Irgendwo in Rheinland-Pfalz ... eine städtische Baugesellschaft will Gebäude umbauen und energetisch modernisieren, fordert sechs Architekten zur Abgabe eines Preisangebotes auf, die beteiligen sich an dem offensichtlich unzulässigen Preiswettbewerb, und nach Abschluss des Verfahrens wird bei der Kammer beklagt, der Billigste habe die Mindestsätze unterboten, Zuschläge nicht in Ansatz gebracht, und, und, und! Der Zug ist dann aber schlichtweg abgefahren; ohne stichhaltige Beweise, z.B. den abgeschlossenen Vertrag, ist die Kammer machtlos; rechtzeitig informiert hätte sie eine Chance gehabt, auf ein zulässiges Verfahren hinzuwirken.
Als Vertreter dieses Berufsstandes fragt man sich: Warum tue ich mir das an? Seit 15 Jahren kämpfen wir für den Erhalt der HOAI, erklären Politikern, warum die Honorare nicht auskömmlich sind, schreiben uns die Finger wund, können endlich auf eine lange überfällige zehnprozentige Erhöhung hoffen, und gleichzeitig konterkarieren einzelne Unbedachte im Berufsstand alle Bemühungen, indem Sie den Eindruck erwecken, die gleiche Leistung sei für den halben Preis zu haben.
Bedauerlich genug, wenn Entscheidungsträger bei öffentlichen Verwaltungen nicht wissen, dass sie dabei an der Nase herumgeführt werden. Denn verantwortungslose Billiganbieter schrauben ja neben dem ohnehin unauskömmlichen Honorar auch ihre Leistung entsprechend herunter. Architekten aber sollten wissen, dass das Handeln ganz Weniger eine fatale Wirkung für Alle in der Öffentlichkeit hat. Sie entziehen auch jenen den Boden, die verantwortungsvoll arbeiten und korrekt bezahlte Arbeitsplätze zur Verfügung stellen wollen. Wer sich an unlauteren Wettbewerben beteiligt, bietet nicht nur, sondern handelt auch ... unter Niveau!
Vizepräsident Ernst Wolfgang Eichler, Alzey