Spätestens seit den Unwetterkatastrophen im vergangenen Jahr sind die Themen Klimaschutz und nachhaltiges Bauen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Dabei sind die Aufgaben nicht neu. Bereits 1995 gab es in Rheinland-Pfalz Modellvorhaben zum ökologisch orientierten Planen und Bauen. Im Rahmen dieser Vorhaben wurden die Niederschlagswasserbewirtschaftung sowie das flächensparende, energiesparende und ökologische Bauen erprobt. Ein Ergebnis war die Erkenntnis, dass diese Aufgaben nur mit einer ganzheitlichen Betrachtungsweise und in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit aller Planungsbeteiligten gelöst werden können. Das ist nun bald 30 Jahre her…. Haben wir seitdem nichts dazugelernt? Oder war der Handlungs- und Leidensdruck bislang nicht groß genug, als dass sich diese Erkenntnis hätte durchsetzen können? Dabei gibt es sie doch, die gebauten Beispiele, die funktionieren und geeignet sind, die Folgen des Klimawandels und der Umweltveränderungen in allen Bereichen abzumildern oder gar aufzuhalten. Der „Werkzeugkasten“ ist vorhanden und gut gefüllt!
05. April 2022
Mehr Miteinander...
"Dabei gibt es sie doch, die gebauten Beispiele, die funktionieren und geeignet sind, die Folgen des Klimawandels und der Umweltveränderungen in allen Bereichen abzumildern oder gar aufzuhalten."
Über rein technische Lösungen hinaus müssen wir dabei Lieferketten und Stoffkreisläufe in den Blick nehmen. So gilt es als ausgemacht, dass Holz der „gute“ und ökologische Baustoff ist, viel besser als Beton oder Stahl. Aber unter welchen Bedingungen das Holz produziert wird, wird selten hinterfragt. Kommt es am Ende aus den letzten noch vorhandenen Urwäldern Europas? Führt verstärkter Anbau von heimischer Lärche, Fichte oder Douglasie zum Verlust unserer artenreichen Buchenmischwälder? Ist Natursteinschotter besser als Recycling-Material? Wer hat die möglichen Schadstoffe im Blick, die in RC-Material enthalten sein und über Auswaschung in unser Grundwasser gelangen könnten? Wer prüft, bewertet und entscheidet? Woher stammen Sande, Schotter und Natursteine? Verursacht deren Gewinnung nicht auch die Zerstörung von Natur- und Kulturlandschaften? Fragen, die vor allem auch uns Landschaftsarchitektinnen und -architekten umtreiben.
Es ist und bleibt also kompliziert. Gute Lösungen lassen sich oft nicht spontan entwickeln, sondern brauchen Klarheit in den Zielen. Dabei darf es keine Denkverbote geben. Eine nachhaltige Lösung der anstehenden Probleme kann nur durch integrierte, querschnittsorientierte Planung und eine handwerklich gute Umsetzung auf der Baustelle gelingen. Vieles ist noch ein Ausprobieren. Oft aufwändig und kompliziert in den technischen, ökonomischen und ökologischen Fragen. Auf der Hand liegt, dass das Bauen im und mit dem Bestand ein bislang zu oft vernachlässigter Weg ist. Dabei müssen wir mutiger werden und uns vielleicht auch (wieder) auf einfachere Lösungen und Standards einlassen.
Bei allem aber gilt, dass die, die „billig“ planen auch teuer bauen werden, und wenn es auf Kosten der nachfolgenden Generationen geht.
Text: Klaus-Dieter Aichele