20. Februar 2019

Landleben 2.0

Der Zuzug in rheinland-pfälzische Städte ist ungebrochen.

Viele Menschen bevorzugen als Wohnort die attraktiven Mittel- und Großstädte, die mit Kultur und Freizeitangeboten locken. Dieser Trend hat jedoch zur Folge, dass Orte und Gemeinden im Flächenland Rheinland- Pfalz immer mehr Bewohner verlieren. Auch Angebote der Infrastruktur nehmen Zug um Zug ab. Die Gemeinden verlieren zunehmend an Attraktivität. Es kommt zu Überalterung und Leerstand. In den Städten dagegen wird Wohnen immer teurer. Begünstigt wird diese Entwicklung durch steigende Grundstückspreise und Grundstücksknappheit, zumal auch der Verdichtung innerhalb der Städte Grenzen gesetzt sind.

Viele Kommunen haben dies erkannt und neigen dazu, in den Randlagen der Ortschaften neue Wohngebiete auszuweisen. Die Grundstückspreise sind gegenüber Städten erheblich günstiger und damit prädestiniert für den Bau von Einfamilien- und Doppelhäusern im Eigentum. Doch ausfransende Ortsränder und hohe Infrastrukturkosten stehen hier auf der Malusseite. Auch das Bauen im Bestand als Nutzung leerstehender Gebäude und brachliegender Innenflächen in den Umlandgemeinden ist interessant.

Bezahlbar, individuell, liebenswert: Wohnen auf dem Land ist gerade für Familien eine interessante Alternative.
Uwe Knauth

Wie fantasievoll sich bestehende Gebäude wandeln lassen, zeigt jüngst das Ergebnis des Wettbewerbs "Mehr Mitte bitte!" mit dem Finklerhof in Landau-Godramstein. Mitten im Ortskern von Godramstein werden historische Gebäude für eine Initiative als Bau- und Wohngruppe mit der Zielgruppe 55plus angeboten (Bericht S. 24). So wichtig wie Mietwohnraumangebote in den Gemeinden, so wichtig sind auch infrastrukturelle Angebote. Kindertagesstätten, Grundschulen, Sportund Freizeitangebote - erst diese Angebote machen Gemeinden attraktiv für den Zuzug und die Ansiedlung von Familien. Die Kommunen sind gefordert. Öffentliche Fördermittel und Finanzierungshilfen stehen bereit. Mietwohnraum wird schließlich nicht nur in Städten gefördert.

Architekten und Stadtplaner unterstützen Investoren und Gemeinden bei der Identifikation von interessanten Bestandsgebäuden und Grundstücken. Moderne Wohnkonzepte, unterstützt mit einer Ladeninfrastruktur und Carsharing-Angeboten, können einen Beitrag zur Ressourcenschonung, zum Umweltschutz und zur Energiewende leisten. Ein besonderes Augenmerk richtet sich hierbei auch auf die Belebung des öffentlichen Personennahverkehrs.

Wohnen auf dem Land - eine interessante Alternative, wenn Wohnraum für Familien und ein alternatives Angebot an Infrastruktur geschaffen werden. Die dezentrale Konzentration ist der Schlüssel für die zukunftsfähige Wohnraumentwicklung der Gemeinden.

 

Archivbeitrag vom 20. Februar 2019