Das 7. Mainzer Architekturquartett, veranstaltet von der Mainzer Kammergruppe, widmete sich am 19. September vier Kulturorten der Stadt. Unter Moderation von Helge Hußmann debattierten Autorin Miriam Spies, Kunsthistoriker Matthias Müller, Architektin Annelie Seemann und Architekt Peter Kahlfeldt vor vollem Haus mit rund 100 Gästen im Zentrum Baukultur.
Der Kalkhof-Rose-Saal der Akademie der Wissenschaften, Deutschlands erster Kammermusiksaal in Holzbauweise vom ortsansässigen Büro mamuth, erhielt Lob für seine Akustik. „Die Paneele geben eine klare räumliche Struktur“, so Müller, bemängelte aber die Ausführungsdetails. Kahlfeldt vermisste seinerseits eine angemessene Verbindung der Aufstockung zum Bestand. Beim Leibniz Zentrum für Archäologie LEIZA sorgte die Geschlossenheit der Fassade für Kritik und auch die spektakuläre offene Treppe im Zentrum fand geteilte Meinungen. Bei den Freiflächen und der Anbindung an die Neutorschule sah man verpasste Chancen. Am archäologischen Sensationsfund „Alter Dom St. Johannis“ entbrannte eine Grundsatzdebatte über den Umgang mit den Spuren der ältesten Kirche von Mainz. Während Kahlfeldt für eine Rekonstruktion plädierte, sprach sich Müller für den Erhalt der sichtbaren Zeitschichten aus. Spies machte sich für eine Kombination aus Aufenthaltsqualität und Vermittlung von Geschichte stark.
Das Architekturquartett zeigte, dass der bauliche Umgang mit Orten kulturellen Schaffens ein Garant für leidenschaftliche Diskussion ist. Funktionalität, Ästhetik und Baugeschichte müssen sorgfältig austariert werden.