13. April 2022
Entwerfende Disziplinen zusammendenken
Frau Mack, Sie haben Architektur an der TU Braunschweig studiert. Was hat Sie nach Rheinland-Pfalz verschlagen?
Da ich aus Norddeutschland komme, wollte ich schon immer mal in den Süden ziehen. Das habe ich dann auch umgesetzt: Nach meiner freien Mitarbeit in Braunschweig habe ich zunächst in einem Architekturbüro in Stuttgart gearbeitet. Mit meiner Tochter und meinem damaligen Mann, der hier eine Stelle angenommen hatte, bin ich schließlich nach Neustadt gekommen.
Jetzt arbeiten Sie schon seit über 20 Jahren als Angestellte im Büro mack-architekten in Lingenfeld. Was sind ihre Schwerpunkte dort?
mack-Architekten ist ein kleines Büro, außer mir und dem Chef arbeiten bei uns noch eine festangestellte Architektin und projektweise ergänzende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich mache also fast alles dort, mit dem Schwerpunkt auf Entwurf und Projektleitung.
Für was begeistern Sie sich besonders in der Architektur?
Für mich persönlich ist kein Bauwerk so wichtig wie der Mensch, der darin lebt oder arbeitet. Wenn ich am Ende das Gefühl habe, dass wir etwas Wichtiges getroffen haben, also einen Ort geschaffen haben aus dem Bedarf, aus den Inhalten heraus und dann auch noch merke, dass das Gebäude auch unabhängig von den Bewohnern geerdet und damit zeitlos ist, wenn ich das spüre, dann tut das einfach unheimlich gut. Wenn einem das gelingt, das ist leider nicht immer so, dann finde ich das sehr schön.
Seit kurzem wirken Sie ehrenamtlich in der X. Vertreterversammlung mit. Wie kam es dazu?
Es kam eine Anfrage an das Büro mack-Architekten. Mein Mann und ich haben uns daraufhin beide beworben - um die Arbeitsweise der VV besser kennenzulernen, aber auch um selbst einen Beitrag zu leisten.
Vor kurzem haben Sie einen Antrag für die Gründung einer Arbeitsgruppe in der VV zum Thema Vernetzung der entwerfenden Disziplinen eingereicht. Können Sie ihre Ideen hierzu noch etwas präzisieren?
Wenn ich mir die vielfältigen Herausforderungen anschaue, vor denen wir aktuell stehen, dann finde ich es wichtig, die Denkansätze aller Disziplinen mit einzubeziehen. Es ist doch unbefriedigend, wenn der Stadtplaner die Ausnutzung und die Großraumstruktur festlegt, der Architekt versucht der Bauaufgabe innerhalb des Rahmens gerecht zu werden, und danach der Landschaftsplaner noch die Grüngestaltung hinzufügt. Vielmehr sollten die drei Disziplinen stärker vernetzt sein und mehr Kenntnisse voneinander haben. Wir kämpfen zurzeit mit einem großen Anteil versiegelter Flächen, mit dem Klimawandel und der Materialknappheit. Und da braucht es Strategien und Überlegungen, wie man überhaupt noch sinnvoll bauen oder den Bestand aufwerten kann. Da wir Städte brauchen, die den neuen Anforderungen auch gerecht werden, sollten wir hier nicht nacheinander sondern miteinander denken. Wenn wir zum Beispiel die Wohnflächen kleiner bemessen, brauchen wir attraktivere Außenräume, für das Stadtklima sollten wir mehr Grün in die Städte bekommen und dass muss in den B- und F-Plänen entsprechend ausgewiesen werden. Diese haben jedoch eine sehr lange Wirkzeit und stammen zum Teil noch aus den 70ern. Ich fände es eine gute Sache, wenn Vertreterinnen und Vertreter aller drei Disziplinen in einer solchen Arbeitsgruppe einen Stichwortkatalog erarbeiten könnten, mit den Punkten, die sie für eine Quartiersentwicklung für wichtig erachten. Diesen könnte man den Verwaltungen und den Bürgermeistern als Grundlage für weitere Ausweisungen zukommen lassen.
Welche Rolle spielt dieses Thema in Ihrem Berufsalltag? Praktizieren Sie hier bereits das, was Sie sich wünschen?
Es rührt ja von meiner Arbeit als Architektin her, dass ich sage, die drei Dinge gehören zusammen. So berücksichtigen wir immer auch den Städtebau mit, also die Lage des Gebäudes auf dem Grundstück, und entwickeln das nach Innen weiter. Entsprechend haben auch wir schon die ein oder andere Befreiung beim Bau- oder Denkmalamt beantragt.
Frau Mack, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Melanie Schulz