahmen des Architekturpreises Wein 2022
Langestraße 87, 76530 Baden-Baden
Nachhaltigkeit ist, wie sie selber sagen, das zentrale Thema der Gestaltung. Räume nach 175 Jahren einer neuen Nutzung mit geringstmöglichen Ergänzungen und Eingriffen zuzuführen, ist schon an sich nachhaltiger, als jeder Neubau es sein könnte. Die dicken Kellerwände sorgen für eine gute Temperierung der Weine, sodass auf eine technische Konditionierung weitgehend verzichtet werden konnte. Für andere minimale Ergänzungen wurden Recycling-Materialien verwendet.
Aus der Jurybewertung
Der Keller dieses über 175 Jahre alten Hauses in Baden-Baden hat schon viele Nutzungen erlebt. Das ursprünglich als Stadtvilla erstellte Anwesen war um die Wende zum 20. Jahrhundert Augenklinik und beherbergte seit den 1930er Jahren einen Handwerksbetrieb, der den Großteil der Kellerflächen als Lager und für den Vertrieb nutzte.
Über die Zeit war zunächst im Gartenhaus eine Weinhandlung eingezogen. Als der Handwerksbetrieb das Haupthaus verließ, kam die Idee, die historischen Keller dem Wein zu widmen. Das Haus stand inzwischen unter Denkmalschutz. In enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde entwickelten die Architekten einen kleinen Glaskubus. Zur Straße hin ist er nun das Entree und führt zum unter der historischen Sandsteintreppe freigelegten Kellerzugang. Der ist begehbar überglast, um den Treppenhauszugang in seiner historischen Form zu erhalten und gleichzeitig die Erschließung zur Weinwelt sicher zu stellen.
Wein und Architektur ergänzen sich hinsichtlich Kreativität, Handwerkskunst, Detailliebe und Haltbarkeit auf wunderbare Weise. Schon alleine deshalb ist die Zusammenführung beider Disziplinen inspirierend… Weil perfekt in die historische Bausubstanz integriert und somit von außen zurückhaltend, versetzt die Raumwirkung im Inneren unsere Kunden bei Eintritt immer wieder in Erstaunen...
Minimalinvasiv sollte die Lösung für die Weinwelt sein. Der Keller wurde in großen Teilen erhalten: Decke und Boden im zentralen Raum sind bauzeitlich original. Lediglich ein paar Ausbauten aus Fasseiche fügen die funktionalen Anforderungen ein. Dem Gedanken des Re- bzw. Up-Cyclings folgen die Lager- und Präsentationsflächen aus alten Weinkisten. Selbst die vorhandenen Leitungsinstallationen blieben unangetastet und wurden nur dort, wo es nötig schien, verkleidet.
Auch die Abfolge der Räume orientiert sich an der vorgefundenen Raumstruktur: Auf Windfang und kleine Ausstellung folgen Spezialitätenraum und Raritätenschrein, Verkaufs- und Verpackungsraum und ein zentraler Weinkeller. Hier, im Herzen der Weinwelt, finden die Verkaufsgespräche statt.