In einer im Jahr 2000 veröffentlichten Studie1 beschreiben der Soziologe Paul Henry Ray und die Psychologin Sherry Ruth Anderson, wie eine relativ kleine Anzahl von Menschen einen gesellschaftlichen Wandel herbeiführen können, indem sie tradierte Normen und Wertvorstellungen grundsätzlich hinterfragen und Gegenmodelle entwickeln.
Beim Planen und Bauen braucht es genau das, denn der Bausektor trägt zu Problemen bei, mit denen unsere Gesellschaft heute konfrontiert ist. Daher können Architekt:innen und Architekturstudierende einen wesentlichen Beitrag zu einer notwendigen Veränderung leisten. Holistisch zu denken und Wechselwirkungen mit dem Bestehenden mit einzubeziehen, könnte ein Weg dazu sein. Die Natur und insbesondere der Wald können uns hierbei als Vorlage dienen: Sie zeigen uns, dass ein Organismus, der aus einer Vielzahl von Spezies besteht, gesünder und widerstandsfähiger ist als eine Monokultur. Eine hochkomplexe Struktur lebt durch eine immerwährende Abfolge von Anpassung und Veränderung; indes bedeuten Vereinheitlichung und Gleichförmigkeit zumeist nur Stillstand. Unterschiedlichkeit befruchtet da, wo sie in einem konstruktiven Miteinander Platz hat. Vielfalt fördert flexible Lösungsmöglichkeiten und verzeiht auch Irrwege. Da, wo das Alte oder Übriggebliebene gleichzeitig auch Dünger ist, gibt es keinen Abfall; das Neue baut auf dem Alten auf und nutzt es sinnvoll.