Es ist neben der Wahrnehmung berufspolitischer Interessen auch die Aufgabe des Vorstandes, unseren Mitgliedern die Arbeit der Gremien und der Geschäftsstelle zu vermitteln. Dazu ist eine effektive Kommunikation nach innen notwendig, durch die unsere Aktivitäten den Kolleginnen und Kollegen nahegebracht werden. (Was tut die Kammer für mich? Wie beeinflusst oder gestaltet sie die Rahmenbedingungen meiner Arbeit? Meldet sie sich zu Wort, wenn Dinge aus unserer Sicht „schief laufen“?) Davon hängt entscheidend die Akzeptanz und die individuelle Bereitschaft ab, sich als Mitglied zu engagieren oder sich zumindest im Rahmen dessen zu bewegen, was als kollegial gilt. Schaffen wir das nicht, wird die Architektenkammer lediglich als vielleicht gerade noch notwendige, aber eigentlich lästige und Kosten verursachende Verwaltungsstruktur erlebt werden. Hier gibt es noch einiges zu tun. Der Vorstand ist sich dieser Aufgabe bewusst und wir hoffen hierbei auf das Interesse und die Unterstützung unserer Mitglieder, damit die Bemühungen nicht ins Leere gehen.
Mindestens ebenso wichtig scheint mir Kommunikation nach außen zu sein. Wenn wir als ernst zu nehmende Gesprächspartner, die nicht nur ihre eigenen Interesse im Sinn haben, wahrgenommen werden wollen, müssen wir verstärkt und nachdrücklich Positionen zu gesellschaftspolitisch relevanten Themen beziehen, um von unseren Interaktionspartnern auf Auftraggeber Seite und in Politik und Verwaltung sowie von der interessierten Bevölkerung gebührend wahrgenommen zu werden. Wir sind schließlich kein Verein von nörgelnden Berufsästheten, sondern eine gesellschaftlich relevante Gruppe von gut ausgebildeten Fachleuten, die etwas zu sagen haben und nicht zuletzt wegen der für uns verbindlichen Präambel des Architektengesetzes in diesem Selbstverständnis Verantwortung übernehmen für Mensch und Umwelt.
Dazu müssen wir uns regelmäßig, deutlich vernehmbar, kompetent und offensiv zu verschiedensten Themen äußern. Es muss deutlich werden, dass wir uns in die öffentliche Diskussion einbringen wollen und können, um eben dieser Verantwortung gerecht zu werden. Dabei geht es 80 Jahre nach Athen nicht um eine „Charta von Mainz“ oder um beseelte Manifeste, sondern um qualifizierte Äußerungen zu relevanten Problemen unserer Zeit, die oft genug in einem nachvollziehbaren Zusammenhang mit unserer Arbeit stehen.
Die Ehrenamtlichen in den Gremien können dies nicht im notwendigen Umfang leisten. Die Geschäftsstelle kann unterstützen, wird jedoch ebenfalls in der derzeitigen Besetzung nicht in der Lage sein, diese Arbeit nebenbei zu machen. Daher müssen neue Kapazitäten geschaffen werden, um auf diesem Wege weiter zu kommen.
Der Vorstand hat aus diesem Grunde beschlossen, zunächst für eine Probephase durch Umverteilung von Aufgaben in der Geschäftsstelle eine 20 Wochenstunden-Stelle zu schaffen, in deren Aufgabenbereich diese intensivierte Öffentlichkeitsarbeit liegt. Auf diesem Wege können beispielsweise auch über die Kammergruppen an uns herangetragene wichtige Themen aus dem Land journalistisch aufbereitet werden, um sie in den verschiedensten Medien als Positionen der Kammer vorzustellen. Das Ziel ist, wesentlich häufiger als heute, öffentliche Wortmeldungen der Architektenschaft zu platzieren.
Die Öffentlichkeitswirksamkeit stetiger Medienpräsens dürfte unbestritten sein. Darum ist die vernehmbare Beteiligung an der öffentlichen Diskussion aus meiner Sicht die Grundlage für eine erfolgreiche Arbeit der Kammer, wenn wir uns gesellschaftlich nicht marginalisieren wollen. Dies rechtfertigt aus meiner Sicht den entstehenden Aufwand oder alternativ den Verzicht auf andere Instrumente in der Öffentlichkeitsarbeit. Es gilt, Prioritäten zu setzen.
Darüber hinaus sind selbstverständlich alle Kammermitglieder eingeladen, sich in den Gremien der Kammer oder über diese in die Diskussion einzubringen. Qualifizierte Äußerungen in Leserbriefen oder in anderen öffentlichen Foren tragen seit Jahren dazu bei, gesellschaftliches Engagement zu unterstreichen. Ich würde mir wünschen, dass viele Kolleginnen und Kollegen unsere Arbeit dahingehend unterstützen und möglichst in Absprache und koordiniert mit den Aktivitäten der Gremien und der Geschäftsstelle diesen Weg nutzen, um öffentlich deutlich zu machen: die Architekten in Rheinland-Pfalz haben etwas zu sagen!
Archivbeitrag vom 17. April 2013