Herr Adams, Sie haben Raum- und Umweltplanung an der TU Kaiserslautern studiert und als stellvertretender Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung und Bauwesen gearbeitet. Seit September 2019 sind Sie Dezernent für Stadtentwicklung und Bauen in Neustadt. Was begeistert Sie an Ihrer Arbeit?
Nachhaltige Stadtentwicklung – zwischen räumlicher Gestaltung und der Zusammenarbeit mit der Gesellschaft – hat mich immer schon sehr gereizt. In meiner jetzigen Funktion kann ich mich für meine Heimatstadt Neustadt an der Weinstraße einsetzen, mit der ich mich stark identifiziere. Ich freue mich, an entscheidender Stelle mitwirken zu können, um Neustadt im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung bei anhaltend hoher Wohnzufriedenheit in die Zukunft zu führen.
Neustadt hat den Zuschlag für die Landesgartenschau 2027 bekommen. Was genau ist geplant?
Unter dem Motto „Sprung ins Grüne“ soll ein zusammenhängender Landschaftspark zwischen Rehbach und Speyerbach entstehen, der sich von Westen über die Neustadter Innenstadt nach Osten bis zum Naherholungsbereich Ordenswald erstreckt. Damit der Brückenschlag von dem innerstädtischen Grünzug, der in den vergangenen fünfzehn Jahren etabliert wurde, in die Natur gelingt, gilt es eine stark befahrene Kreisstraße sowie die Bahnverbindung zwischen Neustadt und Ludwigshafen/Mannheim zu überwinden. Zudem sollen die beiden angrenzenden Stadtteile
Branchweiler im Süden und Böbig im Norden gestärkt und die ehemalige Hausmülldeponie im Sinne einer grünen Konversion umgedeutet werden: Von einer No-go-Area in ein Element des neuen Landschaftsparks.
Sie haben ein Mammutdezernat – vom Verkehr über Bauen und Gebäudemanagement bis hin zur Stadtentwicklung. Wie beeinflusst das die Landesgartenschau?
Sehr positiv. Denn die Landesgartenschau ist weit mehr als eine Blümchenschau. Sie wird in Rheinland-Pfalz immer auch als Instrument der Stadtentwicklung verstanden. Mit dem Zuschlag haben wir direkt begonnen, zahlreiche flankierende Stadtentwicklungsmaßnahmen im näheren Umfeld und in der Innenstadt auf den Weg zu bringen. Dass die vielfältigen Maßnahmen der Verkehrsentwicklung, Baugebietsentwicklung und Freiraumgestaltung dabei in einem Dezernat zusammenlaufen, ist ein großer Vorteil.
Es wurde ein freiraumplanerischer Wettbewerb ausgelobt...
Ja und das Juryergebnis war einstimmig. Wir sind stolz, dass das namhafte Berliner Büro Atelier Loidl Landschaftsarchitekten den Zuschlag erhalten hat. Kürzlich wurde es von der neugegründeten Landesgartenschau-Gesellschaft Neustadt mit den Planungsleistungen im Umfang von rund zwei Millionen Euro beauftragt. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit den Planern aus Berlin, die bereits zahlreiche prämierte Projekte im öffentlichen Raum wie Bundesgartenschauen realisiert haben. Mit Sicherheit werden sie in den „Kleinkosmos“ Neustadt auch Gestaltbilder aus einer Metropole bringen, wovon wir nur profitieren können. Für Neustadt, ja für ganz Rheinland-Pfalz ist es toll, mit einem so renommierten Landschaftsarchitekturbüro zusammenarbeiten zu können.
Welche Chancen eröffnen sich durch die Landesgartenschau für Neustadt?
Die Landesgartenschau ist ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Sie unterstützt den Tourismus und trägt zur Steigerung des Bekanntheitsgrades von Neustadt in der Großregion bei. Wir rechnen dabei mit einem Einzugsbereich von einer Stunde Fahrentfernung, also vom Elsass über das Saarland bis hin zum Rhein-Main-Gebiet und der Region Rhein-Neckar. Neben einem positiven Image erhoffen wir uns weitere Impulse für die Stadtentwicklung. In den bislang eher benachteiligten Stadtquartieren Branchweiler und Böbig sollen freiraumplanerische und stadträumliche Qualitäten entstehen, die den Wohnwert heben und eine Aufwärtsspirale in Gang setzen. Für die Innenstadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner wird es künftig eine sehr gute Anbindung zum S-Bahn-Haltepunkt sowie in den Naherholungsbereich Ordenswald geben. Wer Neustadt kennt, weiß wie dicht bebaut die mittelalterliche, teils gründerzeitliche Altstadt ist. Das grüne Band, das entlang Rehund Speyerbach geknüpft wird, wird die Stadt in den kommenden Jahrzehnten ungemein prägen.
Die Landesgartenschau, ein Herzensprojekt?
Absolut. Die Chance, dank einer solchen Großinvestition Stadtentwicklung im Zeitraffer praktizieren zu können, da geht einem als Stadtplaner das Herz auf.
Das Interview führte Lena Pröhl.