21. Januar 2025
Zukunftsfähige Infrastruktur und Baukultur
Herr Rind, Infrastruktur verbindet man nicht gleich mit der Architektenschaft. Warum sehen Sie hierin einen großen Stellenwert beim Bauen?
Zukunftsfähige Infrastrukturen sind die Basis für unser Zusammenleben in Stadt und Land und schließen vieles mit ein: Neben einer angemessenen Mobilität und der Versorgung mit nachhaltiger Energie sind der öffentliche Raum und die soziale Infrastruktur mit Kitas und Schulen, und auch das Wohnen, Grundbausteine eines funktionierenden Gemeinwesens. Infrastrukturbauten haben also einen hohen gestalterischen Anspruch. Vor dem Hintergrund des Klimawandels wird auch die grüne und blaue Infrastruktur immer wichtiger.
Was ist mit grüner und blauer Infrastruktur gemeint?
Schattenspendende Bäume, Parks, begrünte Fassaden und Dächer, aber auch Wasser in Form von Brunnen oder Kanälen. 2024 war das wärmste Jahr, seit es Wetteraufzeichnungen gibt. Unsere Städte überhitzen vor allem aufgrund der großen Flächenversiegelung. Nichts eignet sich besser für ein gesundes Klima, als die Schaffung einer guten blau-grünen Infrastruktur, ganz abgesehen vom Erholungs- und Freizeitwert für die Menschen. Die komplexen Planungen dieser öffentlichen Flächen sind ein Arbeitsfeld unserer Landschaftsarchitekten und Stadtplanerinnen.
Infrastrukturbauten haben einen hohen gestalterischen Anspruch. Vor dem Hintergrund des Klimawandels wird die grüne und blaue Infrastruktur immer wichtiger.
Hilft diese Infrastruktur auch bei Starkwetterereignissen?
Unbedingt. Wir brauchen neben den Grünflächen mehr Speicherplatz in Zisternen und größere Versickerungsflächen. Das Leitbild ist die sogenannte Schwammstadt, die Starkregen besser kompensieren kann.
Heißt das unterm Strich nicht auch weniger bauen?
Vor allem heißt es anders bauen, ein Paradigmenwechsel vom Neubau zu einer neuen Umbaukultur ist nötig. In den Büros werden heute schon mehr Bauaufgaben im Bestand bearbeitet als Neubauprojekte. Mit kreativen Lösungen kann unser Berufsstand hier einen Beitrag für unser Klima leisten. Energie und Rohstoffe werden gespart und keine neuen Flächen versiegelt. Ein weiterer Vorteil: Infrastruktur muss nicht kostenintensiv neu geschaffen werden. Umso wichtiger ist es, die vorhandene instand zu halten und zu pflegen. Der wahrgenommene Investitionsrückstau bei notwendigen Sanierungen im Bereich Infrastruktur in deutschen Kommunen lag 2023 schon bei 160 Mrd. Euro*. Es gibt also viel zu tun.
* Quelle: Destatis o. J.; KfW/Difu 2023
Die Förderung der Baukultur, des Bauwesens, der Landschaftspflege und der städtebaulichen Entwicklung gehören zum gesetzlichen Auftrag der Architektenkammer Rheinland-Pfalz. Sie vertritt die berufspolitischen Interessen ihrer rund 6.000 Mitglieder und bietet alle Services der Selbstverwaltung sowie Beratung an.
Pressemitteilung zum Jahresempfang der Wirtschaft der Architektenkammer Rheinland-Pfalz MEHR