Bauen in Förderprogrammen gedacht heißt immer effizienter mit mehr Technik, mehr Materialeinsatz, mehr Konstruktion. Dabei befinden wir uns bereits in einem hohen Standard, den es nun sinnvoll einzusetzen gilt. Politik sollte eher animieren und Anreize schaffen für ein Bauen mit einfachen Mitteln, Materialien und Techniken.
EINFACHer UMDENKEN: Was ist der geringste Einsatz an Material und Technik, den es braucht, um ein Maximum an Raum zu schaffen? „Einfach bauen“ ist nicht zu verwechseln mit Reduktion zur Nüchternheit und Bauen von Räumen, die unsere Stimuli nicht mehr erreichen. Frugales Bauen, Denken in Komfortstufen, Wartungskonzepte für wiederverwendete Baustoffe sind neue Formen zur Umsetzung. Einfachheit ist keinesfalls ein Qualitätsmangel. Reduzieren von Volumen und Ressourcen heißt nicht Räume kleiner formen. Gebäude konzeptionell betrachten und flexibel denken, adaptierbar und mit offenem Ende: Häuser teilen, Räume abgeben, tägliche Nutzflächen abgrenzen. Das Nutzerverhalten ist als Stellschraube dabei nicht zu unterschätzen: Das Leben in hochgedämmten Gebäuden verleitet dazu, mit höheren Temperaturen zu wohnen. Bescheidener denken und leben. Was ist der neue Luxus?
EINFACHer UMNUTZEN: Ziel der Zukunft ist es, den Gebäudebestand nutzbar zu machen, Leerstände mit teils üppigen Grundrissen wieder mit Leben zu füllen. Uns erwartet neben aussterbenden Ortskernen eine Gebäudeflut von Elternhäusern der Generation X. Gebäude, die großzügig gebaut wurden, mit einfachem aber ausreichendem Standard. Materialien, die noch immer funktionieren. Wie gehen wir mit diesen Gebäuden in Zukunft um? Ein Erwerb mit anschließender energetischer und technischer Aufrüstung nach gefordertem und gefördertem Standard macht Gebäude dieser Zeit unrentabel. Ist es das, was wir wollen? Weitere Leerstände zulassen, weil ein Neubau wirtschaftlicher bleibt? Hier sind politische und gesellschaftliche Neuausrichtungen notwendig.