24. März 2025
Es hat BIM gemacht

Foto: Michael Jordan

Foto: Stefan Veres
Frau Lenz, Sie arbeiten bei Architekten Naujack Rind Hof in Koblenz und sind dort für das BIM-Management zuständig. Wickeln Sie Ihre Projekte komplett in BIM ab?
Wir bei NRH haben uns in den vergangenen Jahren intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und sind bereit, Projekte komplett in BIM abzuwickeln. Allerdings gibt es bei den meisten Projekten (noch) Hürden. Bauherr*innen und TGA-Planende sind zwar ebenfalls auf dem Weg. Wir haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass es sich bislang schwierig gestaltet, alle Beteiligten in einem Projekt zu „komplett BIM“ zusammenzubringen.
Frau Schmitz-Pauser, Sie sind seit Januar 2022 selbständig als freiberufliche Architektin tätig. Wie unterstützt BIM Ihre Arbeit? Und wie hat es sie verändert?
Die Modellierung vereinfacht die Mitnahme von Bauherrschaft und Entscheidern, die sich mit reinen 2D-Zeichnungen auf dem Papier schwertun. Das Modell sagt oft mehr als tausend Worte. Klassifizierungen bereits beim Entwickeln helfen insbesondere bei der Auswertung und Übernahme in andere Systeme, wie beispielsweise AVA. Da ich bereits seit mehr als 20 Jahren 3D plane, ist dies eher als Entwicklung zu betrachten.
In der Herbstvertreterversammlung haben Sie eine Arbeitsgruppe zu BIM angeregt. Was war Ihre Intention?
Wir hatten ursprünglich die Idee eines BIM-Stammtisches, bei dem man sich über den Praxisalltag austauschen und vernetzen kann. Diese Grundidee haben wir gemeinsam mit anderen BIM-basiert arbeitenden Architekt*innen dahingehend weiterentwickelt, dass wir ein Veranstaltungsformat als Impuls für einen niederschwelligen Austausch bieten möchten, das sowohl für Expert*innen als auch für Anfänger*innen geeignet ist.
Welche Ziele verfolgt die Arbeitsgruppe, kurz-, mittel-, aber auch langfristig?
Aktuell organisieren wir eine hybride Auftaktveranstaltung. Mittelfristig ist geplant, die Kammergruppen mitzunehmen und eine Wandervortragsreihe zu etablieren. Langfristig wäre es toll, wenn dies ein festes Format würde, gegebenenfalls mit Austauschplattform und Hilfeforum – von und für Kolleg*innen. Ganz groß gedacht kann das Projekt sogar bundesweit ausgerollt werden.
Welche Inhalte sind geplant?
Um einen möglichst großen Praxisbezug herzustellen, haben wir Themenschwerpunkte basierend auf den Leistungsphasen nach HOAI in Kombination mit Anwendungsfällen nach BIM-Handbuch gebildet. Jedes einzelne Thema soll in einem Impulsvortrag beleuchtet und anschließend in einem offenen Dialog diskutiert werden. Schwerpunkte können im kollegialen Austausch vertieft werden. Besonders schön wäre es, wenn unsere Reihe als Weiterführung der BIM-Lehrgänge die Teilnehmenden mitnehmen und umgekehrt die Inhalte unsere Diskussion bereichern könnten.
Was ist in Ihren Augen das größte Hemmnis für die Kolleg*innen, die noch nicht auf BIM umgestiegen sind?
Der große Begriff „BIM“. Oft werden komplizierte und teure Verfahrensweisen suggeriert. Viele wissen nicht, dass sie bereits den ersten Schritt zum „Mini-BIM“ getan haben, beispielsweise mit 3D-Modellen. Genau diese Hemmschwelle möchten wir mit unserer Veranstaltungsreihe nehmen – auch dadurch, dass man hört, dass sich andere mit ähnlichen Problemen befassen.
Was ist der wichtigste Schritt, um sein Architekturbüro BIM-fit zu machen?
Mut zur Lücke! Klein anfangen und nach und nach Anwendungsfälle in die Planung aufnehmen. Auch kleine Schritte hin zu BIM sind wertvoll, um unseren Arbeitsalltag zu erleichtern.
BIM – Die Zukunft des Bauens? Und wenn ja, braucht es Open-Source-Lösungen?
Bauen erfordert Kreativität, reines Maschinendenken wird unsere Arbeit nicht ersetzen. Jedoch unterstützt uns die Planungsmethode BIM in vielen Anwendungsfällen. Welche davon erforderlich sind, wird sich weiterhin projektbezogen entscheiden. Es muss nicht immer das „volle BIM-Programm“ sein. Open-Source-Lösungen werden aus unserer Sicht weniger ein Thema sein als eine Standardisierung und der offene Datenstandard für den Austausch untereinander. Die Schnittstellenkoordinierung der Software-Hersteller untereinander hat hier noch Luft nach oben. Standards und offene Formate geben uns unterm Strich Zeit und Raum für die eigentliche Kreativität unseres Berufes.
Das Interview führte Lena Pröhl.