Unter dem Titel „Sie bauen auf das Ausland“ beschrieb vor nicht allzu langer Zeit die FAZ, wie junge deutsche Architektur-Absolventen ihr Glück in anderen Ländern suchen, weil ihnen Deutschland keine Chancen bietet. Schrumpfende Bau- und Planungsmärkte stehen nach wie vor einer - wenn auch langsamer - steigenden Zahl von Architekten gegenüber, die Büroumsätze sind gesunken. Entsprechend schwierig ist es hierzulande, einen angemessen bezahlten Job nach dem Studium zu finden.
Anders im Ausland: In den osteuropäischen Ländern z. B. ist der Baubedarf hoch, andere Länder wie z. B. die Schweiz, Österreich, Holland und nordische Staaten dagegen haben eine ausgeprägtere Baukultur. Beides bietet Möglichkeiten, weil die sprichwörtliche Zuverlässigkeit, der Arbeitseifer und die im Ausland geschätzte Ausbildung deutscher Absolventen gefragt sind und honoriert werden.
Man kann sich fragen, wie sinnvoll das ist, wenn der deutsche Steuerzahler in Ausbildung junger Menschen investiert, die er dann ins Ausland ziehen lassen muss. Andererseits gehört auch das zur Realität eines zusammenwachsenden Europas, und wir müssen den notwendigen Ausgleich von Angebot und Nachfrage im sich erweiternden Markt akzeptieren. Die Architektenkammer macht denen Mut, die nach dem Studium nicht berufsfremd unterkommen wollen, z. B. auf ihrer Internetseite unter „Grenzenlos“ mit Erfahrungsberichten junger Hochschulabsolventen im Ausland oder mit Informationsangeboten für Büros auf den „Export-Seiten“. Wer aber als Architekt hierzulande eine Stelle frei hat, sollte die tunlichst mit fairen Bedingungen anbieten. Über kurz oder lang schaden wir uns selbst und unserem Ruf, wenn hochmotivierte Mitarbeiter uns wegen schlechter Arbeitsbedingungen den Rücken kehren.
Vizepräsident Ernst Wolfgang Eichler, Alzey