07. September 2021

Erster Ausloberpreis gleich zweimal vergeben

Vergabe des Ausloberpreises an den Landkreis Germersheim und die Stadt Bitburg
v.l.n.r.: Vizepräsidentin Edda Kurz, Kammerpräsident Gerold Reker, Bürgermeister der Stadt Bitburg Joachim Kandels und der Landrat des Landkreises Germersheim Dr. Fritz Brechtel
Foto: Martin Lichtl

Sowohl der Landkreis Germersheim als auch die Stadt Bitburg loben regelmäßig Wettbewerbe aus, sie leisten so einen wesentlichen Beitrag zur Baukultur

Warum gelingen öffentliche Bauvorhaben mancherorts besser? Vielleicht liegt es auch am Verfahren, mit dem die Auftraggeber Ihr Planungsbüro gefunden haben! Diese These lag der ersten Vergabe des Ausloberpreises zugrunde. Im Rahmen des 23. rheinland-pfälzischen Vergabetages wurde der Preis erstmals vergeben. Er zeichnet öffentliche Auftraggeber aus, die regelmäßig Architektenwettbewerbe ausloben, und so einen wesentlichen Beitrag zur Baukultur leisten.
 
Der Landkreis Germersheim erhielt den Ausloberpreis 2021 für die Wettbewerbsvergabe zweier Integrierter Gesamtschulen in Rheinzabern und in Kandel sowie für die eines Kreishauses in Germersheim. Ebenfalls honoriert wurde die Ausstrahlung und Vorbildfunktion des Kreises auf weitere Städte im Landkreis. Denn letztere zogen nach und vergaben Bauaufgaben ebenso per Architekturwettbewerb. Den Preis teilt sich der Landkreis gleichrangig mit der Stadt Bitburg. Mit Hilfe des Wettbewerbinstrumentes konnten in Bitburg optimale Entwürfe für zentrale Stadtplätze, für ein Katastrophenschutzzentrum, für eine Grundschule sowie für ein Parkhaus gefunden werden.

Die Urkunden und Buchpräsente überreichten Kammerpräsident Gerold Reker und Vizepräsidentin Edda Kurz an den Bürgermeister der Stadt Bitburg, Joachim Kandels, und an den Landrat des Landkreises Germersheim, Dr. Fritz Brechtel. 

„Wettbewerbe sind ein bewährtes Instrument, um Vergabeverfahren schnell und transparent abwickeln zu können. Sie orientieren sich zudem an der konkreten Aufgabe, nicht an Referenzen aus der Vergangenheit“, so Kammerpräsident Gerold Reker anlässlich der Verleihung. Leider, so Reker weiter, seien genau diese Vorteile noch viel zu wenig bekannt. Hinzu kommt, dass eine qualifizierte Jury aus Fach- und Sachpreisrichtern dafür sorgt, dass eine maßgeschneiderte, gestalterisch überzeugende und qualitätsvolle Lösung gefunden wird. Aufgrund von Unklarheiten bezüglich der Kosten oder der Dauer eines solchen Verfahrens werde das Instrument jedoch noch viel zu selten angewendet. Zu Unrecht, wie Präsident Reker und Vizepräsidentin Edda Kurz finden. Deshalb will die Architektenkammer jetzt mit dem Ausloberpreis „die Lust am Thema Wettbewerb wecken“, sagte Reker. 

Vizepräsidentin und Laudatorin Edda Kurz nannte die Kriterien Anzahl, Zeitraum, Größe und Umsetzung für die Auswahl der Preisträger. Zum einen habe man „Wiederholungstäter aus Überzeugung“ gesucht, man habe jedoch auch das Verhältnis von durchgeführten Wettbewerben zur Anzahl der Bewohner berücksichtigt.  Und auch der Realisierungsprozess habe eine entscheidende Rolle gespielt.

In Ihrer Lobrede auf den Kreis Germersheim nannte Edda Kurz neben den drei vom Landkreis durchgeführten Wettbewerben, weitere Projekte, die von Städten des Landkreises sozusagen im Rahmen einer „Baukulturoffensive“ als Wettbewerb ausgelobt wurden: Hierzu zählt die Außenanlage der ehemaligen Stadtkaserne und das Gebäude der Feuerwehr in der Stadt Germersheim, der Neubau eines Kombibades in der Stadt Wörth, sowie eine Wohnbebauung, die die Wohnungsbaugesellschaft Wohnbau Wörth am Rhein vor noch nicht allzu langer Zeit ausgelobt hatte. Hier sei „das Weitertragen des Staffelholzes noch mal einen Schritt gegangen, von der Stadt auf die Wohnbaugesellschaft“, so Kurz. „Man sieht wie unterschiedlich und wie vielfältig die Bauaufgaben sind, die mit dem Wettbewerb gelöst werden können und wie sich das wie die Kreise im Wasser fortsetzt, wenn einmal der richtige Stein geworfen ist“, sagte die Vizepräsidentin.

Dass sie die Stadt Bitburg an zweiter Stelle nenne, habe nichts mit einem Ranking zu tun, sie sei lediglich von der größeren Struktur des Landkreises zur kleineren Struktur der Stadt übergegangen, erklärte Edda Kurz. Um so auszeichungswürdiger sei daher die Initiative der Stadt Bitburg als Kleinstadt für die Baukultur. In dem von Dörfern und Kleinstädten geprägten Rheinland-Pfalz, müsse es das planerische Ziel sein, in allen Regionen gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen. In der Stadt Bitburg habe sich innerhalb kurzer Zeit eine sehr hohe Dynamik aufgebaut: Kurz: „Fünf Jahre, fünf Wettbewerbe, bleiben sie in diesem Schwung. Ihr Elan und Ihre Aktivität für die Baukultur und für eine lebenswerte Umweltgestaltung können vorbildlich sein für viele Kommunen und vergleichbare Gemeinden in Rheinland-Pfalz.“ Die Stadt Bitburg zeige, dass die Durchführung von Wettbewerbsverfahren nicht nur großen Städten vorbehalten sei, sondern sich für jeden Maßstab eigne und lohne.

Die Videoaufzeichnung der Auslobung können Sie auf dem Youtube-Kanal der Architektenkammer Rheinland-Pfalz sehen. MEHR