15. September 2022

Duales Studium

Stadtplaner Frank Böhme
Stadtplaner Frank Böhme
Foto: Kristen Bucher, Frankfurt am Main

Zukunft der Ausbildung oder nur ein Geschäftsmodell?

Die Ausbildungslandschaft für Architektur ist in Bewegung. Seit Wochen wirbt die „IU Internationale Hochschule“ für ein duales siebensemestriges Bachelorstudium der Architektur an neu einzurichtenden Standorten; unter anderem in Mainz oder Frankfurt. Die Schlagworte lauten: Selbstbestimmtes Studieren, innovativ und persönlich. Du kommst zum Campus oder der Campus kommt zu dir.

Ab dem ersten Semester sollen Studierende parallel im Architekturbüro arbeiten. Das Studium ist für sie gebührenfrei. Sie werden sogar mit 1.444 Euro Vorteilsrabatt bei frühzeitiger Eintragung gelockt. Der Arbeitgeber zahlt allerdings pro Semester an die Hochschule, zudem ein Entgelt an den Studierenden. Studiert werden kann mit oder ohne Abitur. Der Studiengang ist akkreditiert! Über den „Lehrkörper“ gibt es kaum Informationen. Versuchsballon oder ernsthafte Konkurrenz für die etablierten Studiengänge?

Auch die Hochschule Mainz bietet neben dem „klassischen“ Weg ein duales Architekturstudium mit integrierter Praxis B.Eng. (zehn anstatt acht Semester) an. Der Abschluss berechtigt zur Eintragung in die Kammern. Zudem kann ein zweisemestriger Master angehängt werden.

Nach dem zweiten Semester startet die duale Phase, in denen zwischen Studium und Praxis halbwöchentlich gewechselt wird. Zwischen Hochschule, Arbeitsstätte und Studierenden wird ein entsprechender Vertrag geschlossen. Dieses Studium stellt eine hoch attraktive Variante mit Vorteilen für alle Beteiligten dar.

KOSMO

„KOSMO“ist das duale Studienmodell der Hochschule Kaiserslautern. Architekturbüros schließen einen Kooperationsvertrag mit der Hochschule und einen Anstellungsvertrag mit den Studierenden. Vorpraktikum, Praxisphase, Projektarbeiten, Bachelor- und Masterarbeit werden im Unternehmen absolviert. Da die Arbeitszeit nicht klar geregelt ist, sondern sich auf die vorlesungsfreie Zeit beziehungsweise während des Semesters auf gegebenenfalls vorhandene Lücken im Vorlesungsplan beschränkt, stellt dies für beide Seiten ein Negativum für den kontinuierlichen praxisbezogenen Ausbildungsteil dar.

Die Ausbildungslandschaft für Architektur ist in Bewegung.
Frank Böhme

Die Abbrecherzahlen an den Hochschulen sind nach wie vor hoch. Demografisch bedingt, wird in den nächsten zehn Jahren die Zahl der Studienanfänger (MWD) drastisch zurückgehen. Wird das duale Studium in Präsenz und at home die Zukunft für eine weiterhin klassifizierte Ausbildung sein? Veränderungen wird es geben. Die „etablierten“ Ausbildungsstätten sind gefordert. Die Architektenkammer Rheinland-Pfalz bietet sich zum konstruktiven Austausch (beispielswiese im Hochschulbeirat) an.