Auf großes Interesse stieß die von den Architektenkammern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz und der Bundesarchitektenkammer ausgerichtete Regionalkonferenz Normung. Knapp 150 Personen informierten sich über die Entstehung von technischen Normen und lernten die Sichtweisen der verschiedenen Protagonisten kennen: Aus Sicht der Kammer, der Bauaufsicht, der Beteiligten in Regelwerkausschüssen und aus Sicht der Rechtsprechung. Obwohl dabei deutlich wurde, dass schon aufgrund der unterschiedlichen Betrachtungsweisen der verschiedenen Berufsgruppen Missverständnisse entstehen, waren sich in einem Punkt alle einig: Der Berufsstand muss sich engagieren und sich am Normungsprozess beteiligen, um Einfluss auf Normeninhalte und -entwicklung nehmen zu können. Dabei gilt es nicht nur, die Inhalte von Normen zu gestalten und zu beeinflussen, sondern auch zu verhindern, dass andere diese Entscheidungen treffen.
21. Mai 2019
"Mitmachen lohnt sich!"

Foto: Kristina Schäfer, Mainz
Wer nicht normt, wird genormt.
Es wurde deutlich, dass bei den Anwendern der technischen Regelwerke häufig Missverständnisse
über deren Geltungsmacht bestehen. Ein zentrales Problem ist die Verknüpfung von Recht und Technik. Der Architekt definiert Fehler als Abweichung von technischen Standards, der Jurist hingegen als Abweichung vom Vertrag.




Die Vorträge beleuchteten einen weiteren wichtigen Aspekt: DIN-Normen sind keine Rechtsnormen, sondern private technische Regelungen mit Empfehlungscharakter. Und nicht jede DIN-Norm ist automatisch eine anerkannte Regel der Technik. Nur wenn sie wissenschaftlich anerkannt, als Allgemeinwissen in der Fachwelt verbreitet und sich nachweislich in der Praxis bewährt hat, kann sie zur anerkannten Regel der Technik werden.
Durch das Anwenden von Normen entzieht sich niemand der Verantwortung für das eigene Handeln. Normen tragen grundsätzlich dazu bei, dass belastbare Grundlagen entstehen. Sie entbinden jedoch nicht auf den Einzelfall bezogene Lösungen. Der Umgang mit Normen sollte deshalb immer kritisch aber auch kreativ sein und dabei sollte der Planer das zu erreichende Schutzziel immer vor Augen haben!




In der abschließenden Gesprächsrunde wurde deutlich, dass Sensibilität im richtigen Umgang mit Normen und technischen Regelwerken unabdingbar ist. Das Gebiet nimmt permanent an Komplexität und Aufgabenvielfalt zu, die Normenflut steigt nicht zuletzt durch Themenbereiche wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Es gibt jedoch auch handfeste Interessen in der Politik wie in Teilen der Wirtschaft. Wegen der zu erwartenden Auswirkungen auf das Tätigkeitsfeld der Architekten und Stadtplaner ist es wichtig, besonders achtsam zu sein und in den einzelnen Arbeitsausschüssen und koordinierenden Gremien mitzuwirken.
Die Architektenkammern der Länder und die Bundesarchitektenkammer machen ihren Einfluss in bereits mehr als 50 Gremien geltend. Werden Sie aktiv und machen Sie mit und sehen Sie Normen nicht als Hemmnis, sondern als Hilfe!