...oder: Wohnen als Prozess begreifen
Gebäude sollten so flexibel wie möglich konzipiert werden, sodass ohne aufwändige Baumaßnahmen unterschiedliche Lebensformen darin möglich sind. „Heute schon für morgen bauen“, lautet das Credo. Und das beginnt schon beim Grundriss: Hier spielen Größe und Anordnung der Räume, technische Installationen, Fenster sowie die Lage von Treppen und Fluren eine wichtige Rolle. Die Gebäude sollten zudem so konzipiert werden, dass sich Wände zu einem späteren Zeitpunkt einziehen oder abbauen lassen. Dies wird beispielsweise durch nichttragende Zwischenwände oder Wände in Trockenbauweise möglich.
Werden diese Faktoren schon bei der Planung berücksichtigt, dann ist vieles denkbar.
So machen es uns Schulen schon lange vor: neue pädagogische Konzepte korrelieren mit offenen Lernlandschaften und flexiblen Raumgrößen. In Shoppingcentern, Geschäftshäusern und Büros können Mieteinheiten getrennt oder zusammengelegt werden. Genauso anpassbar sind die Grundrisse von Wohnungen. Eltern können etwa in eine bereits im Grundriss angelegte Einliegerwohnung ziehen, nachdem die Kinder ausgezogen sind. Der Rest des Wohnhauses kann dann vermietet werden.
Moderne Stadtquartiere bieten außerdem unterschiedliche Wohnformen für sich verändernde Bedürfnisse an. So gibt es Wohnanlagen mit individuellen Grundrissen und einem vielfältigen Raumangebot sowie unterschiedlichen Gebäudetypen. Ein Umziehen zwischen den einzelnen Angeboten wird - wann immer es möglich ist - unterstützt. Auf diese Weise schafft Flexibilität auch ohne Umbau ein Mehr an Qualität. Daneben wird aber auch schon auf Quartiersebene flexibel gebaut. Denn: Flexible Bauweisen werten die Immobilie auch wirtschaftlich auf, zudem ist modular Gebautes meist auch einfacher demontierbar und damit leichter recyclebar.
Andernfalls, wenn Gebäude nicht auf die Anforderungen der Nutzer abgestimmt sind, und umfangreiche Umbaumaßnahmen nötig werden, ist oft der Leerstand die Konsequenz. Schlimmstenfalls wird die Immobilie abgerissen und die Graue Energie geht verloren. Das ist dann nicht nachhaltig!