"Aus dem Notizbuch des Haushalters" so hieß ein Artikel von mir, der vor rund zehn Jahren an dieser Stelle zur damaligen Situation von Haushalt und Finanzen der Architektenkammer Rheinland-Pfalz erschien. Zu der Zeit konnte ich zwar auf eine fünfjährige Amtszeit als zuständiges Vorstandsmitglied zurückblicken, aber auch nur mit begrenzten Einschätzungen, wie sie nach relativ kurzer Tätigkeit verständlich gewesen sind. Dennoch war es der Zeitpunkt für eine erste Neuerung, die seitdem für eine vergleichsweise gleichmäßige Beitragsgestaltung der Kammer gesorgt hat. Mit dem Ziel, gelegentliche, aperiodische Beitragssprünge zu vermeiden, verständigten sich der Vorstand und die Vertreterversammlung damals auf eine zwar jährliche, aber moderate Beitragssteigerung, die sich an der Inflationsrate orientiert. Das hat geklappt und zu einer mehrheitlich zufriedenen Haushaltsplanung geführt.
Fünf Jahre später waren wir allerdings zur erneuten Debatte über Optimierungserfordernisse gezwungen. Die immer wieder notwendige Rücklagenentnahme widersprach der haushaltspolitischen Zielsetzung und den Richtlinien für die Haushalts- und Kassenführung. Vor allem wäre aber ohne eine vorausschauende Aufstockung der Rücklagen spätestens 2016 mit einer Beitragserhöhung von rund 19 Prozent zu rechnen gewesen, nur um den Stand der liquiden Rücklagen von 2012 zu erreichen. Darüber hinaus haben die kritischen Überlegungen sowohl zur räumlichen Entwicklung von Geschäftsstelle und Seminarbetrieb als auch zur altersbedingten Personalstruktur der Landesgeschäftsstelle erkennen lassen, dass in einem überschaubaren Zeitraum erhebliche Finanzmittel erforderlich sein würden. Im Ergebnis war festgestellt worden, dass zukünftige Rücklagenentnahmen ohne äquivalenten Ausgleich die Handlungsfähigkeit der Kammerpolitik auf absehbare Zeit gefährdet hätten.
Diese Analysen des Haushaltsauschusses waren in einem fast einjährigen Beratungsprozess Thema des Vorstandes und der Vertreterversammlung. Im Herbst 2012 hat das höchste Gremium der Architektenkammer dann einer zukunftsweisenden Lösung zugestimmt, die noch heute trägt und sich nach einer fünfjährigen Vollzugszeit in ihrer effektiven Wirksamkeit zeigt. Um die immer wiederkehrenden Rücklagenentnahmen zu reduzieren, wurde die gesamte Beitragsbasis erhöht. Dabei wurden auch die Angestellten und Beamten mit eingebunden, verbunden mit dem berufspolitischen Versprechen, ihre Belange verstärkt in den Fokus zu rücken. Eine engagierte Arbeitsgruppe von Angestellten und Beamten unter Leitung des zuständigen Vorstandsmitglieds, Julia Holzemer-Thabor, hat sich gebildet und bringt die kammerspezifischen Belange der nicht Freischaffenden seitdem unmittelbar und effektiv in die berufspolitische Vorstandsarbeit ein.
Bei der jährlichen Evaluation, zuletzt zur Haushaltsberatung 2016 bei der Vertreterversammlung im Herbst 2015, konnte der Vorstand mit Stolz den Erfolg des mehrjährigen Projektes vermelden. Im Nachhinein ist festzustellen, dass mit der moderaten und auf Jahre hinaus vorauskalkulierten Beitragsentwicklung zwei große Ziele erreicht wurden. Die angepeilten Rücklagenbeträge sind angespart und der Auftrag der Haushalts- und Kassenordnung erfüllt worden. Der Haushalt der Architektenkammer Rheinland-Pfalz steht im Haushaltsjahr 2016 auf soliden Füßen und kann dank einer sicheren Rücklagenbasis die kommenden Aufgaben ohne Sorge und selbstbewusst in Angriff nehmen. Nun endet nach Abschluss des Haushaltsjahres 2016 die Legislaturperiode des momentanen Vorstandes. Der bis dahin noch verantwortliche Haushaltsauschuss, unter Vorsitz von Daniela Fischer, und ich, als zuständiges Vorstandsmitglied, werden zwar noch den Haushalt 2017 auf den Weg bringen, aber es wird eine große Herausforderung des neuen Vorstandes und der neuen Vertreterversammlung, neue, andere Zukunftsperspektiven zu beraten, die den Haushalt und die Finanzen der Architektenkammer in der nächsten Legislaturperiode herausfordern werden.
Es hat sich erwiesen, dass eine genaue und differenzierte Beschreibung der zukünftigen Aufgaben und Lösungen auch eine überzeugte Zustimmung der Mitgliedschaft bewirkt. Zu den Herausforderungen werden auf jeden Fall die zweckgebundenen Rücklagen für konkrete Aufgaben, beispielsweise für ein wie auch immer benanntes Zukunftsprojekt, die dauerhafte Vorhaltung ausreichender Mittel für eine räumliche Entwicklung, die sparsame Vorsorge für die Wahlunkosten usw. gehören. Weitere Aufgaben und Kosten werden sicherlich noch von außen an die Kammer herangetragen und ergeben sich aus der täglichen Verwaltungsarbeit in der Geschäftsstelle.
Insofern ist auch keine Anstrengung zu groß, um bereits heute und in den nächsten Monaten über anstehende berufspolitische Aufgaben und Herausforderungen - nicht zuletzt über die berufsständische Zukunft der Institution Kammer und, vor dem Hintergrund der zunehmenden Ausdifferenzierung von Berufsbildern, über die Struktur der Mitgliederschaft - nachzudenken und zu diskutieren.
Archivbeitrag vom 10. März 2016