21. Januar 2019

From Bauhaus to Our house

Edda Kurz
Vizepräsidentin Edda Kurz
Foto: Heike Rost, Mainz

Wenn auch Tom Wolfes provokantes Essay aus den 1980er Jahren „From Bauhaus to Our house“ durchaus polemisch ist, so stellt er doch in seinem prägnanten Titel – von Harry Rowolth in „mit dem Bauhaus leben“ eher unscharf übersetzt – die wichtige Frage nach der Relation zwischen dem Bauhaus vor 100 Jahren und seiner heutigen gesamtgesellschaftlichen Bedeutung

Zum hundertjährigen Geburtstag des Bauhauses 2019 geht es um mehr, als darum, die x-te Ausstellung mit Wagenfeld-Teeservice, Marianne-Brandt-Ascher und anderen Design-Ikonen zusammenzustellen oder den historischen Werdegang dieser legendären Schule mit ihren bekannten Stationen und Beispielbauwerken auf Tafeln zusammengefasst zu präsentieren.

Vielmehr stellen wir uns die Frage, wie hat die Idee, die die Gründungsväter mit dieser interdisziplinären Schule umsetzten, die tatsächlich nur 14 Jahre existiert hat, und die nicht mit dem Ziel, eine reine Architekturausbildung zu lehren, angetreten war, die Entwicklung von Architektur und Städtebau in den letzten 100 Jahren allerorts beeinflusst und geprägt – und welche Bedeutung haben diese Ansätze und Ideen heute noch für unsere Zukunft? Die Architektenkammer Rheinland-Pfalz wird in einer losen Reihe von Veranstaltungen dieser Frage nachgehen.

In der Eröffnungsveranstaltung des Bauhausjahrs 2019 im Zentrum Baukultur am 14. Januar hat Prof. Dr.-Ing. Werner Durth wesentliche Stationen des Bauhauses und seine Wirkung durch das gesamte 20. Jahrhundert bis heute in einem Vortrag analysiert.

Dass das Bauhaus nicht auf einen Architekturstil reduziert werden kann, sondern dass die dahinterstehende Haltung entscheidend ist, und „das Bauhaus“ somit auch keineswegs auf die bekannten Leuchtturmprojekte der Moderne reduziert werden kann, soll „vor Ort“ herausgearbeitet und aufgezeigt werden: Exemplarisch soll am Beispiel der kleinsten Großstadt von Rheinland-Pfalz untersucht werden, wie die neuen Inhalte und Themen sich in Alltagsarchitektur und Städtebau bemerkbar machten, weiterentwickelt wurden und nach wie vor wirksam sind. Die Ergebnisse werden als Ausstellung „Strategien der Moderne – am Beispiel einer Stadt. Kaiserslautern.“ präsentiert, deren Kurator, Dr. Matthias Schirren, TU Kaiserslautern, auch die inhaltliche Erarbeitung für die Architektenkammer Rheinland-Pfalz leitet. Unterstützt wird das Projekt vom Finanzministerium und der Kulturstiftung.

Die Wanderausstellung wird zum ersten Mal im Zentrum Baukultur in Mainz am 28. Mai 2019 eröffnet und dann in Koblenz, Kaiserslautern und Trier gezeigt. Weitere Veranstaltungen zum Thema werden in den bekannten Formaten der „Ortsgespräche“, des Hambacher Architekturgesprächs und in der Woche der Baukultur eingebunden. So wird beispielsweise ein „Architekturquartett“ eine kritische Diskussion zum Thema „Vom Bauhaus zum Bauhausstil“ führen.

Vor dem Hintergrund einer aktuellen Rezeption, die über konservatorische und deskriptive Annäherung hinausgeht, kann die Wiederbeschäftigung mit dem Bauhaus unsere heutigen Themen inspirieren: Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in kurzer Zeit und großer Zahl ebenso wie die Fragestellung nach einer Architektur der neuen Mittel und Werkzeuge – seinerzeit der Industrialisierung, aktuell der Digitalisierung des Bauens – sind heute so aktuell wie in den 1920er Jahren. Auch das damals wie jetzt genau aus diesen Themen resultierende Spannungsfeld zur Frage nach Identität und Zuhause hat nichts von seiner Aktualität eingebüßt – from Bauhaus to our house!

Wir freuen uns auf viele Beiträge und eine angeregte Diskussion zum Thema im Bauhausjahr!

 

Archivbeitrag vom 21. Januar 2019