Der Architekt und Hochschullehrer Prof. Hellmut Kanis ist tot. Er starb am 18. Juli 2020 in Mainz.
Geboren am 5. Oktober 1921 im sächsischen Jössnitz, studierte er an der TH Stuttgart, unterbrochen durch Krieg und schwere Verwundung; dort diplomierte er 1952. Bis 1955 arbeitete er als angestellter Architekt in Architekturbüros in Lindau, Berlin und Wiesbaden. 1960 wurde er Dozent an der Staatlichen Ingenieurschule Mainz. 1971 folgte die Ernennung zum Professor an der FH Mainz. Neben seiner Lehrtätigkeit arbeitete er als freischaffender Architekt BDA und dwb in Mainz und engagierte sich über knapp 30 Jahre hinweg berufspolitisch.
Prof. Kanis war von 1969-1974 Mitglied des Anerkennungsausschusses der AKRP, von 1972 - 1977 Mitglied des Satzungsausschusses und des Ausschusses für Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie des Ausschusses Berufsbild/Berufsordnung. Von 1977 dazu Mitglied der Vertreterversammlung und des Vorstandes. Seit 1992 war Prof. Kanis Ehrenmitglied der Kammer.
Sein bevorzugtes Themenfeld war die Architektenaus- und Weiterbildung. Bereits 1964 trug er den Gedanken einer Architekten-Weiterbildungsakademie vor, schon 1971 forderte er die achtsemestrige Regelstudienzeit für Fachhochschulabsolventen. Seit 1981 baute er Kontakte auf zu Polen, Ungarn, Bulgarien und der Tschechoslowakei. Die Partnerschaft der HS Mainz mit der Universität Lodz war nicht zuletzt sein Verdienst. 1993 erhielt er das Offizierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen. Nach der Grenzöffnung knüpfte Kanis neue Verbindungen in der ehemalige DDR, nach Thüringen und Sachsen in seine Heimatregion Vogtland.
Im übertragenen wie im Wortsinn baute er Barrieren ab. So wurde die Landesberatungsstelle für barrierefreies Bauen und Wohnen RP nicht zuletzt durch sein beharrliches Werben mit Unterstützung des Sozialministeriums und der Architektenkammer bei der Verbraucherzentrale eingerichtet.
Hellmut Kanis nahm bis in die Gegenwart an den aktuellen Entwicklungen der Stadt Mainz teil: Als Mitinitiator, langjähriger Sprecher und Ideengeber des Städtebaubeirates Mainz, als maßgeblicher Mitbegründer und 1. Vorsitzender des Deutschen Werkbundes und ab 1979 als Mitglied des Vorstandes der AKRP. Die "Kanis-Kolumne" - ein stehender Bergriff. Er hat sich aktiv - wo notwendig hartnäckig und unbequem, gelegentlich nicht frei von Eigensinn, aber immer fair und konsequent - für die Belange unseres Berufsstandes eingesetzt. Dafür gebührt ihm Respekt und Dank im besten Sinne.
Seinen Angehörigen gilt unsere Anteilnahme.