Was haben Baukultur und Digitalisierung in Rheinland-Pfalz mit einander zu tun? Fragte Präsident Gerold Reker beim politischen Sommerfest 2017 der Architektenkammer und nutzte das Forum, um neben Erfolgen auch offene Zukunftsfragen anzusprechen. Gut 400 Gäste hatten sich für den Abend im Brückenturm angemeldet: Landtags- und Bundestagsabgeordnete, Kabinettsmitglieder und Architekten, Vertreter der Bauverwaltung, der Medien und der Hochschulen. Mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Landtagspräsident Hendrik Hering und Verfassungsgerichtspräsident Dr. Lars Brocker waren alle drei Verfassungsorgane dabei.
22. August 2017
Zwischen Baukultur und digitaler Revolution
„Digitalisierung verändert die Arbeitswelt. Sie erfordert Anpassungen der Produktionsstätten und der Verwaltung ebenso wie der Geschäftsmodelle und der Wertschöpfungsketten, der Ausbildung und der rechtlichen Rahmenbedingungen“, so Präsident Reker. Neben den Chancen der alle Planungsstufen integrierenden BIM-Technologie benannte er auch die Herausforderungen dieses Kulturwandels im Bausektor: Haftung und Datensicherheit, Schnittstellendefinition, produktneutrale Ausschreibung, Sicherung geistigen Eigentums und Honorierung. Und er verwies darauf, dass solche Fragen keineswegs in der Fachwelt stecken bleiben, sondern das Baugeschehen insgesamt verändern, auch für Verbraucher und öffentlichen Auftraggeber.
Für die meisten der rheinland-pfälzischen Büros - also diejenigen mit bis zu zehn, oft weniger als fünf Mitarbeitern - sah Reker besondere Herausforderungen: Investitionen in Fortbildung und Soft- wie Hardware müssen bewältigt werden. Genau diese Büros sind aber, so Reker, beim alltäglichen Bauen und Sanieren die tragende Säule im Land. Sie prägen die Baukultur in Rheinland-Pfalz. Reker warb für eine zupackende Haltung dieser Büros, aber auch um Unterstützung der Landesregierung, beispielsweise durch Stärkung der Bauverwaltung und der öffentlichen Bauherren.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer hob die gute Zusammenarbeit mit der Kammer hervor: „Viele Projekte konnten in den vergangenen Jahren mit Ihrer Unterstützung, Anregung oder durch kritisches Hinterfragen erfolgreich initiiert oder umgesetzt werden. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken.“ Ein Schwerpunkt dieser Zusammenarbeit ist das Thema „Wohnen“. Vor diesem Hintergrund lud Malu Dreyer die Architektenkammer ein, sich bei der Erarbeitung einer Digitalisierungsstrategie einzubringen.
Landtagspräsident Hendrik Hering unterstrich die baukulturelle Verantwortung „Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, den städtischen Raum so zu gestalten, dass er zum Verweilen und zum Gespräch einlädt. Ich möchte deshalb dafür werben, den öffentlichen Raum als Ort für öffentliche Dienstleistungen und bürgerschaftliches Engagement zu bewahren.“
Archivbeitrag vom 22. August 2017