28. April 2025

Vertreterversammlung an der Mosel

Vertreterversammlung
Frühjahrsvertreterversammlung an der Mosel
Foto: Chris Marmann

Mit ihrer Frühjahrssitzung ist die Vertreterversammlung traditionell in Rheinland-Pfalz unterwegs. Diesmal tagte sie am 21. März im Hotel Deinhard´s in Bernkastel-Kues an der Mosel.

 

Bericht des Vorstands

Präsident Joachim Rind trug den ausführlichen Bericht des Vorstands vor, nicht ohne eingangs einen Blick auf die angespannte weltpolitische Lage zu werfen: Krieg in der Ukraine, Aufrüsten in Europa, Koalitionsgespräche in Deutschland ... Von dem geplanten 500 Milliarden-Schuldenpaket sollen Gelder in Infrastrukturmaßnahmen wie den Bau von Schulen und Kitas fließen, so Rind. Sein Appell an den Berufsstand: „Wir müssen bereit sein!“ Ohnehin sollten Projekte schneller abgewickelt werden können, als dies aktuell der Fall sei. Der Gebäudetyp e sei auf einem guten Weg, um Standards und Normen im Einvernehmen mit der Bauherrschaft sinnvoll abzuschichten, ermutigte Rind die Anwesenden. Darüber hinaus stellte er die Bedeutung der Gespräche mit Landes- und Kommunalpolitik heraus, insbesondere den Jahresempfang der Wirtschaft.

Für die Bundesebene setzte Rind die Berichtsschwerpunkte auf den Stand der HOAI-Novelle – hier liegt zwischenzeitlich das entgegen aller Befürchtungen sehr positive Gutachten vor – und den Bereich der Vergabe. Ergänzend ging Vizepräsidentin Edda Kurz auf die vom Bundesbauministerium geplante RPW-Novelle, das Vergabetransformationspaket sowie das Mittelstandsförderungsgesetz ein. Ziel sei es, Vergabeverfahren zu vereinfachen, zu beschleunigen und zu digitalisieren. Tatsächlich werde so aber die Türe zur leichteren Abkehr von der losweisen Vergabe geöffnet, die Begründungspflicht einer Zusammenlegung bzw. Vergabe an einen Generalunternehmer entfalle. "Ist das noch ein Mittelstandsförderungsgesetz?", fragte Kurz rhetorisch und verwies auf die Petition „Faire Vergabe“ der BAK zum Erhalt der mittelstandsfreundlichen, losweisen Vergabe, die noch immer unterzeichnet werden kann.

Juniormitgliedschaft

Jana Krippleben, erstes Juniormitglied in Rheinland-Pfalz, berichtete vom BAK-Juniorausschuss. Ende 2024 gegründet, hat sich der Ausschuss viel vorgenommen. Die jungen Mitglieder wollen sich für eine bundesweite Juniormitgliedschaft, die Eintragungsfähigkeit von interdisziplinären Studiengängen und einen bundesweiten Kammerguide, der über die länderspezifischen Eintragungsvoraussetzungen informiert, einsetzen. "Wir sind froh, viele junge Engagierte zu haben", lobte Rind.

Blick nach vorne

Weitere Themen waren die BUGA 2029 im Oberen Mittelrheintal, die Landesgartenschau 2027 in Neustadt an der Weinstraße, die Zukunft des DAB, das ab 2026 nur noch vier bis sechs Mal im Jahr erscheinen soll sowie die Aufstockung der Geschäftsstelle. Das beauftragte Büro hat bereits mit der Ausführungsplanung begonnen. Notwendige Ertüchtigungsmaßnahmen im Bestand sollen diesen Sommer durchgeführt werden, die Bauarbeiten der Aufstockung zu Jahresbeginn 2026. Der Bezug ist für Sommer 2026 geplant. Darüber hinaus gab Rind einen Ausblick auf das 75. Kammerjubiläum, das am 31. Oktober mit einem Zukunftskongress in Mainz gefeiert wird. Die  eingeladenen Sprecher*innen der regionalen Kammergruppenteams hatten wieder die Möglichkeit, ihre laufenden Aktivitäten und Projekte vorzustellen.

Hamburg-Standard

Nach der Mittagspause war Karin Loosen, Präsidentin der Architektenkammer Hamburg, per Video zugeschaltet. Sie zeigte eindrucksvoll, wie kostengünstiger Wohnungsneubau gelingen kann. Mit dem neuen „Hamburg-Standard“ sei ein zukunftsorientierter Baustandard geschaffen worden, der bezahlbaren Wohnungsneubau mit neuen Denkansätzen im Planen und Bauen und Nachhaltigkeit vereint, so Loosen. Erarbeitet wurde er von der Initiative kostenreduziertes Bauen, die Senatorin Karen Pein aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes in der Hansestadt initiiert hatte. Rund 200 Personen aus Verwaltung, Bau- und Wohnungswirtschaft hatten dabei gemeinsam drei Kernbereiche für Maßnahmen identifiziert: kostenreduzierte Baustandards, optimierte Prozesse und Planung sowie beschleunigte Verfahren. Diese Handlungsfelder wurden in verschiedenen Arbeitskreisen mit jeweils ca. zehn Personen vertieft. Entstanden ist ein Werkzeugkasten mit Mustervertragsklauseln für eine rechtssichere Umsetzung und Checklisten zu Einspaarpotentialen wie Low Tech und Erleichterungen im Bereich Brandschutz und barrierefreies Bauen.

Demografie & Beitrag

Der demografische Wandel wirke sich schon jetzt auf die Architektenkammer aus und werde in den kommenden Jahren noch an Dynamik gewinnen, führte Vorstandsmitglied Uwe Knauth zum Thema hin. Seit etwa zwei Jahrzehnten verschieben sich die Gewichte in der Mitgliederschaft kontinuierlich: Die selbständig Tätigen sind bereits heute in der Minderzahl und werden verstärkt ab 2030 in den Ruhestand gehen. Daher sind jetzt Weichenstellungen nötig. Wie die Anpassungen konkret aussehen, wird Diskussionsgegenstand der nächsten Monate sein.

Harmonisierung

Mit dem Beschluss zur Änderung der Fortbildungsordnung hat die Vertreterversammlung nicht nur den Weg zu mehr einfachen, weil bundeseinheitlichen Standards, sondern auch zu einigen Erleichterungen wie eine länderübergreifende Anerkennung von Fortbildungsveranstaltungen, E-Learning und On-Demand-Angebote, aber auch die Übernahme von Fortbildungspunkten aus dem Vorjahr sowie eine nachträgliche Anerkennung freigemacht. Der Mindestumfang wird einheitlich auf 16 Fortbildungsstunden pro Jahr festgelegt.

Die nächste Vertreterversammlung findet am 14. November in der Geschäftsstelle in Mainz statt.